Veränderungen des Immunsystems in der Schwangerschaft
Der weibliche Körper unterliegt während der Schwangerschaft zahlreichen natürlichen Veränderungen, von denen auch das Immunsystem betroffen ist. Dies kann einige Vorteile, aber auch erhebliche Nachteile für die Frauen mit sich bringen. Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg und des Heinrich-Pette-Instituts widmen sich nun in einer speziellen Forschungsgruppe den Veränderungen des Immunsystems während der Schwangerschaft und deren Wirkung auf Mutter und Kind.
Die Forscher möchten nach eigenen Angaben herausfinden, „wie das sorgfältig abgestimmte Gleichgewicht der Immunzellen und Hormone, welches während der mütterlichen Anpassung an die Schwangerschaft aktiviert wird, von Vor- oder Nachteil für die Gesundheit von Müttern ist.“ Zudem versuchen sie „zu verstehen, wie eine pränatale Stressbelastung oder Medikamenteneinnahme nachteilig für das ungeborene Kind sein kann und das Risiko für Immunerkrankungen im späteren Leben dieser Kinder erhöht“, so die Mitteilung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE).
Sichtbare und unsichtbare Veränderungen in der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft verändere sich der Körper einer schwangeren Frau sowohl sichtbar, als auch unsichtbar, erläutern die Mediziner. So entwickle das mütterliche Immunsystem eine immunologische Toleranz gegen den Fötus. Durch die spezifische Anpassung des mütterlichen Immunsystems während der Schwangerschaft werde die Abstoßung des Fötus unterdrückt. Die Anpassung beruhe auf einer Interaktion von Schwangerschaftshormonen und Immunzellen und trage zu einem komplikationsfreien Verlauf der Schwangerschaft bis zur Geburt des Kindes bei.
Vorteile bei Autoimmun-Erkrankungen
Durch die Anpassung des Immunsystems in der Schwangerschaft zeigen sich mitunter auch erhebliche gesundheitliche Vorteile. So kann sich laut Aussage der Forscher beispielsweise die Aktivität von vorbestehenden mütterlichen Autoimmun-Erkrankungen deutlich verbessern. Dies gelte zum Beispiel bei Multipler Sklerose (MS). „Es gibt derzeit kein Medikament zur Behandlung der MS, welches eine mit der Schwangerschaft vergleichbare Linderung der MS-Symptome bewirkt“, so die Mitteilung des UKE. Hier könne die Schwangerschaft auch als ein Modell betrachtet werden, das zu einem verbesserten Verständnis der Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten bei Autoimmunität beiträgt.
Erhöhte Anfälligkeit für Infektionen
Andererseits sind schwangere Frauen den Angaben der Forscher zufolge auch von einem erheblichen gesundheitlichen Nachteil betroffen, da sie eine hohe Anfälligkeit für Infektionen ausweisen. Sie infizieren sich beispielsweise sehr viel leichter mit dem Grippevirus und eine Infektion während der Schwangerschaft kann sehr gefährlich für die Mutter und das ungeborene Kind sein. Ein Effekt der ebenfalls in den Forschungsarbeiten ergründet werden soll.
Lebenslange Folgen für die Kinder
Des Weiteren können andere Faktoren während der Schwangerschaft wie zum Beispiel die mütterliche Stressbelastung und Medikamenteneinnahme Nachteile für die Gesundheit der Kinder im späteren Leben nach haben, berichten die Mediziner. Diese Nachteile seien beispielsweise „ein eingeschränkter Impfschutz, ein häufiges Auftreten von Infektionen im frühen Lebensalter oder ein hohes Risiko für chronische Immunkrankheiten wie Allergien und Asthma bei den Kindern im späteren Leben.“ Auch hier erhoffen sich die Wissenschaftler von der neuen Forschungsgruppe Erkenntnisse zu den Wirkungszusammenhängen.
„Wir erwarten, dass unsere Ergebnisse die Grundlage für die Entdeckung neuer Biomarker bilden“, berichten die Forscher. Auch könnten die Erkenntnisse gegebenenfalls genutzt werden, um eine „Schwangerschafts-ähnliche“ Immunantwort zur der Behandlung von Patienten mit MS zu entwickeln und das Risiko schwerer Infektionen für Schwangere und ihre ungeborenen Kinder zu reduzieren. Nicht zuletzt sollen Leitlinien für die Identifizierung von ungeborenen oder neugeborenen Kindern mit einem hohen Risiko für Immunerkrankungen im späteren Leben entwickelt werden, um das Risiko dieser Kinder so früh wie möglich zu reduzieren, berichten die Forscher. (fp)
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