Sitzunterbrechungen sind gut fürs Herz: Wer während sitzender Tätigkeiten öfter Unterbrechungen einlegt, senkt das damit Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko
11.01.2011
In den westliche Industrieländern werden berufliche Tätigkeiten häufig im Sitzen verrichtet. Schon länger ist erwiesen, dass lang anhaltende sitzende Tätigkeiten das Herzinfarktrisiko erhöhen und orthopädische Leiden wie Rückenschmerzen provozieren. Neu ist, dass es nicht nur allein die Dauer der Sitzungen entscheidend ist, sondern auch die Anzahl der Unterbrechungen. So haben Wissenschaftler festgestellt, dass regelmäßige Sitzunterbrechungen das Erkrankungsrisiko senken können und zudem schlanker machen.
Im Studienverlauf untersuchten Forscher um Studienleiterin Genevieve Healy der australischen Universität Queensland in Herston rund 4700 Teilnehmer aus den USA. Alle Probanden waren mindestens 20 Jahre alt und trugen ein Messgerät, dass insgesamt sieben Tage alle Bewegungen protokollierte. Zudem wurden die Teilnehmer auf den Cholesterinwert, die Insulinmenge und den Gehalt des C-reaktiven Proteins (ein Entzündungsmarker) untersucht. Schließlich gab auch der Taillenumfang der Probanden über relative Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen Aufschluss.
Sitzunterbrechungen fördern Herz und Kreislauf
Zunächst konnten bisherige Studiendaten bestätigt werden. Je mehr und je länger ein Proband seine Lebenszeit im Sitzen verbrachte, je höher lag auch das Erkrankungsrisiko für Herzleiden. Bei den vor allem sitzenden Teilnehmern fanden die Forscher gehäuft Faktoren, die beispielsweise das Herzinfarkt oder Bluthochdruck Risiko erhöhen. So wiesen sie zumeist einen höheren Taillenumfang, niedrige Werte des positiven HDL- Chlosterin oder höhere Werte des C-reaktiven Protein auf. Diese Risikowerte galten selbst für diejenigen, die regelmäßig Sport als Ausgleich betrieben. Was allerdings die Forscher erstaunte war die Tatsache, dass Teilnehmer, die während ihrer sitzenden beruflichen Tätigkeit regelmäßig auch mal aufstanden und sich bewegten, die Risikofaktoren insgesamt geringer ausfielen. Je mehr die Teilnehmer eine Sitzunterbrechung einlegten, um so geringer war auch der Umfang der Taille und um so geringer waren auch die Entzündungsmarker-Werte des C-reaktiven Proteins. "Die obersten 25 Prozent der Probanden, die am meisten Sitzunterbrechungen einlegten, hatten im Schnitt einen um 4,1 Zentimeter geringeren Hüftumfang als die untersten 25 Prozent", erläuterte die Studienleiterin dem Fachmagazin „European Heart Journal" Daher rät die Forscherin allen, die am Arbeitsplatz vor allem sitzende Tätigkeiten ausüben, zwischendurch häufiger auch mal aufzustehen und sich zu bewegen. Anrufe oder Kurzkonferenzen könnten beispielsweise im Stehen verrichtet werden. Statt seine Kollegen anzurufen, könnte man die Mitarbeiter auch persönlich im Büro aufsuchen, so der Rat von Healy. Wichtig sei, möglichst aufs Sitzen zu verzichten.
Manche Menschen sitzen bis zu 22 Stunden am Tag
Die Zeit, die alle Teilnehmer im Sitzen verbrachten, war sehr unterschiedlich. Einige verbrachte nur 1,8 Stunden ihrer Lebenszeit im Sitzen, andere beinahe 22 Stunden pro Tag. Die Zahl der Pausen vom Sitzen lag zwischen 99 und 1258 an allen sieben Tagen zusammen. Die Zeitspanne der Pausen lag zwischen 99 und 1258 an allen sieben Tagen zusammen. Die Forscher konnten jedoch negative Folgen auf den Taillenumfang nur bei nicht-hispanischen Weißen nachweisen. Warum das so ist, müssen weitere Forschungsarbeiten untersuchen.
Wenig sitzen ist gesund
Neben der allseits bekannten Empfehlung, in regelmäßigen Abständen Ausgleichssport zu betreiben, sollte Menschen möglichst wenig sitzen und öfter auch mal aufstehen und sich umher bewegen. Diese Ratschläge sollten laut der Wissenschaftlerin künftig in die Gesundheitshinweise mit aufgenommen werden. Studien zu den biologischen Ursachen für den beobachteten Kontext stehen noch aus. (sb)
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Bild: Silke Kaiser / pixelio.de
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