Schwere Last: Herzschwäche geht oft mit einer Depression einher
Bei Menschen, die an einer Herzschwäche leiden, ist die Lebensqualität oft massiv eingeschränkt. Zu den körperlichen Beschwerden gesellen sich häufig psychische Probleme wie Depressionen. Aufgrund der Herzerkrankung müssen viele dieser Patienten anders behandelt werden als Depressive ohne körperliche Einschränkungen. Experten erklären, was Betroffenen helfen kann.
Über drei Millionen Herzinsuffizienz-Patienten in Deutschland
Gesundheitsexperten zufolge leiden mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland an einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche). Als Folge dieser Erkrankung ist das Herz nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit Blut und Sauerstoff zu versorgen. Dies führt unter anderem zu Atemnot, Abnahme der Leistungsfähigkeit, Müdigkeit und Wassereinlagerungen in den Beinen. Dadurch wird die Lebensqualität bei vielen Betroffenen massiv eingeschränkt. Zudem geht diese Herzkrankheit oft auch mit psychischen Problemen einher.
Zu den körperlichen Beschwerden kommen psychische Probleme
Wie der Herzspezialist Prof. Dr. med. Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung in einer Mitteilung erklärt, kommen zu den körperlichen Beschwerden bei Herzschwäche-Patienten „häufig psychische Probleme wie Depression, Angst und eine verringerte geistige Leistungsfähigkeit hinzu.“
„Mindestens ein Viertel der Patienten mit Herzschwäche hat nicht nur depressive, sondern auch ängstliche Symptome“, so der Experte.
Problematisch ist, dass klassische Antidepressiva bei Patienten mit Herzschwäche oft nicht geeignet oder weniger wirksam als bei Depressiven ohne körperliche Einschränkungen sind.
Manche Antidepressiva sind für Herzpatienten ungeeignet
Zwar sind Antidepressiva bei vielen herzgesunden Menschen mit Depression gut wirksam, doch:
„Liegt eine Herzschwäche vor, ist besonders kritisch zu prüfen, ob Antidepressiva eingenommen werden sollten“, betont Herzspezialist Prof. Dr. med. Stefan Störk, Leiter der Klinischen Forschung am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) am Universitätsklinikum Würzburg.
Vor allem die sogenannten trizyklischen Antidepressiva sollten demnach wegen vegetativer Nebenwirkungen sowie der Gefahr von Herzrhythmusstörungen und einer Steigerung der Infarkthäufigkeit bei Herzkranken möglichst vermieden werden.
Sogenannte Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sind zwar besser verträglich, sie können allerdings ungünstige Wechselwirkungen mit manchen Herzmedikamenten haben.
Zudem haben neuere Studien, die SSRI mit einem Scheinmedikament verglichen, gezeigt, dass SSRI bei vielen Patienten mit symptomatischer Herzschwäche – wie übrigens auch bei anderen chronischen körperlichen Erkrankungen (z. B. der Niere) – depressive Symptome nicht mildern.
Sport und Psychotherapie gegen Depressionen
Laut den Experten ist noch nicht abschließend erforscht, warum Antidepressiva bei Herzschwächepatienten schlechter zu wirken scheinen als bei Herzgesunden.
Es ist möglich, dass die Depressionsursachen bei schweren chronischen Krankheiten wie der Herzschwäche andere sind als bei körperlich gesunden Menschen.
Der Herzstiftung zufolge gibt es dennoch auch für Patienten mit Herzschwäche gute Möglichkeiten, die depressiven Symptome zu behandeln.
„Psychotherapie, vor allem kognitive Verhaltenstherapie in Kombination mit regelmäßiger körperlicher Aktivität, kann oft sowohl die Stimmung als auch die Lebensqualität von Herzpatienten verbessern“, erläutert die Kardiologin Prof. Dr. med. Christiane E. Angermann vom DZHI.
„Durch die kognitive Verhaltenstherapie können im Gespräch mit dem Therapeuten negative Denkmuster und Einstellungen sowie Defizite in der Wahrnehmung abgebaut werden.“
Auch Sport hilft gegen Depressionen. Vor allem regelmäßiges Ausdauertraining ist hier laut Fachleuten zu empfehlen.
Körperliches Training verbessert die Durchblutung in Gehirn und Muskulatur und stärkt dadurch die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit von Herzpatienten.
„All das wirkt sich auch günstig auf die Depression und deren Symptome wie verminderte Konzentrationsfähigkeit und Schlaflosigkeit aus“, so Angermann.
Depression wird nicht immer frühzeitig erkannt
Laut der Herzstiftung werden Depressionen bei Herzpatienten nicht immer frühzeitig erkannt.
Das kann sich wiederum negativ auf die Herzschwäche auswirken, denn Depressive halten sich oftmals weniger genau an Therapieempfehlungen, essen häufig unvernünftig oder bewegen sich zu wenig.
Umso wichtiger ist es daher, dass Ärzte und Patienten auf psychisch bedingte Begleitsymptome besonders achten. Den Experten zufolge gelten als Hauptsymptome einer Depression:
– Anhaltend gedrückte, depressive Stimmung
– Interessenverlust, Freudlosigkeit
– Antriebsmangel
– Erhöhte Ermüdbarkeit
Darüber hinaus können weitere Symptome wie Schlaflosigkeit, verminderte Konzentration oder Schuldgefühle auftreten.
Trotzdem kann die Depression von Ärzten und sogar von den Betroffenen leicht übersehen werden, weil eben auch die Herzerkrankung selbst mit ähnlichen Symptomen, nämlich Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Antriebslosigkeit und häufig auch Schlafstörungen einhergeht.
Je früher eine Depression erkannt und die komplexen Wechselwirkungen mit der Herzschwäche bei der Behandlung nach den individuellen Bedürfnissen jedes Patienten berücksichtigt werden, umso besser stehen die Chancen, wieder gesünder und leistungsfähiger zu werden und mehr Lebensqualität zurück zu gewinnen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.