Antibabypille: Hormonelle Verhütungsmittel lassen das Gehirn schrumpfen
Trotz der bekannten Nebenwirkungen ist die Antibabypille bis heute bei Frauen in Deutschland als Verhütungsmittel relativ beliebt. Eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern der University of California und der Harvard Medical Schoool zeigt jedoch, dass die Einnahme der Pille auch einzelne Bereiche des Gehirns schrumpfen lässt.
Die Neurowissenschaftler um Nicole Petersen von der University of California in Los Angeles haben im Rahmen ihrer Studie festgestellt, dass durch die hormonelle Verhütung mit Hilfe der Antibabypille der seitliche orbitofrontale Kortex und der hintere cinguläre Kortex schrumpfen. Diese Regionen spielen eine wesentliche Rolle bei der Reaktion auf Belohnungen und der Bewertung interner Gefühlszustände beziehungsweise eingehender Reize. So könnten die nachgewiesenen Veränderungen der Gehirnstrukturen möglicherweise Ursache von bekannten Nebenwirkungen der Antibabypille wie Angstattacken oder depressiven Schüben sein.
Verändertes Volumen einzelner Hirnregionen
Die Wissenschaftler untersuchten bei 90 Frauen (44 Nutzerinnen der Pille, 46 mit natürlichem Zyklus) die Dicke beziehungsweise das Volumen verschiedener Hirnregionen, um mögliche Beeinträchtigungen durch die hormonelle Verhütung aufzudecken. Mit Hilfe von MRT-Aufnahmen konnten sie nachweisen, dass die Einnahme der Pille zu einer deutliche niedrigeren Dicke im lateralen orbitofrontalen Kortex und dem hinteren Cingulum führt. Auch in anderen Gehirnregionen wurden signifikante Veränderungen festgestellt. Es sei davon auszugehen, dass zumindest einige der Effekte auf die synthetischen Hormonen in der Antibabypille zurückgeführt werden können, berichten die Wissenschaftler.
Dauer der Beeinträchtigungen unklar
Während der rund einwöchigen Pause, die Frauen bei der Einnahme der Pille jeden Monat einlegen, seien die Veränderungen des Gehirns teilweise zurückgegangen, schreiben Nicole Petersen und Kollegen weiter. Dies spreche dafür, dass die Beeinträchtigungen theoretisch reversibel sind, doch müssten weitere Studien klären, inwiefern eine Normalisierung der Gehirnstrukturen nach Absetzen der Pille erreichbar ist beziehungsweise ob die Veränderungen für Wochen, Monate, Jahre oder dauerhaft anhalten. Angesichts der Ergebnisse sei jedoch davon auszugehen, dass zumindest zeitweilig die Emotionsregulation bei Nutzerinnen der Pille weniger wirksam ist. Allerdings bedürfe es auch hier weiterer Untersuchungen um diese Vermutung eindeutig zu belegen.
Weitere Studien erforderlich
Des Weiteren stehen die aktuellen Studienergebnisse im Kontrast zu einer Studie aus dem Jahr 2010, bei der eine Zunahme der grauen Substanz infolge der Antibabypillen-Einnahme in verschiedenen Hirnregionen festgestellt wurde. Dies ist nach Ansicht der Forscher möglicherweise auf die unterschiedlichen hormonellen Wirkstoffe der verschiedenen Präparate und auf die abweichenden Untersuchungsmethoden zurückzuführen. Auch hier seien weitere differenzierte Studie zu den verschiedenen hormonellen Wirkstoffen erforderlich. (fp)
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