Neue Studie: Luftverschmutzung erhöht Krebsrisiko deutlich
Dass Luftverschmutzung erhebliche Gefahren für die Gesundheit zur Folge haben kann, ist den meisten Menschen bewusst. Eine neue Studie hat nun offenbart, dass eine dauerhaft hohe Feinstaubbelastung das Sterberisiko für verschiedene Krebsarten deutlich erhöht.
Feinstaubbelastung stellt eine hohe Gesundheitsgefahr dar
Dass eine hohe Feinstaubbelastung eine Gefahr für die Gesundheit darstellt, ist lange bekannt. So können die winzigen Partikel Medizinern zufolge unter anderem die Atemwege schädigen, Lungenerkrankungen wie Asthma und Raucherlunge verschlimmern oder gar einen Herzinfarkt oder Schlaganfall verursachen. Schon vor Jahren hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Luftverschmutzung als krebserregend eingestuft. Wie gefährlich die eingeatmeten Staubpartikel sind, wurde nun in einer neuen Studie bestätigt. Ältere Menschen sterben demnach deutlich wahrscheinlicher an Krebs, wenn sie einer dauerhaft hohen Feinstaubbelastung ausgesetzt sind.
Deutlich erhöhtes Krebsrisiko durch Luftverschmutzung
Wie die Wissenschaftler aus Hongkong und Großbritannien im Fachjournal „Cancer Epidemiology, Biomarkers and Prevention“ berichten, gelte das erhöhte Risiko für eine ganze Reihe von Tumorarten. Als Basis ihrer Langzeituntersuchung nutzte das Forscherteam die Daten von 66.280 Menschen ab 65 Jahren in Hongkong. Wie die Nachrichtenagentur dpa zum Thema berichtet, gelten als Feinstaub winzige Partikel bis zu einer Größe von zehn Mikrometern. Ursprung der Schadstoff-Teilchen können zum Beispiel Dieselruß, Reifenabrieb oder Abgase von Industrie-, Kraftwerks- oder Heizungsanlagen sein. Zwar sind es vor allem Metropolen in Asien die mit einer extremen Smogbelastung in Verbindung gebracht werden, doch auch hierzulande sind die Gefahren groß. Als österreichische Forscher im vergangenen Jahr Europas Städte mit der größten Feinstaubbelastung berechneten, war auch Stuttgart mit dabei. In der baden-württembergischen Hauptstadt war Anfang des Jahres ein Feinstaubalarm ausgerufen worden. Pendler waren damals dazu aufgefordert worden, am besten ihr Auto stehen zu lassen.
Risiko um bis zu 80 Prozent erhöht
Im Fokus der aktuellen Untersuchung standen Teilchen mit weniger als 2,5 Mikrometern Durchmesser (PM2,5), die sich tief in den Bronchien und Lungenbläschen festsetzen oder sogar ins Blut übergehen können. Laut dpa erhoben die Wissenschaftler die Feinstaubwerte an den Wohnorten der Menschen. Es zeigte sich, dass das Risiko, an Krebs zu sterben, je zehn Mikrogramm erhöhter Konzentration von Feinstaub pro Kubikmeter Luft um insgesamt 22 Prozent stieg. Für Tumoren im oberen Verdauungstrakt stellten die Forscher sogar einen Anstieg um 42 Prozent fest. Den Angaben zufolge nahm das Sterberisiko durch Krebs an Leber, Pankreas oder Gallenblase um 35 Prozent zu. Wie die Autoren erläuterten, stieg das Risiko bei Frauen, an Brustkrebs zu sterben, sogar um 80 Prozent.
Luftverschmutzung muss reduziert werden
Die Verbindungen zwischen Feinstaubbelastung und einem erhöhten Lungenkrebsrisiko waren schon in früheren Untersuchungen gut dokumentiert worden, die gemeinsame Studie von Forschern der Universitäten Birmingham und Hongkong war jedoch eine der ersten Untersuchungen, die auch einen Zusammenhang von Luftverschmutzung und anderen Krebs-Erkrankungen belegte. Auch ein hohes Sterberisiko durch Feinstaub ist belegt, unter anderem durch die Studie „European Study of Cohorts for Air Pollution Effects“ (ESCAPE), die in der Fachzeitschrift “The Lancet Oncology” erschien. Laut einer Mitteilung der Universität Birmingham sagte der an der Hochschule arbeitende Neil Thomas, dass die aktuelle Studie deutlich mache, dass Feinstaub in Großstädten weltweit „so viel und so schnell wie möglich reduziert werden muss“. Nach Meinung der Forscher gibt es für die Auswirkungen der Feinstaubbelastung auf verschiedene Krebsarten mehrere mögliche Erklärungen, darunter unter anderem Veränderungen der Immunabwehr, Einflüsse auf die DNA-Reparatur sowie Entzündungen.
Feinstaub fordert jährlich 100.000 Tote in Europa
Der WHO zufolge ist eine jährliche Feinstaubbelastung von zehn Mikrogramm pro Kubikmeter gerade noch unbedenklich. Insbesondere in Asien wird dieser Grenzwert aber in vielen Großstädten überschritten. Laut den WHO-Zahlen liegt Hongkong bei einer jährlichen Durchschnittsbelastung von 21 Mikrogramm. In Peking sind Menschen durchschnittlich sogar 67,7 Mikrogramm Feinstaub ausgesetzt. „Es ist alarmierend, dass Feinstaub neben Lungenkrebs in Verbindung mit einer so großen Vielzahl von Krebserkrankungen steht“, meinte Lauri Myllyvirta von Greenpeace. Nach Angaben der Umweltorganisation führt Feinstaub pro Jahr zu einer Million Todesfälle in China. In Europa seien es immerhin rund 100.000 Menschen. (ad)
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