Seit 1980 ist die Brustkrebsrate weltweit um 260 Prozent gestiegen
Immer mehr Frauen erkranken an Brustkrebs, wie eine Studienarbeit des Institute for Health Metrics and Evaluation der Universität Washington in Seattle ermittelte. Die Zahl der Patienten ist weltweit stark angestiegen: Im Jahre 2010 litten rund 1,6 Millionen neue Patientinnen an Mammakarzinomen. Das sind doppelt so viele als noch vor gut 30 Jahren. Trotzdem ist die Sterberate in den westlichen Ländern gesunken.
Eine häufige Todesursache von Frauen ab dem 15 Lebensjahr ist Brust- und Gebärmutterhalskrebs. US-Forscher untersuchten daher die Mortalitätsraten von Patientinnen aus 187 Ländern und stellten einen rasanten Krankheitsanstieg fest. Zwar müssen immer weniger Frauen an Brustkrebs sterben, allerdings hat sich Erkrankungsrate seit 1980 quasi verdoppelt. Mediziner des Instituts für Gesundheitskriterien und Evaluation der US-Universität Washington in Seattle haben in dem Fachmagazin „The Lancet“ die Auswertungen der Krebs-Datensätze der letzten 30 Jahre vorgestellt. Dabei stellten sie fest, dass sich die Brustkrebsfälle auf der gesamten Erde stark maximiert haben. Wurden im Jahre 1980 noch rund 640.000 Neuerkrankungen gezählt, so waren es im vergangenen Jahr bereits gut 1,6 Millionen neu eingetretene Erkrankungsfälle. Rein statistisch betrachtet bedeutet dies einen Anstieg von 260 Prozent und eine jährliche Steigerungsrate von 3,1 Prozent. Eine signifikante Erhöhung der Ersterkrankungen konnten das Forscherkonsortium vor allem bei Frauen jüngeren Alters zwischen 15 und 49 Lebensjahren in den Entwicklungsländern feststellen.
Weniger Patientinnen sterben an Brustkrebs
Positiv zu erwähnen ist, dass die Zahl der darauffolgenden Todesfälle durch Brustkrebs zwischen in dem Untersuchungszeitraum 1980 und 2010 im Verhältnis gesunken ist. So verstarben zwar 1980 250.000 und im Jahre 2010 rund 425.000 Menschen an Brustkrebs, allerdings relativiert sich der Anstieg im Verhältnis zu der Zahl der gestellten Erstdiagnosen. Demnach stieg die Anzahl der Todesfolgen verhältnismäßig langsamer als die Neuerkrankungen. Deutlicher gesagt: Heute sterben weitaus weniger Patienten an bösartige Tumore in der Brust, als noch in den 80er Jahren. Weiter fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Sterbe- und Ersterkrankungsrate von Gebärmutterhalskrebs stark abgesunken ist, auch wenn im Jahre 2010 noch über 200.000 Frauen an der Krebsart verstarben.
Höhere Sterberate in den Entwicklungsländern
Während der Forschungsarbeit untersuchten das Forscherteam die Statistiken und Verlauf von Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs. Dazu verwendeten sie insgesamt 300 zentrale Krebsregister aus 187 Staaten. Um die Daten zu sichern, verwendeten die Wissenschaftler die „Gauß-Prozess Regression“, um Sterblichkeit, Alter, Land und Jahr miteinander in ein Verhältnis zu setzen. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Krebstumore treten mittlerweile in den Dritte-Welt-Ländern auf. 1980 betrug der Anteil hier nur 35 Prozent. In den westlichen Industriestaaten wie den USA starb 1980 jede 32. Patientin an Brustkrebs, dreißig Jahre später erlag nur noch jede 47. Frau dem Krebsleiden an der Brust. In den Entwicklungsländern ist ein gegenteiliger Trend nachweisbar: Hier stirbt heute jede sechzigste Frau an Brustkrebs. Vor 30 Jahren erlag in den armen Ländern nur jede 97. Betroffene dem Leiden. Warum heute mehr Patientinnen in den Entwicklungsländern an den Krebserkrankungen sterben, kann nur vermutet werden. Entweder werden heutige Daten in den Dritte-Welt-Staaten besser erfasst oder die zunehmenden Umweltvergiftungen tragen zur erhöhten Mortalität bei. Beides müssen weitere Forschungsarbeiten erfassen. Die Wissenschaftler forderten angesichts der Auswertungen „mehr politische Aufmerksamkeit, damit insbesondere in den Entwicklungsländern mehr in die Forschung investiert wird“.
Die Sterblichkeit durch Gebärmutterhalskrebs in den westlichen Ländern ist nach Aussagen der Wissenschaftler durch die verbesserte Vorsorgetechnik und Programme gesunken. Mehr Frauen gehen in den Industrieländern zur Vorsorgeuntersuchung. “Frauen in Ländern mit höherem Einkommen wie den USA und Großbritannien profitieren von der Krebsfrüherkennung, der medikamentösen Behandlung und von Impfstoffen”, wie Studienautor Rafael Lozano betonte. Warum die Brustkrebsrate gestiegen ist, konnten die Forscher nicht benennen. Weitere Studien hatten beispielsweise ergeben, dass die Gabe von Hormonen während der Wechseljahre das Risiko für Brustkrebs erhöht.
Nutzen und Risiken des Mammografie-Screening umstritten
In der evidenzbasierten Medizin ist die Abwägung von Nutzen und möglichen Gesundheitsschäden der Brustkrebsfrüherkennung umstritten. Dänische Forscher hatten beispielsweise in einer Studie im Jahre 2010 ermittelt, dass das Mammografie-Screening bei älteren Frauen zwischen 50 bis 69 Jahren überhaupt keinen positiven Beitrag zur Senkung der Sterberate leistet. Nach Ansicht der Mediziner des Nordischen Cochrane Zentrum in Kopenhagen könnten sich aufgespürte Tumore überhaupt nicht so schnell bösartig entwickeln, um dann erfolgversprechend behandelt zu werden. In der Auswertung konnten die dänischen Forscher keinen Zusammenhang zwischen der Mammografie und des Absinkens der Sterbedaten erkennen. Sie kritisieren, dass das es beim Mammografie-Screening häufig zu Überdiagnosen kommt und die Frauen unnötigerweise mit einer belastenden Brustkrebsbehandlung konfrontiert werden. Allerdings wird Herleitung und die methodische Umsetzung der Studie von weiten Fachkreisen stark kritisiert. (sb)
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