Wie wirkt sich verbesserte Bildung auf das Demenzrisiko aus?
Es wurde lange Zeit angenommen, dass einer erhöhte Bildung Menschen besser vor den Folgen von Erkrankungen des Gehirns, wie beispielsweise Alzheimer schützen kann. Zahlreiche Studien deuteten in der Vergangenheit darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Demenz bei besser gebildeten Menschen geringer ist. Eine aktuelle Untersuchung kam jetzt allerdings zu dem Schluss, dass es nur geringe Unterschiede bei dem Risiko für die Entstehung von Demenzerkrankungen gibt, welche auf die Bildung des Erkrankten zurückzuführen sind.
Die Wissenschaftler des Rush University Medical Center stellten bei ihrer aktuellen Untersuchung fest, dass es keinen großen Unterschied für das Risiko der Entwicklung von Demenz macht, welche Bildung die Erkrankten haben. Die Experten veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in dem englischsprachigen Fachblatt „Neurology“.
Bildung schützt nicht vor geistigen Verfall durch Demenz
Bildung scheint keinen großen Einfluss darauf zu haben, wenn es darum geht, die durch Demenzerkrankungen verursachten Schäden an Gehirnzellen oder die Geschwindigkeit, mit der der geistige Verfall voranschreitet, zu reduzieren oder zu verlangsamen. Es wurde lange Zeit angenommen, dass Bildung ein Faktor sein könnte, der Menschen besser vor Erkrankungen des Gehirns schützt, sagte Studienautor Professor Robert S. Wilson vom Rush University Medical Center in Chicago.
Wie wirkt sich Bildung auf das kognitive Funktionsniveau im Alter aus?
Die Auswirkungen von Bildung auf das Gehirn sind etwa wie die Auswirkungen von Gewichtheben auf die Muskeln. Je mehr Bildung eine Person hat, desto größer werden bestimmte Bereiche des Gehirns und desto mehr Verbindungen zwischen den Synapsen gibt es, erläutert der Experte. Diejenigen, die über eine bessere Bildung verfügen, beginnen mit einem höheren kognitiven Funktionsniveau im höheren Alter, erklärt Professor Wilson weiter. Dies erklärt, warum die Raten von Demenz bei hochgebildeten Menschen niedriger zu sein scheinen als bei anderen Personen. Allerdings verlangsame ein höheres Bildungsniveau nicht die Geschwindigkeit, mit der die Denkfähigkeit und das Gedächtnis der Menschen nachlassen, fügt der Studienautor hinzu.
Untersuchung hatte knapp 3.000 Probanden
Für ihre aktuelle Studie analysierten die Wissenschaftler Daten aus der sogenannten Religious Order Study und dem Rush Memory and Aging Project. Probanden aus beiden Studien wurden jährlich auf kognitive Veränderungen hin untersucht. Sie stimmten außerdem zu, ihr Gehirn für die Autopsie zu spenden, wenn sie versterben sollten. Die 2.889 Teilnehmenden hatten im Durchschnitt eine Bildung von 16,5 Jahren, ein Durchschnittsalter von 77,8 Jahren und keine Anzeichen von Demenz, als sie an den beiden Studien teilnahmen. Am Ende der aktuellen Studie waren 1.044 Probanden verstorben und bei 696 Patienten wurde Demenz diagnostiziert.
Bildung verbesserte Ergebnisse bei Denk- und Gedächtnistests
Die Forschenden teilten die Probanden je nach Bildungsstand in drei unterschiedliche Gruppen ein: 12 oder weniger Jahre, 13 bis 16 Jahre und 17 oder mehr Jahre. Obwohl bei den Teilnehmenden ihre Schulzeit bereits viele Jahre zurücklag, wurde deutlich, dass mehr Bildung zu Beginn der Studie zu besseren Ergebnissen bei Denk- und Gedächtnistests führte. Nachdem der Abbau der geistigen Leistung begann, hatte die vorhandene Bildung allerdings keinen Einfluss auf die Abnahmerate, sagen die Mediziner.
Schutzwirkung von kognitiv stimulierenden Aktivitäten im Alter
Professor Wilson vermutet, dass obwohl die Schulbildung keinen Einfluss auf die Abnahmerate hatte, das Erlernen neuer Dinge im Alter einen Unterschied machen könnte. Menschen, welche sich im Alter stärker mit kognitiv stimulierenden Aktivitäten beschäftigen, scheinen die Pathologie von Hirnkrankheiten besser zu tolerieren. Betroffene bauen weniger schnell geistig ab, verglichen mit Personen, welche kognitiv nicht so aktiv waren, erläutert der Experte. Ein anderer Faktor, welcher Menschen hilft, geistig gesund zu bleiben, ist die körperliche Aktivität. Eine frühere Studie hatten bereits ergeben, dass aerobes Training, bei Personen im Alter zwischen 20 und 67 Jahren, eine signifikante Zunahme der mentalen Funktionen und eine zunehmende Dicke im Frontalkortex des Gehirns bewirkt. (as)
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