Zuckerkonsum verändert Mundflora und begünstigt Karies
Dass ein erhöhter Zuckerkonsum der Gesundheit schaden kann und unter anderem zu Karies führen kann, ist den meisten Menschen bekannt. Doch laut Forschern kann selbst schon der Zucker von einem Glas Apfelschorle die Mundflora verändern und Zahnfäule begünstigen.
Gesundheitliche Probleme durch hohen Zuckerkonsum
Ernährungs- und Gesundheitsexperten warnen immer wieder vor erhöhtem Zucker-Konsum. Bei häufigem Verzehr kann das Süßungsmittel zu enormen gesundheitlichen Problemen wie Adipositas, Bluthochdruck oder Diabetes führen. Zudem begünstigt Zucker die Entstehung von Karies (Zahnfäule). Forscher weisen nun darauf hin, dass sich auch schon sehr kleine Mengen des Süßungsmittels negativ auf die Mundflora auswirken können.
Gefahr für die Zähne
Erst vor kurzem wurde eine Studie veröffentlicht, die zeigte, dass hoher Zuckerkonsum weltweit zu Zahnbehandlungskosten in Milliardenhöhe führt.
Doch auch schon relativ geringer Zuckerkonsum kann schaden.
Wie Forscher des Universitätsklinikums Freiburg nun erstmals direkt nachgewiesen haben, kann bereits der Zucker von einem Glas Apfelschorle täglich möglicherweise ausreichen, damit sich die Mundflora substantiell verändert.
Die Studie wurde kürzlich im Fachmagazin „Scienfic Reports“ veröffentlicht.
Kariesspezifissche Veränderungen in der Mundflora
„Veränderte Ernährungsgewohnheiten führen offensichtlich recht schnell zu kariesspezifischen Veränderungen in der Mundflora“, erklärte Studienleiter Prof. Dr. Elmar Hellwig, Ärztlicher Direktor der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums Freiburg, in einer Mitteilung.
„Besonders schädlich für die Zähne sind Lebensmittel wie Bonbons oder Fruchtdrinks für Kinder, bei denen der Zucker lange im Mund bleibt.“
Weltweit leiden etwa 2,4 Milliarden Menschen an Karies. Löcher in den Zähnen, Zahnschmerzen und Entzündungen sind die Folge.
Als Ursache wird die „erweiterte ökologische Plaque-Hypothese“ angenommen. Diese besagt, dass sich durch hohen Zuckerkonsum solche Bakterienarten besonders vermehren, die als Abfallprodukt sehr viel Säure produzieren.
Diese Säure wiederum löst das Kalzium aus dem Zahn und verursacht die Löcher. Andere, schützende Bakterienarten gehen demnach verloren. Ob diese Hypothese richtig ist, konnte aber bislang nicht unter natürlichen Bedingungen geklärt werden.
Jeder Deutsche nimmt täglich rund 90 Gramm Zucker zu sich
Die Studienteilnehmer lutschten währen des Tests drei Monate lang täglich fünfmal zwei Gramm Kandiszucker.
Was zunächst viel klingt, ist nur ein Bruchteil der täglichen Zuckerdosis. Rund 90 Gramm Zucker nimmt jeder Deutsche im Schnitt am Tag zu sich. Schon ein Glas Apfelschorle enthält etwa zehn Gramm.
In der Studie ernährten sich die elf Probanden zunächst fünf Wochen wie gewohnt. Dann folgten die drei Monate mit zusätzlichem Kandiszucker. Während der gesamten Zeit putzten sich die Probanden normal die Zähne.
Gegen Ende der Kontroll- und der Testphase trugen die Probanden mehrmals für sieben Tage lang eine Zahnschiene, die kleine Stücke von Rinderzähnen enthielt. Diese ähneln im Aufbau stark menschlichen Zähnen und werden darum häufig zu Testzwecken genutzt.
„Die Probanden konnten die Schiene zum Essen und Zähneputzen herausnehmen. So war ihre eigene Zahngesundheit nicht gefährdet. Gleichzeitig bildete sich auf den Zahnproben ungestört ein bakterieller Belag“, so Erstautorin Dr. Annette Carola Anderson, Biologin an der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums Freiburg.
Gemeinsam mit Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums München untersuchten die Forscher molekulargenetisch den bakteriellen Belag, auch Biofilm genannt.
Zuckerkonsum führt zu vermindertem Bakterien-Artenreichtum im Mund
Sie stellten fest: Während des Zuckerkonsums ging die Anzahl unterschiedlicher Bakterienarten deutlich zurück. Einzelne Bakterienarten aber vermehrten sich stärker, wie die an Karies beteiligten Streptococcus-Bakterien.
„Damit können wir erstmals die Vermutung bestätigen, dass Zuckerkonsum zu einem verminderten Bakterien-Artenreichtum im Mund führt“, sagte Ko-Studienleiter Prof. Dr. Ali Al-Ahmad, Laborleiter und Leiter des Bereichs „Orale Mikrobiologie“ an der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums Freiburg.
„Es gibt aber offensichtlich nicht die eine für Karies verantwortliche Art, sondern es sind viele an der Entstehung beteiligt.“
Unter dem Mikroskop untersuchten die Forscher, ob die für Karies typische Demineralisation zu erkennen war.
„Wir haben Hinweise darauf gefunden, aber keinen eindeutigen Beweis. Darum wollen wir die Studie mit mehr Probanden und längerer Laufzeit durchführen“, so Prof. Al-Ahmad. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.