Ist Sitzen vor dem Fernseher besonders schädlich?
Langes Sitzen ist bekanntlich mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einem frühzeitigen Tod verbunden, aber eine neue Studie legt nahe, dass nicht alle Arten des Sitzens gleichermaßen ungesund sind. Sitzen vor dem Fernseher in der Freizeit erhöht demnach das Risiko für Herzkrankheiten und Todesfälle, sitzen bei der Arbeit aber nicht.
Bei der aktuellen Untersuchung der Columbia University wurde festgestellt, dass Sitzen vor dem Fernseher mit einem höheren Risiko für Herzkrankheiten und Todesfälle in Verbindung steht, nicht aber das Sitzen bei der Arbeit. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Journal der American Heart Association“ veröffentlicht.
Auswirkungen des Sitzens können rückgängig gemacht werden
Bei der Studie wurde außerdem festgestellt, dass mäßige bis starke körperliche Betätigung die schädlichen Auswirkungen von Sitzen vor dem Fernseher verringern oder aufheben kann. Die Ergebnisse zeigen, dass es für die Herzgesundheit wichtig ist, wie Sie Ihre Zeit außerhalb der Arbeit verbringen, sagen die Autoren der Studie. Selbst wenn Sie eine Arbeit haben, bei der Sie längere Zeit sitzen müssen, kann es Ihr Risiko für Herzkrankheiten und den Tod verringern, wenn Sie die Zeit für körperliche Betätigung nutzen.
Knapp 3.600 Menschen nahmen an der Studie teil
Eine wachsende Zahl von Forschungsarbeiten zeigt, dass Menschen, die sesshaft sind, insbesondere solche, die lange und ununterbrochen sitzen, ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einen frühzeitigen Tod haben. Frühere Studien haben meist die körperliche Aktivität mithilfe eines Aktivitätsmonitors gemessen, der nicht in der Lage ist, zwischen verschiedenen Arten von sitzendem Verhalten zu unterscheiden. Die neue Studie umfasste 3.592 Menschen. Die Teilnehmenden gaben an, wie viel Zeit sie normalerweise sitzend vor dem Fernseher und bei der Arbeit verbrachten und wie viele Stunden Sport sie in ihrer Freizeit machten.
Sitzen bei der Arbeit ist unbedenklich?
Die Teilnehmenden, welche die meisten Stunden vor dem Fernseher verbrachten (vier oder mehr Stunden pro Tag), hatten ein 50 Prozent höheres Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und Todesfälle als die Menschen, die am wenigsten Zeit vor dem Fernseher verbracht hatten (weniger als zwei Stunden pro Tag). Im Gegensatz dazu hatten die Personen, die am meisten am Arbeitsplatz saßen, die gleichen Gesundheitsrisiken wie diejenigen, die am wenigsten saßen, berichten die Forschenden.
Bewegung in der Freizeit gleicht Nachteile aus
Selbst für die engagiertesten Fernsehzuschauer verringerte mäßige bis heftige körperliche Aktivität das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Todesfälle. Bei Menschen, die vier oder mehr Stunden am Tag vor dem Fernseher verbrachten und sich 150 Minuten oder länger pro Woche bewegten, wurde kein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder einen frühzeitigen Tod festgestellt.
Sitzen ohne Unterbrechung besonders schädlich?
In einer früheren Studie stellten die Forschenden bereits fest, dass übermäßiges Sitzen mit schlechteren gesundheitlichen Ergebnissen verbunden ist, und dies umso mehr, wenn das Sitzen in langen, ununterbrochenen Phasen stattfindet. Es ist möglich, dass die meisten Menschen dazu neigen, stundenlang fernzusehen, ohne sich zu bewegen, während die meisten Personen bei der Arbeit häufig von ihrem Schreibtisch aufstehen, vermuten die Autoren der Studie. Die Kombination aus einer großen Mahlzeit (wie dem Abendessen) und stundenlangem Sitzen könnte ebenfalls besonders schädlich sein. Weitere Forschung sei nun erforderlich, aber es ist möglich, dass eine kurze Pause bei der Fernsehzeit und ein Spaziergang ausreichen, um den Schaden des Sitzens in der Freizeit auszugleichen, erläutern die Forschenden weiter. Fast jede Art von Aktivität, bei der Sie schwerer atmen und Ihr Herz schneller schlägt, könne von Vorteil sein. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jeanette M. Garcia , Andrea T. Duran , Joseph E. Schwartz , John N. BoothIII , Steven P. Hooker: Types of Sedentary Behavior and Risk of Cardiovascular Events and Mortality in Blacks: The Jackson Heart Study; Journal der American Heart Association (Abfrage 27.06.2019), JAHA
Wichtiger Hinweis:
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