Singen hat positive Effekte auf die Abwehrkräfte
08.06.2012
Singen stärkt das Immunsystem, erläuterte Professor Dr. Eckart Altenmüller, Direktor des Instituts für Musikphysiologie und Musikermedizin der Hochschule für Musik, Theater und Medien (HMTM) in Hannover, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Zum Beispiel leiden Sänger/innen im Winter seltener an Erkältungen.
Den Aussagen des Experten zufolge kann Singen im Chor das Immunsystem stärken und bedingt außerdem die Ausschüttung positiver Emotionshormone. Für den Musikphysiologen Professor Dr. Altenmüller ist Singen durchaus vergleichbar mit Sport und hat entsprechend positive Effekte auf die Gesundheit.
Ausschüttung positiver Emotionshormone und Stärkung des Immunsystems
Als ältestes Instrument der Welt wird die Stimme seit Jahrtausenden beim Singen genutzt. Doch auch heute noch entdecken Forscher immer wieder neue Auswirkungen des Gesangs auf den menschlichen Organismus. Den aktuellen Forschungsstand zu den gesundheitlichen Effekten des Singens fasst Professor Dr. Altenmüller wie folgt zusammen: „Das Chorsingen führt durch die Aktivierung der Atmung, die Kontrolle der Atemmuskulatur und nicht zuletzt durch das Gemeinschaftserlebnis zur Ausschüttung einer ganzen Reihe von positiven Emotionshormonen.“ Als Beispiele nannte der Experte vom Institut für Musikphysiologie und Musikermedizin das „Kuschelhormon“ Oxytocin, „sowie die klassischen Glückshormone, die Endorphine.“ Des weiteren werde „beim Singen Immunglobolin gebildet – das heißt: Singen stärkt die Abwehrkräfte“, so Altenmüller weiter. Dies sei auch der Grund dafür, dass „Sänger in Laien- und Amateurchören zum Beispiel im Winter seltener einen Schnupfen“ bekommen, erklärte der Medizinprofessor.
Singen als körperliches Training?
Zu der körperlichen Herausforderung beim Singen, erläuterte Prof. Dr. Altenmüller, dass „Singen und Musizieren auf jeden Fall sehr anstrengend sein“ kann. Ein professioneller Musiker habe „während eines Konzerts mehr Stress als der Pilot eines Düsenjets beim Fliegen“, betonte der Direktor des Instituts für Musikphysiologie und Musikermedizin an der HHMTM. Denn Musiker müssen „über mehrere Stunden jede Bewegung, jeden Ton voraussehen und überwachen“, während hingegen beim Flugzeug, sobald dies erst mal in der Luft ist, „in der Regel der Autopilot eingeschaltet“ wird, so Altenmüller weiter. Demzufolge könnte Singen auch als eine Art körperliches Training betrachtet werden.
Chorgesang bei Jugendlichen nicht sonderlich beliebt
Die von Prof. Dr. Altenmüller dargestellten gesundheitlichen Vorteile des Singens legen den Schluss nahe, dass viel mehr Menschen im Chor singen sollten. Doch tatsächlich treten immer weniger junge Menschen einem Chor bei. „Das Singen mit anderen ist für Jugendliche oft mit Scham belegt“, erläuterte der Experte in diesem Zusammenhang. Insbesondere bei Jungen zeige „die Stimme in der Pubertät die sexuelle Reife an, und das ist vielen unangenehm“, so Prof. Dr. Altenmüller. Nach Ansicht des Musikphysiologen zeigt der „Erfolg vieler Casting-Shows aber, wie groß das Gesangsinteresse bei Jugendlichen immer noch ist.“ Dem Fachmann zufolge liegt das Problem möglicherweise auch bei der angebotenen Musik. Was die Jugendlichen „meistens nicht so gerne mögen, ist klassischer Gesang, der in Richtung Hochkultur geht: Opern- und eben auch Chorgesang. Das gilt vielen als zu unnatürlich“, erläuterte Altenmüller. (fp)
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Bild: Paul-Georg Meister / pixelio.de
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