Rotwein oder Schokolade: Was ist gesünder?
In den vergangenen Jahren haben verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen Hinweise darauf geliefert, dass der Verzehr von dunkler Schokolade oder Rotwein gut für das Herz sein kann. Stimmt das tatsächlich und was von beiden ist gesünder?
Eine ausgewogene Ernährung ist das A und O für die Herzgesundheit. Der beste Speiseplan beinhaltet viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Nüsse und Olivenöl. Aber es gibt auch Platz für gelegentliche Leckereien, wie ein Glas Rotwein oder dunkle Schokolade, erklärt die Ernährungsberaterin Julia Zumpano in einem Beitrag der renommierten Cleveland Clinic (USA). Die Expertin beschäftigt sich darin mit der Frage, welches der beiden Lebensmittel gesünder ist.
Ein Glas am Tag?
Eine bereits 1979 in dem Fachmagazin „Lancet“ veröffentlichte Studie zeigte erstmals einen Zusammenhang zwischen niedrigeren Herzkrankheitsraten in Ländern, in denen mehr Wein getrunken wurde, obwohl diese Staaten häufig auch Ernährungsweisen mit einem höherem Gehalt an gesättigten Fettsäuren hatten.
Dieses Phänomen wurde später als „Französisches Paradox“ bekannt und löste viel mehr Forschungen über die potenziellen gesundheitlichen Vorteile von Wein aus. Im Vordergrund stand und steht hier oft ein Antioxidans namens Resveratrol. Es ist in Traubenschalen (und Wein), Äpfeln, Erdnüssen, Soja und anderen Lebensmitteln enthalten.
Eine Studie an Tieren hat gezeigt, dass Resveratrol vor Bluthochdruck, Arterienverkalkung, Schlaganfall, Herzinfarkt und Herzinsuffizienz schützen kann. Wissenschaftliche Untersuchungen am Menschen haben jedoch nicht immer dieselben Effekte gezeigt. „Der Effekt, falls vorhanden, ist wahrscheinlich gering“, sagt Zumpano.
Eine Langzeitstudie hat aber leichtes bis mäßiges Trinken im Allgemeinen mit einem geringeren Risiko für den Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht.
Die Ernährungsberaterin betont, dass es aber besonders auf „leicht bis mäßig“ ankommt, denn wenn der Konsum von Alkohol übertrieben wird, kann er zu einem Risikofaktor für eine Reihe chronischer Krankheiten werden und unter anderem Vorhofflimmern auslösen.
Was bedeutet das alles? Wenn Sie nicht trinken, wird nicht empfohlen, dass Sie damit anfangen. Wenn Sie jedoch im Rahmen eines gesunden Lebensstils etwas Alkohol genießen, empfehlen die Ernährungsrichtlinien und die American Heart Association maximal ein Getränk pro Tag für Frauen und zwei Getränke pro Tag für Männer.
Flavanole in dunkler Schokolade
Eine Studie hat eine moderate Schokoladenaufnahme mit einem geringeren Risiko für Herzkrankheiten, Schlaganfall und Diabetes in Verbindung gebracht.
Warum? Dies könnte daran liegen, dass Kakaobohnen reich an Flavanolen sind, sekundäre Pflanzenstoffe, die auch in einigen Früchten, Gemüsesorten und Tee enthalten sind. Die Forschung hat Flavanole mit einer Senkung des Blutdrucks und einer Verbesserung der Herzgesundheit in Verbindung gebracht.
Durch die Verarbeitung kann aber der Flavanolgehalt reduziert werden, und die Menge, die in kommerzieller Schokolade landet, variiert je nach Marke. Dunkle Schokolade hat mehr als Milchschokolade, aber es ist für Verbraucherinnen und Verbraucher unklar, wie viel.
Wie bei Wein gibt es auch bei Schokolade einen Nachteil: Sie ist reich an Kalorien, gesättigten Fettsäuren und manchmal Zucker. Eine Unze dunkler Schokolade (knapp 30 Gramm) kann bis zu 170 Kalorien enthalten, und die meisten durchschnittlich großen Schokoriegel sind größer, weshalb es bei häufigem Verzehr leicht zu Übergewicht kommen kann.
Das Fazit
Die beste Wahl für die Herzgesundheit ist eine Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, magerem Eiweiß und gesunden Fetten ist und wenig verarbeitetes Fleisch, Milchprodukte und Süßigkeiten enthält.
Und wenn Sie sie genießen, können moderate Mengen an Rotwein und Schokolade ein Teil davon sein. Es gibt mögliche Vor- und Nachteile von beiden.
„Wenn Sie kleine Mengen Schokolade oder gelegentlich ein Glas Wein konsumieren, weil Sie diese Lebensmittel genießen, gibt es keinen Grund, dies zu ändern“, sagt Zumpano. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Red Wine vs. Dark Chocolate: Which Is Healthier?, (Abruf: 21.09.2020), Cleveland Clinic
- A S St Leger, A L Cochrane, F Moore: Factors associated with cardiac mortality in developed countries with particular reference to the consumption of wine; in: Lancet, (veröffentlicht: 12.05.1979), Lancet
- Beshay N M Zordoky, Ian M Robertson, Jason R B Dyck: Preclinical and clinical evidence for the role of resveratrol in the treatment of cardiovascular diseases; in: Biochimica et Biophysica Acta, (veröffentlicht: 01.11.2014), Biochimica et Biophysica Acta
- Richard D. Semba, Luigi Ferrucci, Benedetta Bartali; et al.: Resveratrol Levels and All-Cause Mortality in Older Community-Dwelling Adults; in: JAMA Internal Medicine, (veröffentlicht: 12.05.2014), JAMA Internal Medicine
- American College of Cardiology: Light-to-Moderate Alcohol Consumption May Have Protective Health Effects, (Abruf: 21.09.2020), American College of Cardiology
- Sheng Yuan, Xia Li, Yalei Jin, Jinping Lu: Chocolate Consumption and Risk of Coronary Heart Disease, Stroke, and Diabetes: A Meta-Analysis of Prospective Studies; in: Nutrients, (veröffentlicht: 02.07.2017), Nutrients
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.