Sind in Zukunft Engpässe bei Bluttransfusionen kein Problem mehr?
Weltweit werden jährlich etwa 117 Millionen Liter Blut gespendet. Das klingt im ersten Moment nach einer riesigen Menge, aber leider gibt es da noch die Inkompatibilität zwischen den verschiedenen Blutgruppen, durch die dringend nötige Transfusionen nicht immer möglich sind. Forschenden ist es jetzt gelungen mit der Hilfe von Enzymen rote Blutkörperchen vom Typ A in universelle Blutkörperchen vom Typ O umzuwandeln. Diese Entwicklung hat das Potenzial die Versorgung und den Zugang zu Blut für lebensrettende Transfusionen erheblich zu verbessern.
Bei der aktuellen Untersuchung der University of British Columbia wurde festgestellt, dass durch Enzyme rote Blutkörperchen vom Typ A in universelle Blutkörperchen vom Typ O umgewandelt werden können. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Nature Microbiology“ veröffentlicht.
Inkompatibilität zwischen Blutgruppen bewirkt Probleme bei Transfusionen
Die Inkompatibilität zwischen den Blutgruppen führt zu erheblichen Problemen bei Transfusionen. Die Blutgruppe Typ O ist jedoch mit jedem Menschen kompatibel, der Rhesus (Rh) positives Blut hat. Daher wird sie auch als universelle Blutgruppe angesehen, da sie von jeder Person mit A +, B +, AB + oder O + angenommen wird, was etwa drei Viertel der Weltbevölkerung ausmacht.
Wie wirken sich die Blutgruppen aus?
Ihre Blutgruppe hängt von den verschiedenen Arten von Antigenen (den Strukturen, die eine Immunantwort auslösen) auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen (sowie von Antikörpern im Plasma) ab. Im einfachsten Sinne weist Blutgruppe A A-Antigene auf den roten Blutkörperchen mit Anti-B-Antikörpern auf, während Blutgruppe B B-Antigene mit Anti-A-Antikörpern aufweist. Wenn Sie beispielsweise bei einem Empfänger mit Blut vom Typ A eine Transfusion mit einem halben Liter Blut vom Typ B durchführen, werden dessen Anti-B-Antikörper durch die B-Antigene ausgelöst und bewirken eine möglicherweise lebensbedrohliche Immunantwort, erklären die Forschenden. Andererseits ist die Blutgruppe O mit beiden der oben genannten Blutgruppen kompatibel, da sie keine A- oder B-Antigene enthält, sondern ein neutrales H-Antigen aufweist.
Versorgung mit universellem Spenderblut wäre revolutionär
Die Forschenden der University of British Columbia haben jetzt einen effektiven Weg gefunden, um die umständlichen A-Antigene durch Umwandlung in das H-Antigen zu entfernen. Dies bedeutet, dass die modifizierte Blutgruppe A keine Immunantwort (wie Blutgruppe O) auslöst und universell an Patienten desselben Rhesus-Typs übertragen werden kann. In Anbetracht der Tatsache, dass A nach O die zweithäufigste Blutgruppe ist, könnte dies die Versorgung mit universellem Spenderblut revolutionieren.
Weitere Forschung ist nötig
Die neue Methode verwendet sogenannte Enzymwege, welche in den Bakterien vorkommen, die im menschlichen Darm leben. Nachdem die Forschenden sogenannte Flavonifractor plautii-Bakterien aus menschlichem Kot entnommen hatten, isolierten sie ihre spezifischen Gene, die zwei bakterielle Enzyme kodieren, welche in der Lage sind, Schlüsselkomponenten des A-Antigens zu entfernen. Durch die einfache Zugabe kleiner Mengen der beiden Enzyme zu Blut vom Typ A konnten sie die A-Antigene entfernen und so eine Probe herstellen, die als universelle Blutgruppe verwendet werden konnte. Bisher wurde dies allerdings nur in einer Petrischale in einem Labor durchgeführt. Weitere Forschung ist nötig, bis dieses Verfahren im alltäglichen Leben eingesetzt werden kann. In den letzten Jahren hat die Forschungsgemeinschaft begonnen, die Bedeutung des menschlichen Mikrobioms für die menschliche Gesundheit zu erkennen. Dies könnte sich jedoch als noch wichtiger herausstellen, da die Mikroorganismen in uns auch Enzymaktivitäten beherbergen, über die wir noch so gut wie keine Informationen haben, berichten die Autoren der Studie. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
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- An enzymatic pathway in the human gut microbiome that converts A to universal O type blood
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