Schwankungen seiner Sehschärfe können diabetesbedingt sein
Wenn man im Tagesverlauf Schwankungen seiner Sehschärfe bemerkt, verzerrt oder verschwommen sieht oder gar sogenannten „Rußregen“ vor dem Auge wahrnimmt, sollte man umgehend zum Augenarzt gehen. Denn diese Beschwerden können Symptome für Diabetes mellitus sein.
Diabetes kann zahlreiche Folgeerkrankungen nach sich ziehen
Gesundheitsexperten zufolge leben in Deutschland rund sieben Millionen Menschen mit Diabetes. Die Erkrankung hat nicht nur gravierende Auswirkungen auf den Stoffwechsel, sondern kann auch zahlreiche Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Häufig bedingt Diabetes im Laufe der Zeit Erkrankungen des Herzkreislaufsystems. Auch das Nervensystem wird in Mitleidenschaft gezogen. Besonders häufig sind die versorgenden Nerven der Füße geschädigt, was dazu führen kann, dass die Betroffenen einen sogenannten diabetischen Fuß entwickeln. Auch Augenleiden, die bis zum Erblinden führen können, sind typische Folgeerkrankungen der sogenannten Zuckerkrankheit.
Bei „Rußregen“ vor dem Auge umgehend zum Augenarzt
Wer im Tagesverlauf Schwankungen seiner Sehschärfe bemerkt, verzerrt oder verschwommen sieht oder gar sogenannten „Rußregen“ vor dem Auge wahrnimmt, sollte umgehend zum Augenarzt gehen.
Denn eventuell ist die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus Ursache der Beschwerden.
Experten zufolge weisen bis zu einem Drittel aller Menschen mit Diabetes Typ 2 bereits bei ihrer Diagnose eine leichte Veränderung der Netzhaut auf.
Die sogenannte „diabetische Retinopathie“ zeigt lange Zeit keine Symptome. Wenn schließlich Sehstörungen auftreten, können die Schädigungen an der Netzhaut bereits so weit fortgeschritten sein, dass sie zu dauerhafter Sehbehinderung oder gar Erblindung führen.
Darauf weist diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe anlässlich des Aktionstags „Tag des weißen Stocks“ am 15. Oktober 2018 hin.
Erkrankung der Netzhaut
Wie die Experten in einer Mitteilung schreiben, leben mehr als 1,3 Millionen Menschen mit Diabetes bundesweit mit einer Erkrankung der Netzhaut, ungefähr 2.000 von ihnen erblinden jedes Jahr.
Den Angaben zufolge ist die „diabetische Retinopathie“ einer der Hauptgründe für eine dauerhafte Sehminderung im Erwerbsalter in der westlichen Welt.
Die Ursachen dieser Diabetes-Folgeerkrankung sind vielfältig, bei elf Prozent der Betroffenen spielen auch dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte eine Rolle. Diese schädigen die feinen Blutgefäße der Netzhaut.
Tückisch dabei ist, dass Betroffene in der frühen Phase zunächst keine Beschwerden haben. Im fortgeschrittenen Stadium bilden sich neue Gefäße, die bis in die Netzhaut oder den Glaskörper des Auges vordringen.
Die Gefäße werden durchlässig und brüchig, Blut tritt in das umliegende Gewebe aus. Erst dann kommt es zu Sehstörungen und -einschränkungen.
Angst vor den Ergebnissen
Wie die Experten erklären, wurden für die Barometer-Studie 2015 in 41 Ländern Daten zur Versorgungssituation von Menschen mit Diabetes und Augenerkrankungen erhoben.
Hierzulande wurde die Befragung Betroffener vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV) und der Deutschen Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M) durchgeführt.
Die stellvertretende Vorsitzende von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, Diana Droßel, die selbst an Typ-1-Diabetes erkrankt sowie seit 1982 erblindet ist, hat an der Studie mitgearbeitet:
„27 Prozent der befragten Diabetespatienten mit Seheinschränkung berichteten über Probleme im Umgang mit ihrem Diabetes, unter anderem bei der Kontrolle und Einstellung des Blutzuckers“, erklärte die Diabetesberaterin.
Doch obwohl Betroffene einen möglichen Sehverlust von allen Folgeerkrankungen am meisten fürchten, ginge nur ein kleiner Teil der Menschen mit Diabetes regelmäßig zur Augenkontrolle, sagte die Expertin.
„Als Gründe wurden neben den langen Wartezeiten auf einen Termin vor allem die Angst vor den Ergebnissen oder einer anschließenden Behandlung genannt.“
Regelmäßig Augen kontrollieren lassen
„Um Sehminderungen und dem damit verbundenen Verlust an Eigenständigkeit und Lebensqualität vorzubeugen, sollten sowohl Menschen mit Typ 1 als auch mit Typ 2 Diabetes regelmäßig die Augen untersuchen lassen“, so Professor Dr. med. Thomas Haak, diabetesDE-Vorstandsmitglied und Chefarzt am Diabetes Zentrum Mergentheim.
In frühen Stadien lassen sich Netzhautveränderungen aufhalten. Menschen mit Typ-1-Diabetes sollten ab dem elften Lebensjahr oder ab dem fünften Erkrankungsjahr eine Netzhautkontrolle nach vorheriger Pupillenerweiterung erhalten.
Bei Menschen mit Diabetes Typ 2 sollte direkt nach der Diabetes-Diagnose die Netzhaut untersucht werden.
Wenn noch keine Schädigungen an der Netzhaut vorliegen und keine allgemeinen Risiken wie ein erhöhter Langzeitblutzuckerwert, eine längere Diabetesdauer, ein hoher Bluthochdruck oder eine Nierenerkrankung bestehen, werden Kontrolluntersuchungen alle zwei Jahre empfohlen.
Bei hohem Risiko sind jährliche Untersuchungen wichtig. Bei bereits bestehender Retinopathie können die Untersuchungsabstände auch individuell kürzer als jährlich sein.
„Neben der regelmäßigen Augenkontrolle beim Arzt ist auch eine stabile Stoffwechseleinstellung mitentscheidend“, sagte Professor Haak. „Zum anderen sollte auch der Blutdruck gut eingestellt sein. Als Zielwert für den Blutdruck gilt 140/85 mmHg.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.