Wird Tinnitus in naher Zukunft heilbar sein?
Eine Gruppe von US-amerikanischen Forschenden gab jetzt bekannt, dass sie möglicherweise eine bahnbrechende Behandlung für Tinnitus entdeckt haben. Sie fanden heraus, dass ein Molekül namens TNF-A bei Tinnitus die Kommunikation zwischen Neuronen zu stören scheint. Diese Erkenntnis könnte die Entwicklung neuer Behandlungsarten für Tinnitus ermöglichen.
Bei der aktuellen Untersuchung der University of Arizona wurde festgestellt, dass die Blockierung eines bestimmten Proteins Tinnitus unterbindet. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „PLOS Biology“ publiziert.
Was ist Tinnitus?
Tinnitus ist eine Erkrankung, bei der Sie Ohrgeräusche wahrnehmen, die nicht von einer normalen Quelle stammen, einschließlich Klingeln, Summen und Pochen. Tinnitus kann Stress, Schlafstörungen, Angstzustände und Hörverlust verursachen und wird häufig mit Morbus Menière, Diabetes, Multipler Sklerose und Depressionen in Verbindung gebracht. Bisher gibt es keine Heilung für die Erkrankung.
Neuro-Entzündungen als Ziel für die Behandlung von Tinnitus?
Den Forschenden der University of Arizona gelang es jetzt, Tinnitus bei Mäusen (die nach zweistündiger Lärmbelastung Tinnitus entwickelt hatten) zu stoppen, indem sie ein Protein blockierten, das die Entzündung des Gehirns fördert. Die Ergebnisse legen nahe, dass sogenannte Neuro-Entzündungen ein therapeutisches Ziel für die Behandlung von Tinnitus und anderen Hörproblemen sein könnten. Das genetische Ausschalten von TNF-A oder die pharmakologische Blockierung seiner Expression verhinderte eine Entzündung des Nervensystems und verbesserte das mit Tinnitus verbundene Verhalten bei Mäusen mit lärminduziertem Hörverlust, berichten die Autoren der Studie. Die Analyse des Teams stellte fest, dass eine Entzündung in einer schallverarbeitenden Region des Gehirns ein kontrolliertes Klingeln in den Ohren der betroffenen Mäuse verursachte.
Hörverlust ist ein Hauptrisikofaktor für Tinnitus
Hörverlust ist eine weit verbreitete Krankheit, welche weltweit ungefähr 500 Millionen Menschen betrifft und ein Hauptrisikofaktor für Tinnitus ist. Die jüngsten Forschungsergebnisse legen nahe, dass der Hörverlust durch Entzündungen im Gehörgang hervorgerufen wird, also die Reaktion des Immunsystems auf Verletzungen und Infektionen. Wie sich dies jedoch auf durch Hörverlust bedingte Erkrankungen wie Tinnitus auswirkt, ist bisher nur unzureichend bekannt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der durch Lärm verursachte Hörverlust mit erhöhten Konzentrationen von Molekülen, den sogenannten proinflammatorischen Zytokinen, und der Aktivierung von nicht-neuronalen Zellen, den sogenannten Mikroglia, im primären auditorischen Kortex zusammenhängt, erklären die Autoren der Studie.
Weitere Forschung ist nötig
Diese Ergebnisse implizieren eine Neuroentzündung als therapeutisches Ziel bei der Behandlung von Tinnitus und anderen Störungen im Zusammenhang mit Hörverlust. Obwohl die eingesetzte Therapie bei den Tieren erfolgreich war, sollten potenzielle nachteilige Auswirkungen gründlich untersucht werden, bevor erste Versuche am Menschen stattfinden, resümieren die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Wang W, Zhang LS, Zinsmaier AK, Patterson G, Leptich EJ, Shoemaker SL, et al. (2019) Neuroinflammation mediates noise-induced synaptic imbalance and tinnitus in rodent models. PLoS Biol 17(6): e3000307. https://doi.org/10.1371/journal.pbio.3000307 (Aufruf: 22.06.2019)
Wichtiger Hinweis:
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