Mutterkuchen essen: Verzehr von Plazenta-Pillen gefährdet das Baby
Manche Frauen verzehren nach der Geburt ihres Kindes die Plazenta und versprechen sich davon gesundheitliche Vorteile. Auch Prominente wie Kim Kardashian haben dazu beigetragen, dass das Verspeisen des Mutterkuchens zum Trend wurde. Experten warnen jedoch davor, das Baby könnte dadurch gefährdet werden.
Verzehr des Mutterkuchens
Hollywood-Größen wie Kim Kardashian haben die Öffentlichkeit wissen lassen, dass sie nach der Entbindung ihres Nachwuchses Teile des Mutterkuchens verzehrt haben. Auch viele Nicht-Prominente sind von dem neuen Trend begeistert. Schließlich soll der Verzehr der Plazenta mit einer Vielzahl positiver Effekte einhergehen. Experten weisen allerdings darauf hin, dass es für die angeblichen Vorteile keine Belege gibt. Im Gegenteil: Das Essen der Plazenta kann die Gesundheit des Babys gefährden.
Gesundheitliche Vorteile
Viele Säugetiere fressen ihre Plazenta nach der Geburt der Jungen auf. Warum sollte dies also für Menschenmütter schlecht sein?
Anhängerinnen der „Plazentophagie“ gehen davon aus, dass der Verzehr des Mutterkuchens mit einer Vielzahl positiver Effekte einhergeht.
Die Plazenta wird meist zu Pulver gemahlen, gekocht oder gefriergetrocknet und in Form von Kapseln, Pillen oder Globuli eingenommen.
Die enthaltenen Hormone und Nährstoffe sollen unter anderem die Milchproduktion ankurbeln, für ein starkes Immunsystem und einen schönen Teint sorgen, eine vorbeugende Wirkung gegenüber Wochenbettdepressionen haben, Schmerzen nach der Schwangerschaft lindern und einen bestehenden Eisenmangel ausgleichen
Außerdem werden solche Kapseln zur Behandlung von Schlafproblemen, Entzündungen und Narben sowie gegen die Hautalterung und zur Steuerung des Hormonhaushalts bei Menstruationsbeschwerden und Beschwerden in der Wechseljahren eingesetzt.
Schadstoffe wie Blei und Quecksilber nachgewiesen
Ein Wissenschaftlerteam von der Northwestern Universität in Chicago (USA) hat in einer Auswertung von zehn Studien zum Thema Plazentophagie jedoch schon vor Jahren festgestellt, dass es keine Vorteile durch das Essen der Plazenta gibt.
Wie die Forscher damals im Fachmagazin „Archives oft Women’s Mental Health“ und in einer Mitteilung berichteten, gehe vom Verzehr des Mutterkuchens ein mögliches Gesundheitsrisiko aus, da dieser keineswegs steril sei.
Schließlich habe die Plazenta auch die Funktion, den Fötus vor Schadstoffen zu schützen. Diese würden aus dem Blut gefiltert und in der Plazenta eingelagert.
Es seien darin schon erhöhte Konzentrationen von Schadstoffen wie Kadmium, Selen, Blei und Quecksilber nachgewiesen worden.
Auch fänden sich in der Plazenta nach der Geburt weiterhin Viren und Bakterien, deren Wirkung beim Verzehr unklar bleibe.
Die Keime könnten über die Muttermilch an den Säugling weitergegeben werden.
Infektion mit B-Streptokokken
Wie gefährlich der Verzehr der Plazenta werden kann, zeigt auch ein Fall aus den USA. Dort hatte eine Frau im vergangenen September ein gesundes Baby zur Welt gebracht, das nur wenige Tage nach der Geburt schwere Atemprobleme bekam und auf die Intensivstation musste.
Laut einer Mitteilung der US-Gesundheitsbehörde “Centers for Disease Control and Prevention” hatte der Säugling eine Blutvergiftung. Das Kind hatte sich mit B-Streptokokken infiziert.
Die Ärzte stellten fest, dass die Infektion durch die Plazenta-Pillen der Mutter zustande kam. Darin war der Erreger gefunden worden.
Auswirkungen durch psychologische Effekte
Auch laut dem Sprecher des britischen Royal College der Geburtshelfer und Gynäkologen, Roger Marwood, gibt es keine belegten körperlichen Vorteile für den Verzehr der Plazenta – egal, „ob sie roh, in einem Smoothie oder in Kapselform verzehrt“ wird.
„Ja, sie kann voll mit Protein sein, aber es gibt keine Hinweise darauf, dass sie irgendwelche ernährungsphysiologischen Vorteile hat, daher ist es unwahrscheinlich, dass sie postnatale Depressionen abwehren, beim Schlafen helfen, die Muttermilchproduktion erhöhen oder mehr Energie geben kann“, so der Experte gegenüber der Zeitung „Daily Mail“.
Die „psychologischen Effekte“ könnten aber womöglich etwas bewirken. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.