Chemikalienbelastung in der Schwangerschaft beeinflusst den Nachwuchs
Schadstoffe, denen Frauen in der Schwangerschaft ausgesetzt sind, können bekanntermaßen den Nachwuchs schädigen. Dies gilt laut einer aktuellen Studie auch für verschiedene Metalle und Chemikalien, die in alltäglichen Produkten Verwendung finden.
Hohe Konzentrationen bestimmter Schadstoffe im Blut der Schwangeren waren mit autismusähnlichen Verhaltensweisen der Kinder im Vorschulalter assoziiert, berichtet das kanadische Forschungsteam der Simon Fraser University von seinen aktuellen Studienergebnissen. Veröffentlicht wurden diese in dem Fachmagazin „American Journal of Epidemiology“.
Blut- und Urinproben untersucht
In der Bevölkerungsstudie haben die Forschenden um Josh D. Alampi von der Simon Fraser University zunächst bei 1.861 kanadischen Frauen während des ersten Trimesters der Schwangerschaft die Werte von 25 Chemikalien in Blut- und Urinproben gemessen, darunter Metalle, Pestizide, polychloriertes Biphenyl, Phthalate, Bisphenol-A und Triclosan.
Folgeuntersuchung im Vorschulalter
Bei den Kindern von 478 Teilnehmerinnen wurde anschließend im Vorschulalter eine Folgeuntersuchung durchgeführt, in der anhand der sogenannten Social Responsiveness Scale (SRS) eine Beurteilung autismusähnlicher Verhaltensweisen erfolgte.
Autismusähnliche Verhaltensweisen
Bei Auswertung der Daten stellten die Forschenden fest, dass höhere mütterliche Konzentrationen von Blei, Cadmium und den meisten Phthalat-Metaboliten in Blut- oder Urinproben mit einem Anstieg der SRS-Ergebnisse verbunden war, was auf autistismusähnlichen Verhaltensweisen hindeutet.
Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung untersuchen
Die Studienergebnisse heben den Zusammenhang zwischen ausgewählten Umweltgiften und erhöhten SRS-Werten hervor und nun seien „weitere Studien notwendig, um die Zusammenhänge und Auswirkungen dieser Umweltchemikalien auf die Gehirnentwicklung während der Schwangerschaft vollständig zu erfassen“, so der Hauptautor Josh D. Alampi.
Auch der Intelligenzquotient sinkt
In einer früheren Untersuchung von Forschenden der Icahn School of Medicine am Mount Sinai (USA) und der Karlstad University (Schweden) wurde bereits nachgewiesen, dass eine hohe Belastung mit bestimmten Chemikalien in der Schwangerschaft auch Auswirkungen auf den Intelligenzquotient (IQ) der Kinder im Alter von sieben Jahren hat (siehe: Schwangerschaft: Konsumgüter-Chemikalien schaden dem IQ der Kinder).
Besonders nachteilig für den IQ der Kinder waren demnach Bisphenol F (BPF), aber auch Chlorpyrifos, polyfluorierte Alkylverbindungen, Triclosan und Phthalate.
Strengere Regulierungen erforderlich
Insgesamt deuten immer mehr Untersuchungen darauf hin, dass durch den Kontakt mit vielen weitverbreiteten Schadstoffen in der Schwangerschaft die Gehirnentwicklung des Kindes beeinträchtigt werden kann und damit lebenslange Folgen für den Nachwuchs drohen. Eine strengere Regulierung des Einsatzes dieser Chemikalien scheint daher dringend geboten. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Joshua D. Alampi, Bruce P. Lanphear, Joseph M. Braun, Aimen Chen, Tim K. Takaro, Gina Muckle, Tye E. Arbuckle, Lawrence C. McCandless: Gestational Exposure to Toxicants and Autistic Behaviors using Bayesian Quantile Regression; in: American Journal of Epidemiology (veröffentlicht 29.03.2021), academic.oup.com
- Simon Fraser University: Maternal exposures to environmental chemicals linked to autistic-like behaviours in children (veröffentlicht 30.03.2021), sfu.ca
Wichtiger Hinweis:
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