Die Zeiten, in denen Rauchen seinen Status als Kulturpraxis hatte, sind vorbei. In den 1980er Jahren warnten Biologie-Lehrer die 16jährigen mit Bildern von Raucherbeinen vor den Folgen des Zigarettenkonsums und lösten damit meist die pubertäre Trotzreaktion aus “erst mal eine zu rauchen”.
Schockbilder
Wer im Iran seine Bahman genießen will, blickt auf eine Raucherlunge, ebenso geht es dem Tabakfreund in den USA. Auch in Deutschland tritt am 20. Mai eine EU-Richtlinie in Kraft, die mit Schreckensbildern vom Rauchen abhalten soll. 42 Schocksequenzen zeigen die Folgen des Nikotingenusses in den schwärzesten Farben: Raucherlungen, amputierte Gliedmaßen oder ein verfaulter Fuß gesellen sich zu gestellten Inszenierungen zum Beispiel von gealterter Haut. Dass Babys von Raucherinnen degenerieren, dass Rauchen blind macht oder Krebs erzeugt, erfährt der potenzielle Raucher jetzt nicht nur wie bisher im Text, sondern in so drastischen Bildern wie möglich.
Die EU-Richtlinie
Die EU-Richtlinie zur Anti-Werbung verlangt, dass mindestens 65 % der Vorder- und Rückseite mit Abschreckung in Text und Bild gefüllt ist, bei Zigarettenpackungen ebenso wie bei Dreh- und Wasserpfeifentabak. Um den Effekt zu erhöhen, zeigen die einzelnen Packungen unterschiedliche Motive.
Außerdem darf Tabakwerbung im Kino nur nach 18.00 laufen und zudem bei Filmen mit FSK ab 18. Ab 2020 ist Außenwerbung für Tabakprodukte und E-Zigaretten generell verboten.
Inhaltsstoffe verboten
Verboten sind in Zukunft alle Zusätze, die Tabak besser schmecken lassen, Sucht erzeugen oder die toxische Wirkung verstärken. Fruchtaroma gehört ebenso dazu wie Mentholzigaretten.
Gefahren des Rauchens
Tabakrauch enthält fast 250 Stoffe, die als toxisch gelten, und fast 100 sollen Krebs erregen. Der Rauch gelangt durch die Lunge in das Blut und damit in den gesamten Organismus. Als klassische Beschwerde von Rauchern gilt eine entzündete und verengte Lunge, die sich vor allem durch Atemnot zeigt.
Rauchen soll außerdem die Potenz schädigen, Herz-Kreislauf-Krankheiten verursachen, die körperliche Leistung mindern, und während der Schwangerschaft das Kind schädigen.
Krebs
Rauchen bedingt Lungenkrebs und fördert bis zu einem Viertel sämtlicher anderer Kreberkrankungen. Die krebsauslösenden Stoffe im Tabakrauch verusachen nicht nur Lungenkarzinome, sondern auch Krebs im Kehlkopf, Speiseröhre, Harnblase, Niere, Bauchspeicheldrüse, Magen und Gebärmutterhals.
Raucher sterben nicht nur häufiger an Lungenkrebs als Nichtraucher, sondern auch häufiger an anderen Formen von Krebs.
Jährlich sterben ungefähr drei Millionen Menschen an den Folgen des Rauchens, jeder Dritte davon an Lungenkrebs, starke Raucher haben eine bis zu 20 Jahre verkürzte Lebenserwartung.
Alkohol und Zigaretten
Alkohol zur Zigarette verstärkt das Krebsrisiko noch einmal beträchtlich. Er löst die Krebs fördernden Stoffe im Tabakrauch und ebnet so den Weg vor allem für Karzinome in Kehlkopf, Mundhöhle und Speiseröhre. Der Königsweg, um die Krebsgefahr einzudämmen, wäre also, auf Alkohol und Zigaretten zu verzichten; eins von beiden bleiben zu lassen, vermindert derweil bereits das Risiko.
Erfolgreiche Abschreckung?
Ist die Antiwerbung mit Horrorbildern erfolgreich? 62% der befragten Ex-Raucher in Australien sagten, die Gruselbilder hätten sie beeinflusst, das Rauchen aufzugeben.
Befragungen unter ehemaligen Rauchern in Kanada ergaben ebenfalls, dass die Manipulationen ihren Entschluss stärkten, das Rauchen zu beenden.
Viele aktive Raucher fühlen sich hingegen stigmatisiert, als Kinderschädiger und labile Süchtige diskriminiert.
Tabakindustrie kritisiert autoritären Staat
Michael von Foerster, Sprecher des Verbandes der Deutschen Rauchtabakindustrie (VdR) sagt: “Es muss Schluss sein mit einer autoritären Gesundheitspolitik, die gesellschaftlich unerwünschtes Verhalten definiert und dann an den Pranger stellt und damit pauschal Verbraucher diskriminiert. Heute geht es gegen Tabak, morgen gegen Alkohol, Zucker, Fette und Autos.” (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.