HPV-Impfung kann auch für Jungen sinnvoll sein
Sexuell übertragbare Humane Papillomviren (HP-Viren oder HPV) sind Krankheitserreger, die schlimmstenfalls sogar zu Krebs führen können. Bisher wurden lediglich Mädchen gegen die gefährlichen Viren geimpft. Schon seit Jahren fordern Experten die Impfung auch für Jungen.
HP-Viren können Krebs verursachen
Humane Papillomviren (HP-Viren oder HPV) sind Krankheitserreger, die Entzündungen und Hautveränderungen wie Warzen hervorrufen können. In den meisten Fällen gelangen diese durch Geschlechtsverkehr in die Haut oder Schleimhaut und vermehren sich dort im Inneren der Zellen. Wie Wissenschaftler vor wenigen Monaten im Fachjournal „JAMA Oncology“ berichteten, können die Viren auch durch Oralsex übertragen werden. Normalerweise verläuft eine Infektion unbemerkt und heilt von selbst wieder aus. Teilweise bleiben die Viren jedoch auch bestehen, wodurch Zellveränderungen verursacht werden, aus denen sich im Laufe der Zeit ein bösartiger Tumor entwickeln kann. Mädchen werden schon seit längerem gegen die Erreger geimpft. Seit Jahren wird die HPV-Impfung auch für Jungen gefordert.
Die am häufigsten sexuell übertragbaren Viren
Nach Informationen des Deutschen Krebsinformationszentrums (DKFZ) infiziert sich fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens mit Humanen Papillomviren (HPV). Dem Berufsverband der Frauenärzte zufolge sind sie die am häufigsten sexuell übertragenen Viren der Welt. Neben eher harmlosen Zellveränderungen können die Viren auch für die Entstehung von Krebserkrankungen und deren Vorstufen sorgen. Zwar können HPV-Impfungen bei jungen Mädchen helfen, Gebärmutterhalskrebs zu verhindern, doch in manchen Regionen Deutschlands ist nur jedes zweite Mädchen geimpft. In einer Meldung des Medienportals „DerWesten“ erläutert der Pathologe Professor Gerd-Henrik Griesser, wie es zur Entstehung von Krebs kommt: „Kleine Bruchstücke der Erbsubstanz bestimmter weniger Typen des HP-Virus sind in der Lage, sich in das Erbmaterial der infizierten Zelle einzuschleusen.“ Das Immunsystem könne zwar meist wirkungsvoll gegensteuern. „Doch wenn das körpereigene Schutzsystem versagt, können sich bei Frauen aus Zellen mit chronischer Infektion Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs oder gar eine solche Krebserkrankung entwickeln“, so Griesser, der als Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Zytologie (Zelllehre) die Initiative „Gebärmutterhalskrebs verhindern“ mitbegründet hat.
