Silvester: Die Knallerei in der Neujahrsnacht belastet das Herz und die Atemwege
31.12.2011
Die Notaufnahmen in den Kliniken müssen am Silvesterabend Sonderschichten einlegen. Vielfach werden sich Menschen am heutigen Abend durch unvorsichtiges Handtieren mit Feuerwerkskörpern zum Teil schwer verletzten. Nicht nur Unfälle sind häufig, auch der Rauch nach der Silvesterknallerei kann gesundheitlichen Schaden für Mensch und Natur anrichten. Darauf verweist das Umweltbundesamt (UBA) in einer aktuellen Erklärung.
Graue Wolken nach der Knallerei verdecken für das Bundesumweltamt die Positivaussichten für das neue Jahr. Das Silvesterfeuerwerk kann oft schwere gesundheitlichen Risiken beinhalten. In dem Rauch sind Teilchen aus Feinstaub enthalten, die beim Einatmen die Atemwege stark beeinträchtigen. Die Folge: Husten, Luftnot und Augenbrennen. Auch das Herz-Kreislauf-System kann übermäßig belastet werden, so ein Sprecher des UBA.
Die Aussagen der Behörde stützen sich auf Analysen aus Messstationen, die ergaben, dass vor allem in Großstädten Feinstaub gemessen in Stundenwerte von über 1000 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft am Neujahrsmorgen keine Seltenheit sind. So wird der EU-weit gültige Tagesgrenzwert von etwa 50 Mikrogramm Feinstaub bereits am ersten Tag des neuen Jahres massiv überschritten. Ein solches Überschreiten darf maximal 35 mal pro Jahr passieren.
Auf dem Land sind solche Messrekorde allerdings nicht zu erwarten. Trotzdem kann es auch in ländlichen Regionen zu erhöhten Emissionswerten kommen, wie das UBA betonte. Das komme dann vor, wenn der Staub aus den Städten durch Luftströme hinaus weht.
Die Umweltbehörde will jedoch nicht missverstanden werden und als „Spielverderber“ dastehen. "Wir wollen niemandem das Feuerwerk verderben, sondern nur über mögliche gesundheitliche Risiken informieren", wie UBA-Sprecher Martin Ittershagen betonte. Feuerwerk in der Silvesternacht ist ein Teil unserer Tradition und soll es auch bleiben. Jeder könne aber dazu beitragen die Gesundheitsrisiken zu minimieren und das eigene Feuerwerk einzuschränken oder ganz darauf zu verzichten. Statt Böller zu knallen und viel Geld dafür auszugeben, existieren durchaus sinnvolle Alternativen. Statt Luftraketen zu starten, könnten auch karitative Einrichtungen unterstützt werden, um den Hunger in der Welt zu bekämpfen.
Ein durchaus unterstützenswerte Initiative ist das Hilfswerk der evangelischen Kirche „Brot für die Welt nach dem Motto: „Brot statt Böller“. Der Zeit angepasst können Iphone Nutzer eine Applikation (App) gegen eine Spende aus dem Itunes-Shop herunterladen. Statt der rauchenden Böller kann dann ein virtuelles Feuerwerk betrachtet werden.
Lungenpatienten, die beispielsweise unter COPD oder Asthma leiden, sollten sich nicht direkt in den Rauch der Raketen stellen. Neuere Studien hatten ergeben, dass in den meisten Leuchtraketen toxische Metallverbindungen enthalten. Die wenige Mikrometer große Partikel können beim Einatmen tief in die Lunge vordringen. Da der Rauch auch am nächsten Morgen noch nicht verzogen ist, sollten Lungenkranke den Neujahrsspaziergang auf die Nachmittagsstunden verlegen.
Der Tierschutzverband „Vier Pfoten“ weist daraufhin, dass Knallkörper und Leuchtsignale Haustiere und Waldtiere in Wald und Flur stark belasten. Aus diesem Grund sollten die Produkte auf keinen Fall im Wald, Park- oder Grünflächenanlagen gezündet werden. Die Tiere erleiden Panikattacken und werden in schwere Stresssituationen versetzt. Viele Tiere reagieren dann mit Durchfall, Herzproblemen und Erbrechen. Während der Silvesterknallerei sollten Haustierbesitzer mit ihren Tieren in vertrauter und ruhiger Umgebung feiern, um den Stress-Pegel so gering wie möglich zu halten. Generell empfiehlt der Verein Tierfreunden, „das Geld statt in Böller lieber in wohltätige Zwecke zu investieren“.
Für den Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) sind die Argumente des Umweltbundesamtes nicht nachvollziehbar. Zwar können die Feinstaubwerte in Ballungszentren kurzzeitig ansteigen, diese bestehen aber nicht flächendeckend. Dies passiert nur in windschwachen Gegenden, sagt der Geschäftsführer des Verbandes Klaus Götzen. Gäbe es Möglichkeiten, die Belastungen zu beschränken, würden auch die Hersteller diese einsetzen. (sb)
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