Zusammenhang zwischen Darmerkrankungen und Schuppenflechte
Rund 160 Millionen Menschen der Weltbevölkerung leiden an Schuppenflechte. Hierzulande sind etwa 1,5 Millionen Personen von der entzündlichen Hautkrankheit betroffen, die in der Fachsprache als Psoriasis bezeichnet wird. Eine Studie liefert nun Hinweise, dass chronisch-entzündliche Darmerkrankungen ein Risikofaktor für Schuppenflechte sein können.
In Deutschland sind etwa 1,5 Millionen Menschen von Schuppenflechte betroffen. Eine jüngst in der Fachzeitschrift „JAMA Dermatology“ veröffentlichte Studie des Lehrstuhls für Epidemiologie der Universität Augsburg zeigt nun auf, dass eine Ursache für das Auftreten dieser chronisch-entzündlichen Erkrankung der Haut und bisweilen auch der Gelenke und anderer Organe das Vorhandensein einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung sein kann, bei der die Betroffenen an regelmäßigem Durchfall, blutigem Stuhl und Bauchkrämpfen leiden.
Darmerkrankungen und Schuppenflechte treten oft gemeinsam auf
„Häufig wird beobachtet, dass Darmerkrankungen und Schuppenflechte gemeinsam auftreten. Dies haben wir zum Anlass genommen zu untersuchen, ob es zwischen diesen beiden Erkrankungen einen Zusammenhang gibt“, erläutert Dr. Dennis Freuer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Epidemiologie, Medizinische Fakultät der Universität Augsburg, in einer aktuellen Mitteilung.
„Dafür haben wir den sogenannten Mendelschen Randomisierungsansatz verwendet: Im Rahmen dieser Methode haben wir mithilfe mathematischer Modelle die Erbinformationen von beinahe einer halben Million Personen verarbeitet, die wir aus genetischen Studien hatten“, führt der Erstautor der Studie weiter aus.
Sofern die genetischen Informationen auf eine ganz charakteristische Weise mit beiden Krankheiten zusammenhängen, können mathematisch gesicherte Schlussfolgerungen über kausale Zusammenhänge gezogen werden.
Eindeutige Ergebnisse
Laut den Forschenden waren die Ergebnisse eindeutig: Wenn eine Person an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung leidet, erhöht sich das Risiko, dass später auch eine Schuppenflechte mit oder ohne Gelenkentzündung auftritt. Umgekehrt konnte aber kein Zusammenhang nachgewiesen werden.
Die Analysen von Untergruppen legten nahe, dass insbesondere Morbus Crohn und nicht die Colitis Ulcerosa für das Risiko verantwortlich ist, beziehungsweise das Risiko erhöht.
Weitere Studien nötig
Jetzt sind weitere Studien nötig, um zu klären, wie genau die Krankheitsabläufe im Körper sind.
Für die medizinische Versorgung sind jedoch bereits die Ergebnisse der aktuellen Studie von großer Bedeutung, weil sie nicht nur zum besseren Verständnis der Entstehung von Schuppenflechte beitragen, sondern auch verdeutlichen, dass bei Diagnose und Behandlung die zuständigen Disziplinen der beiden Krankheitsbilder in Zukunft zusammenarbeiten müssen.
„Wichtig ist, dass Hausärzte und Gastroenterologen, die im Wesentlichen für die Betreuung von Patienten mit chronischen Darmerkrankungen zuständig sind, wissen, dass diese Patienten ein erhöhtes Risiko für Schuppenflechte haben“, sagt Prof. Christa Meisinger, Co-Autorin der Studie.
„Darauf sollten sie ein besonderes Augenmerk haben, um beim Auftreten von Hauterscheinungen oder Gelenkbeschwerden frühzeitig die Diagnose Schuppenflechte zu stellen und eine adäquate Therapie einleiten zu können“, so die Wissenschaftlerin. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Augsburg: Darmerkrankungen erhöhen das Risiko für Schuppenflechte, (Abruf: 20.09.2022), Universität Augsburg
- Freuer D, Linseisen J, Meisinger C.: Association Between Inflammatory Bowel Disease and Both Psoriasis and Psoriatic Arthritis; in: JAMA Dermatology, (veröffentlicht: 14.09.2022), JAMA Dermatology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.