120.000 Jahre alter Fund: Schon Neandertaler hatten Knochenkrebs
08.06.2013
Eine gängige Meinung über Krebserkrankungen besagt, dass sie als eine Art moderne Zivilisationskrankheiten anzusehen seien. Ein spektakulärer Knochenfund belehrt uns aber eines Besseren: schon vor 120.000 Jahren hatten Neandertaler Krebs.
100 Jahre alter Fund wurde untersucht
Seit Jahrzehnten beschäftigen sich Wissenschaftler mit der Frage, ob Krebs eine Erscheinung der Neuzeit, oder doch schon sehr viel älter sei. Die britische Ausgabe der „International Business Times“ berichtet, dass US-Forscher herausgefunden haben, dass Neandertaler schon vor 120.000 Jahren Krebs hatten. Der Knochenfund, auf den sie sich beziehen, wurde bereits vor mehr als 100 Jahren in Krapina, 55 Kilometer nördlich der kroatischen Hauptstadt Zagreb, gefunden. Bei einer Untersuchung des Fundes machte nun der US-Anthropologe David W. Frayer von der Universität Kansas eine erstaunliche Entdeckung. Der untersuchte Neandertaler-Knochen sei von einer fibrösen Dysplasie befallen, einem gutartigen Tumor, der auch heutzutage auftritt. Professor Frayer folgert: „Das ist der Beweis, dass Neandertaler unter Tumoren litten – dass sie anfällig für dieselben Krankheiten waren, wie sie im modernen Menschen vorkommen.“ Bisherige Funde von Knochentumoren sind nur 1.000 bis 4.000 Jahre alt und somit wird der Altersrekord um mehr als 100.000 Jahre übertroffen.
Der unbekannte Krebspatient
Das etwa 30 Millimeter große Fragment war Teil einer linken Rippe und wurde zwischen 1899 und 1905 in einer Höhle in Kroatien entdeckt. Da das Knochenfragment keinem vollständigen Skelett zugeordnet werden konnte, ist unbekannt, ob der Tumor bei einem Mann oder einer Frau auftrat und eben sowenig, wie alt die Person war. Klar sei aber: „Es war kein kleiner Tumor“, so der Anthropologie-Experte Frayer. „Es war ein ziemlich großer Tumor, der vermutlich unten an der Rippe wuchs.“ Ob der Mensch damals an diesem Tumor verstarb, bleibt jedoch unbekannt. Da Krebs vor allem eine Alterskrankheit ist und Neandertaler durchschnittlich nur halb so alt wurden, wie heute lebende Menschen, sind solche Krebsfunde äußerst selten.
Krebs auch ohne moderne Umweltfaktoren
Das Wissenschaftlerteam um Frayer hatte das Fundstück mit Hilfe von Computertomografie und Röntgenaufnahmen untersucht, da jedoch der untere Teil der Rippe weggebrochen ist, vermuten die Forscher, dass der Tumor größer gewesen sein muss, als aus dem erhaltenen Stück ersichtlich wird. Die Forscher weisen außerdem im Fachmagazin „Plos One“ darauf hin, dass Krebs demnach schon bei Frühmenschen vorkam, „obwohl diese ganz anderen Umweltfaktoren ausgesetzt waren als wir heutzutage.“ (sb)
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Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.