Kinder und Jugendliche nutzen eher E-Zigaretten als Tabak
16.04.2015
E-Zigaretten werden zwar als vermeintlich gesündere Alternative zu herkömmlichen Zigaretten angepriesen, doch bergen auch sie Gesundheitsrisiken. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen ist der Gebrauch daher äußerst kritisch zu bewerten. Eine britische Studie zeigt nun, dass gerade Kinder im Alter unter elf Jahren deutlich häufiger E-Zigaretten ausprobieren, als dies jemals bei Tabak der Fall war. In dem Fachmagazin „BMJ Open“ berichten die Wissenschaftler der Cardiff University und der University of Glasgow, dass von den befragten Grundschulkindern im Alter zwischen zehn und elf Jahren bereits 5,8 Prozent E-Zigaretten genutzt hatten. Mit Tabak hätten indes lediglich 1,6 Prozent der Befragten Kinder bereits Erfahrungen gesammelt.
Die Nutzung der elektronischen Glimmstängel ist laut Aussage des Forscherteams bei den Kindern und Jugendlichen zwar bedenklich verbreitet, allerdings greifen nur wenige (1,5 Prozent der Befragten) regelmäßig zur E-Zigarette. Insgesamt würden die Kinder und Jugendlichen jedoch sehr viel häufiger mit den E-Zigaretten als mit Tabak experimentieren. Bei den Jugendlichen der Altersstufe von elf bis 16 Jahren hatten 12,3 Prozent der Befragten laut Angaben der Forscher bereits E-Zigaretten verwendet, „wobei keine Unterschiede nach Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit oder dem familiären Wohlstand“ festzustellen waren.
Rund 10.000 Kinder und Jugendliche befragt
Für ihre Studie verwendeten die britischen Forscher die Daten aus zwei nationalen repräsentativen Querschnittsbefragungen aus den Jahren 2013 bis 2014, um die Verbreitung der Nutzung von elektronischen Zigaretten und Tabak bei Kindern und Jugendlichen in Wales zu untersuchen. Dabei überprüften sie auch mögliche Zusammenhänge der E-Zigaretten-Verwendung mit soziodemographischen Merkmalen sowie dem Tabak- und Cannabis-Konsum. Insgesamt wurden die Daten von 1.601 zehn- bis elfjährigen Schulkindern und von 9.055 Gymnasiasten im Alter zwischen 11 und 16 Jahren berücksichtigt. Die Wissenschaftler stellten dabei fest, dass die Nutzung der E-Zigaretten bis zum Alter von 14 bis 15 Jahren weiter verbreitet war, als der Tabakkonsum es je zuvor gewesen ist.
Zusammenhang mit dem Tabakkonsum
Auffällig war laut Aussage der Forscher auch der Zusammenhang zwischen dem Tabakkonsum und der regelmäßigen E-Zigarette-Nutzung. So würden Raucher hundertmal häufiger als Nichtraucher regelmäßig E-Zigarette verwenden. Zudem zeigten Jugendliche, die bereits mit Cannabis experimentiert hatten, vermehrt eine regelmäßige E-Zigaretten-Nutzung. Ob die E-Zigaretten Kinder und Jugendliche eher zum Tabak greifen lassen, oder ob sie bei ohnehin vorliegendem Tabakkonsum als Substitut dienen, lässt sich aus den Studienergebnissen jedoch nicht ableiten. Inwiefern die E-Zigaretten zur Nikotin-Abhängigkeit beitragen könnten, bleibt daher unklar. Hier seien weitere Studien erforderlich, um den zeitlichen Zusammenhang zwischen dem Tabakkonsum und der E-Zigaretten-Nutzung zu klären, berichten die Wissenschaftler.
Gesundheitsrisiko bei E-Zigaretten unklar
Allgemein ist der Forschungsstand zu den gesundheitlichen Folgen der E-Zigaretten bis heute äußerst lückenhaft. Welche Risiken von den verdampften Liquids ausgehen können, bleibt weitgehend offen, nicht zuletzt weil deren Inhaltsstoffe stark variieren können. Auch lassen sich angesichts fehlender wissenschaftlicher Studien keine Aussagen zu möglichen langfristigen Gesundheitsschäden durch die E-Zigaretten treffen. Zudem ist umstritten, ob die E-Zigaretten eher als eine Hilfe bei der Entwöhnung dienen können, oder ob sie Kinder und Jugendliche möglicherweise zum Tabakkonsum verleiten. (fp)
>Bild: Nicole Celik / pixelio.de
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