Wie sich Schlafdauer auf emotionale Reaktionen auswirkt
Eine kürzere nächtliche Schlafdauer beeinflusst die emotionale Reaktion auf Ereignisse am nächsten Tag. Betroffene Personen reagieren weitaus emotionaler auf negative Ereignisse und können sich nicht so stark über positive Erlebnisse freuen.
Bei einer aktuellen Studie unter Beteiligung von Forschenden der University of British Columbia wurde untersucht, wie nächtlicher Schlaf die Reaktion auf stressige und positive Ereignisse im täglichen Leben beeinflusst. Die Ergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Health Psychology“ publiziert.
Woher stammten die ausgewerteten Daten?
Anhand der Daten aus Tagebüchern einer nationalen US-Stichprobe von knapp 2.000 Menschen analysierte die Forschungsgruppe die Schlafdauer und wie diese Personen am nächsten Tag auf negative und positive Situationen reagierten. Die Teilnehmenden berichteten in täglichen Telefongesprächen über acht Tage hinweg über ihre Erfahrungen und die Schlafmenge, die sie in der vorangegangenen Nacht erhalten hatten.
Weniger positive Emotionen bei Schlafmangel
Wenn Menschen etwas Positives erleben, beispielsweise eine Umarmung erhalten oder Zeit in der Natur verbringen, fühlen sie sich an solchen Tagen normalerweise glücklicher, berichten die Forschenden. Bei der neuen Studie habe sich jedoch gezeigt, dass Menschen, die weniger als die übliche Menge schliefen, durch positive Ereignisse weniger positive Emotionen erfuhren.
Höhere Empfindlichkeit bei negativen Ereignissen
Den Teilnehmenden wiederfuhren im Alltag auch eine Reihe von belastenden Ereignissen, darunter Auseinandersetzungen, soziale Spannungen, Arbeits- und Familienstress und Diskriminierung. Wenn sie weniger als gewöhnlich schliefen, reagierten sie auf diese belastenden Ereignisse mit einem größeren Verlust an positiven Emotionen. Dies habe auch Auswirkungen auf die Gesundheit, berichten die Forschenden.
Gesundheitliche Risiken durch weniger positive Emotionen
Frühere Forschungsarbeiten haben bereits gezeigt, dass Menschen, die nicht in der Lage sind, positive Emotionen angesichts von Stress aufrechtzuerhalten, dem Risiko einer Entzündung und sogar eines früheren Todes ausgesetzt sind, erläutert das Team.
Wie viel Schlaf wird empfohlen?
„Die empfohlene Richtlinie für eine gute Nachtruhe beträgt mindestens sieben Stunden, doch jeder dritte Erwachsene erfüllt diesen Standard nicht”, betont Studienautorin Nancy Sin von der University of British Columbia in einer Pressemitteilung.
Gesundheitliche Probleme durch zu wenig Schlaf
„Eine Vielzahl von Forschungsarbeiten hat gezeigt, dass unzureichender Schlaf das Risiko für psychische Störungen, chronische Erkrankungen und einen vorzeitigen Tod erhöht. Die neue Studie ergänzt diese Beweise, indem sie zeigt, dass selbst geringe Schwankungen der Schlafdauer von Nacht zu Nacht Auswirkungen darauf haben können, wie Menschen auf Ereignisse in ihrem täglichen Leben reagieren“, fügt die Expertin hinzu.
Schlechtere Reaktion auf Stress durch Krankheiten?
Chronische Erkrankungen wie beispielsweise Herzkrankheiten, Diabetes und Krebs sind bei Erwachsenen weit verbreitet, insbesondere wenn diese älter werden. Frühere Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass Menschen mit Gesundheitsproblemen reaktiver sind, wenn sie mit Stresssituationen konfrontiert werden. Dies könnte möglicherweise auf den Verschleiß der physiologischen Stresssysteme zurückzuführen sein, so das Team.
Schlaf noch wichtiger für Menschen mit Erkrankungen?
Die Forschungsgruppe war auch daran interessiert herauszufinden, ob Erwachsene mit chronischen Gesundheitsproblemen einen noch größeren Nutzen aus Schlaf ziehen könnten als gesunde Erwachsene.
Auswirkungen von längerem Schlaf bei chronisch Kranken
„Bei Menschen mit chronischen Gesundheitsproblemen stellten wir fest, dass längerer Schlaf – verglichen mit der üblichen Schlafdauer – zu besseren Reaktionen auf positive Erfahrungen am nächsten Tag führt“, erläutert Sin. Die Forschenden hoffen, dass auf ausreichend Schlaf achtende Personen eine bessere Lebensqualität erreichen und ihre Gesundheit langfristig schützen können. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sin, N. L., Wen, J. H., Klaiber, P., Buxton, O. M., Almeida, D. M.: Sleep duration and affective reactivity to stressors and positive events in daily life., in Health Psychology (abgefragt 16.09.2020), Health Psychology
- University of British Columbia: New research finds people react better to both negative and positive events with more sleep (veröffentlicht 15.09.2020), University of British Columbia
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.