Nur ein Drittel der Mädchen geimpft
Wie in dem Bericht erläutert wird, entnimmt der Frauenarzt bei der jährlichen Vorsorgeuntersuchung mithilfe eines speziellen Spatels oder einer kleinen Bürste Zellen vom Muttermund (Portio) und aus dem Gebärmutterhalskanal (Zervix). „Die Entnahme der Zellen ist einfach und für die Patientin schmerzfrei“, erklärt Professor Griesser. Anschließend werden die Zellen auf Zellveränderungen untersucht. Doch trotz der verbesserten Früherkennung gibt es laut dem Robert Koch-Institut (RKI) hierzulande jährlich noch immer etwa 4.660 Neuerkrankungen. Rund 1.500 Patientinnen sterben demnach pro Jahr an Gebärmutterhalskrebs. Die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlene Impfung wird in Deutschland aber nur etwa einem Drittel der Mädchen verabreicht. Der Nobelpreisträger Harald zur Hausen, der den Zusammenhang von Viren und Gebärmutterhalskrebs entdeckt hat und mit seiner Forschung die Grundlage zur Entwicklung des HPV-Impfstoffs schuf, meinte dazu vor kurzem in einem Interview mit dem DKFZ: „Ein sehr trauriges Ergebnis! Die Hauptursache dafür ist sicherlich, dass Ärzte, medizinisches Personal und Gesundheitspolitiker, aber auch die Kinder und ihre Lehrer und Eltern nicht genügend über die sehr hohe Wirksamkeit und Sicherheit der HPV-Impfung informiert sind.“
Jungen können von der Impfung profitieren
Laut dem Portal „DerWesten“ können auch Jungen von der Impfung profitieren. Einerseits, weil Männer die Viren beim Sex weitergeben, wie Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte in München betont. Und zum anderen zeigten Studien, dass die Gabe eines bestimmten Impfstoffs bei Jungen im Alter von neun bis 15 Jahren gegen Genitalwarzen und Vorstufen des Analkarzinoms wirkt. „Die Impfung sollte wie bei den Mädchen auch bei Jungen im Alter von neun bis zwölf Jahren erfolgen; das macht dann der Kinderarzt oder auch der Hausarzt“, erklärt Albring. Laut Professor Griesser verbessern sich die Möglichkeiten des Schutzes vor HPV ständig: „Seit einigen Wochen ist in Deutschland ein Impfstoff (Papillomavirus 9-valente) zugelassen, mit dem eine Immunität gegen neun Typen des Humanen Papillomvirus aufgebaut werden kann. Dadurch ist es jetzt möglich, die Viren zu erreichen, die 80 bis 90 Prozent der Krebserkrankungen auslösen. Vorher war eine Impfung nur gegen vier Virustypen möglich.“
Flächendeckendes Impfprogramm für Mädchen und Jungen
Im Idealfall werden Mädchen im Alter von neun bis 14 Jahren geimpft, bekommen dies laut dem Bericht aber bis zum 18. Geburtstag bezahlt. „Manche Krankenkassen bezahlen die Impfung auch noch bis zum 25. Geburtstag, weil es sinnvoll ist“, so der Gynäkologe. Laut Albring gibt es in Australien seit zehn Jahren ein flächendeckendes Impfprogramm für Mädchen und Jungen in den Schulen: „Dort ist bei jungen Frauen die Zahl der frühen Krebsvorstufen nach der Impfung um mehr als zwei Drittel zurückgegangen.“ Allerdings könne man sich nach einer Impfung nicht in Sicherheit wiegen. „Einige Gebärmutterhals-Krebserkrankungen werden nicht durch diese Virustypen ausgelöst. Deshalb sollte jede Frau weiterhin regelmäßig zur Krebsfrüherkennung gehen, auch wenn sie geimpft ist, auch weil neben dem Abstrich ja zudem Vulva, Vagina, Gebärmutterkörper, Eileiter und Eierstöcke, Brüste und Achselhöhlen und ab 50 der Enddarm untersucht werden.“
Einfachere Therapie bei frühzeitiger Diagnose
Wenn dabei eine bösartige Veränderung sehr früh entdeckt wird, reicht laut dem Frauenarzt meist eine örtlich begrenzte Operation am Gebärmutterhals aus. „Wenn in der Gewebeuntersuchung festgestellt wird, dass im Bereich der Schnittränder keine bösartigen Zellen vorhanden sind, und wenn auch kein Hinweis auf einen Befall der örtlichen Lymphknoten mit Krebszellen besteht, ist die Behandlung abgeschlossen. Die Möglichkeit, schwanger zu werden, bleibt erhalten“, erklärt Albring. Ist der Gebärmutterhalskrebs bereits fortgeschritten, sei die Behandlung jedoch immer sehr belastend. „Leider haben in Deutschland und anderen Ländern über 60 Prozent der Frauen, die vom Gebärmutterhalskrebs betroffen sind, den Abstrich in den letzten fünf Jahren vor der Erkrankung nicht durchführen lassen, und 31 Prozent nur unregelmäßig“, so der Gynäkologe. (ad)
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