Neuer Faktor für Entstehung von Schuppenflechte aufgedeckt
Schuppenflechte (medizinisch: Psoriasis) ist eine der häufigsten chronisch entzündlichen Erkrankungen der Haut. Sie ist derzeit nicht heilbar. Doch eine angemessene Behandlung kann die Hautsymptome deutlich lindern und die Lebensqualität verbessern. Forschende haben nun einen neuen Faktor für die Entstehung der Hauterkrankung entschlüsselt und konnten zeigen, wie der Krankheitsverlauf gelindert werden kann.
Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sind weltweit etwa 125 Millionen Menschen an Schuppenflechte (Psoriasis) erkrankt und zwar in allen Altersgruppen. In Deutschland sind etwa zwei Millionen Menschen betroffen. Geheilt werden kann die Hautkrankheit bislang nicht, aber der Krankheitsverlauf kann gelindert werden. Forschende aus Österreich haben dazu jetzt neue Erkenntnisse gewonnen.
Neuen Faktor bei der Signalübertragung identifiziert
Wie es in einer aktuellen Mitteilung der Medizinischen Universität (MedUni) Wien heißt, ist Psoriasis eine häufig auftretende chronisch entzündliche Erkrankung der Haut. Ihr liegen noch unzureichend erforschte, genetische Faktoren zu Grunde.
Meist wird die Hautentzündung durch äußere Faktoren wie Infektionen oder Stress ausgelöst. Nun konnte ein Forschungsteam am Institut für Krebsforschung der Medizinischen Universität Wien einen neuen Faktor bei der Signalübertragung im Immunsystem identifizieren, der maßgeblich an der Entstehung einer psoriatischen Entzündung beteiligt ist.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten zeigen, dass die Hemmung des Proteins „c-Jun“ bei der Signalübertragung den Krankheitsverlauf lindert.
Gestörtes Wechselspiel des Immunsystems
Die Schuppenflechte manifestiert sich klinisch oft durch eine rosa-gräuliche Verdickung der Epidermis (Oberhaut) in abgegrenzten Infektionsherden, sogenannten Plaques.
Laut der Mitteilung hat biomedizinische Forschung zur Untersuchung der molekularen Prozesse gezeigt, dass ein gestörtes Wechselspiel des Immunsystems mit Epithelzellen der Haut für die Entzündung verantwortlich ist.
Allerdings war bisher unklar, welche Signalübertragung die Aktivierung der Immunzellen reguliert, und damit zur Pathogenese beiträgt.
Krankheitsverlauf gelindert
In der aktuellen Studie, die in der Fachzeitschrift „Embo Molecular Medicine“ veröffentlicht wurde, konnte in Daten von Patientinnen und Patienten und im Tiermodell gezeigt werden, dass ein Protein namens „c-Jun“ in einer speziellen Immunzelle, der dendritischen Zelle, eine maßgebliche Rolle für das Entstehen einer psoriatischen Entzündung spielt.
„Eine Hemmung der Signalübertragung durch c-Jun linderte den Krankheitsverlauf im Tiermodell“, erklärt Studien-Erstautor Philipp Novoszel vom Institut für Krebsforschung der MedUni Wien.
Den Angaben zufolge gehört das untersuchte Protein, c-Jun, zu einer größeren Familie von Transkriptionsfaktoren, DNA-bindende Faktoren, die Aktivator-Protein-1 (AP-1) genannt werden. In früheren Studien konnte bereits eine wichtige Rolle dieser AP-1 Proteine für die Schuppenflechte in Epithelzellen der Haut gezeigt werden, die Funktion in Immunzellen blieb aber unklar.
„Um diese Frage zu beantworten, haben wir untersucht, ob AP-1 Proteine in Immunzellen eine Rolle für die Krankheitsentstehung der Psoriasis haben. Wir konnten erhöhte Werte von c-Jun in dendritischen Zellen in Hautschnitten von PatientInnen mit Psoriasis nachweisen“, erläutert Novoszel.
„Um die Rolle von c-Jun weiter zu untersuchen, haben wir das Gen spezifisch in dendritischen Zellen inaktiviert.“ Wurde nun eine Psoriasis-ähnliche Hautentzündung ausgelöst, stellte sich heraus, dass die Inaktivierung von c-Jun die epidermale Verdickung reduzierte und die Infiltration mit Immunzellen verringerte.
Vielversprechender Behandlungsansatz
Ebenso wirksam war die pharmakologische Hemmung des c-Jun aktivierenden Proteins, genannt JNK (c-Jun-N-terminalen Kinase). „Das stellt eine potenzielle therapeutische Option dar, da hochwirksame, selektive JNK-Inhibitoren vorhanden sind und untersucht werden könnten“, sagt Novoszel.
Eine weitere Analyse, bei der humane dendritische Zellen verwendet wurden, zeigte, dass c-Jun die Ausschüttung eines Schlüsselmoleküls für die Entstehung von Schuppenflechte, Zytokin Interleukin-23 (IL-23), kontrolliert.
Hohe Werte sind charakteristisch bei Psoriasis-Patientinnen und -Patienten und führen zur Aktivierung krankheitsauslösender T-Zellen. „Eine Hemmung c-Jun-abhängiger Signalübertragung könnte für eine Verbesserung des Krankheitsbildes bei Psoriasis durch die Reduktion des pathogenen IL-23 sorgen.“
„Die Ergebnisse unserer Studie beschreiben eine bisher unbekannte, entzündungsfördernde Rolle von c-Jun in dendritischen Zellen der Haut. Auf molekulare Ebene geschieht dies durch die Kontrolle des Zytokins Interleukin-23. Eine therapeutische Blockade der c-Jun-JNKSignaltransduktion könnte daher ein vielversprechender therapeutischer Ansatz zur Behandlung für Psoriasis sein“, so der Studienautor. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Medizinische Universität Wien: Neuer Faktor für die Entstehung von Psoriasis entschlüsselt, (Abruf: 20.04.2021), Medizinische Universität Wien
- P. Novoszel, M. Holcmann, G. Stulnig, C. De Sa Fernandes, V. Zyulina, I. Borek, M. Linder, A. Bogusch, B. Drobits, T. Bauer, C. Tam-Amersdorfer, P. M Brunner, G. Stary, L. Bakiri, E. F Wagner, H. Strobl & M. Sibilia: Psoriatic skin inflammation is promoted by c‐Jun/AP‐1‐dependent CCL2 and IL‐23 expression in dendritic cells; in: Embo Molecular Medicine, (veröffentlicht online: 16.03.2021 und in: Volume 13, Issue 4, 09.04.2021), Embo Molecular Medicine
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.