Nachlassender Geruchssinn kann Warnzeichen für vorzeitigen Tod sein
02.10.2014
Wenn ältere Menschen plötzlich ihren Geruchssinn verlieren, kann dies ein Anzeichen für eine lebensbedrohliche Erkrankung sein. US-amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen der schwindenden Fähigkeit zu riechen und einem erhöhten Sterberisiko existiert. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „PLOS ONE".
Geruchssinn könnte als Biomarker für Erkrankungen dienen
Ältere Menschen sollten den Verlust ihres Geruchssinns nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wissenschaftler um Jayant Pinto von der University of Chicago im US-Bundesstaat Illinois haben herausgefunden, "dass Menschen, die plötzlich nicht mehr riechen können, ein erhöhtes Sterberisiko besitzen". Demnach könnten "Geruchstests als Frühwarnsystem für schwere Erkrankungen fungieren".
„Der Geruchssinn, ein uraltes chemisches System, ist ein starker Biomarker, weil er mit diversen physiologischen Prozessen verknüpft ist“, berichten die Forscher im Fachmagazin. Sie wollten herausfinden, ob eine Riechstörung ein Vorbote für ein erhöhtes Sterberisiko sein kann. Dafür untersuchten sie 3.005 US-Bürger im Alter von 57 bis 85 Jahren, die per Stichprobe für das „National Social Life, Health and Aging-Projekt“ (NSHAP) ausgewählt wurden. In den Jahren 2005 und 2006 mussten die Studienteilnehmer jeweils fünf Gerüche ansteigenden Schwierigkeitsgrads identifizieren: Pfefferminz, Fisch, Orange, Rose und Leder. 2010 und 2011 überprüften die Forscher, welche der Probanden noch lebten und welche bereits gestorben waren.
Wie sich zeigte, waren insgesamt 430 der 3.005 Männer und Frauen (12 Prozent) nicht mehr am Leben. Besonders hoch war der Anteil der Verstorbenen (39 Prozent) in der Gruppe der Studienteilnehmer, die beim Geruchstest fünf Jahre zuvor sehr schlecht abschnitten. 19 Prozent von den Probanden mit einer leichten Riechstörung waren ebenfalls verstorben. Im Gegensatz dazu ließen von den Frauen und Männern, die alle Gerüche im Test identifizieren konnten, lediglich zehn Prozent innerhalb der fünf Jahre ihr Leben.
Schwindender Geruchssinn als Frühwarnsystem
„In einem umfassenden Modell, das auch wichtige Störfaktoren berücksichtigte, hatten die älteren Erwachsenen ohne Geruchssinn eine mehr als drei Mal höhere Wahrscheinlichkeit zu sterben als Menschen mit funktionierendem Geruchssinn – höher als bekannt und unabhängig von den führenden Todesursachen und den Mechanismen: Ernährung, kognitive Funktion, geistige Gesundheit, Rauchen und Alkoholmissbrauch oder Gebrechlichkeit“, schreiben die Forscher. Der genaue Mechanismus, der diesem Ergebnis zugrunde liege, sei aber unklar. „Wir denken, dass der Verlust des Geruchssinns eine Art Kanarienvogel in der Kohlemine ist", wird Pinto in einer Mitteilung zur Studie zitiert. „Er verursacht den Tod nicht direkt, aber er ist ein Bote, ein Frühwarnsystem, dass etwas bereits schiefgegangen ist, dass ein Schaden angerichtet ist."
Schwindender Geruchssinn kann auf Parkinson hinweisen
Thomas Hummel von der Technischen Universität in Dresden weist im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „dpa“ daraufhin, dass der Geruchssinn im Alter aber auch generell nachlässt. Zudem seien rund fünf Prozent der Menschen ohnehin nicht in der Lage zu riechen. Er rät Menschen, die plötzlich nicht mehr riechen könnten, einen Arzt aufzusuchen. Eine chronische Nebenhöhlenentzündung oder ein Schädel-Hirn-Trauma führe manchmal zum Verlust des Geruchssinns. Es sei zudem bereits in anderen Studien belegt worden, dass die Fähigkeit zu riechen umso weniger vorhanden ist, je kränker eine Person ist.
Forscher der Universität Dresden haben rund 400 Parkinson-Patienten auf ihren Geruchssinn hin untersucht. Dabei stellte sich heraus, das drei Viertel von ihnen eine Riechstörung hatten, die nicht altersbedingt auftrat. (ag)
Bild: Philipp Flury / pixelio.de
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