Geburt nach Transplantation des Uterus einer toten Spenderin
Vor etwa einem Jahr wurde in Brasilien ein Baby geboren, welches sich in einer Gebärmutter entwickelt hatte, die zuvor von einer toten 45-jährigen Frau transplantiert wurde. Normalerweise werden Uterus-Transplantationen von lebenden Spendern empfangen, was die Verfügbarkeit der Organe stark einschränkt. Die Möglichkeit, dass der Uterus von Verstorbenen erfolgreich konserviert und transplantiert werden kann, könnte dies in Zukunft ändern. Ermöglicht dieser medizinische Durchbruch in Zukunft sogar eine Schwangerschaft für hormonbehandelte Männer?
Den Wissenschaftlern der University of São Paulo ist es gelungen eine Uterus-Transplantation von einer toten Spenderin durchzuführen, welche schließlich zu einer erfolgreichen Schwangerschaft bei der Empfängerin des Organs führte. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der englischsprachigen Fachzeitschrift „The Lancet“.
Uterus-Transplantationen mit toten Organen?
Seit dem Jahr 2014 werden sogenannte Uterus-Transplantationen erfolgreich durchgeführt. Diese Organe stammten von lebenden Spendern, daher ist die Verfügbarkeit stark eingeschränkt. Wenn jetzt Organe von toten Spendern erfolgreich konserviert und transplantiert werden können, führt dies zu einer Lockerung des Versorgungsenpasses bei Frauen, die sonst aufgrund von Gebärmutterproblemen nicht in der Lage sind schwanger zu werden. Vor dem Fall im Jahr 2016 war noch unklar, ob ein Uterus ein Baby gebären kann, wenn das Organ nach dem Tod der Spenderin entnommen wird. Das Baby wog bei der Geburt am 15. Dezember im Jahr 2017 2,5 kg und Mutter und Kind blieben nach der Geburt weiter gesund. Der transplantierte Uterus wurde während der Geburt wieder entnommen. Dies gibt Grund zur Hoffnung für Frauen, die aufgrund einer Verletzung, Krankheit, Operation (Hysterektomie) oder angeborenen Zuständen eine Transplantation zur Geburt eines Kindes benötigen würden.
Es gibt seit Jahren Diskussionen über assistierte Fortpflanzungstechnologien
Natürlich gibt es viele Diskussionen darüber, ob eine solche Transplantation einer Gebärmutter von einer toten Frau wirklich sinnvoll und moralisch vertretbar ist. Seit den frühen Diskussionen über assistierte Fortpflanzungstechnologien (wie IVF) in den 1920er Jahren sind die Meinungen über die Auswirkungen auf die Geschlechterrollen und insbesondere die Entscheidungen von Frauen geteilt. Damals gab es die Idee, eine Schwangerschaft in einem künstlichen Mutterleib durchzuführen. Dies wurde von einigen Experten als eine emanzipatorische Technologie angesehen, welche Frauen von den Pflichten des Gebärens und den damit verbundenen Einschränkungen befreit. Frauen könnten nur auf die soziale Gleichheit hoffen, wenn sie von der Verantwortung für die Geburt befreit werden, erklärten damals manche Mediziner. Es gab allerdings auch Forscher, welche der Meinung waren, dass ein künstlicher Mutterleib die Mutter-Kind-Bindung unterbrechen und Frauen ihrer Rolle berauben würde.
Geburten für alle Geschlechter?
Durch die potenzielle Verfügbarkeit von Schwangerschaften für sogenannte Transfrauen und sogar für Cis-Männer (Cisgender) mit Hormonbehandlungen können Uterus-Transplantate soziale Normen und Vorurteile in Frage stellen, indem sie neue Familienstrukturen schaffen, sagen die Wissenschaftler. Nur wenige Themen seien emotionaler als Konzeption und Kindererziehung, weshalb Möglichkeiten und Auswirkungen der Uterus-Transplantation besonders offen, geduldig und behutsam diskutiert werden sollten. (as)
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Wichtiger Hinweis:
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