Gute psychische Gesundheit trotz chronischen Schmerzen
Viele Menschen in Deutschland sind von chronischen Schmerzen betroffen, die neben ihren körperlichen Auswirkungen auch die Psyche und den Lebensstil beeinträchtigen können. Dabei sind die Einschränkungen im täglichen Leben durch die Schmerzen oft ein größeres Probleme für die psychische Gesundheit als die Intensität der Schmerzen.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Edith Cowan University wurde untersucht, in welchem Zusammenhang chronische Schmerzen, das psychische Wohlbefinden und die Flexibilität bei selbst gesetzten Zielen stehen. Die Ergebnisse sind in dem „International Journal of Environmental Research and Public Health“ publiziert.
300 Menschen mit chronischen Schmerzen untersucht
Das Team untersuchte mehr als 300 Teilnehmende, die unter chronischen Schmerzen litten, aber nicht an Krebs erkrankt waren. Wenn Menschen drei Monate oder länger an Schmerzen litten, wurden dies in der Studie als chronische Schmerzen eingestuft.
Die Teilnehmenden beantworteten verschiedene Fragen zu ihrem psychischen Wohlbefinden, der Intensität ihres Schmerzes und dem Ausmaß, in dem der Schmerz ihre alltäglichen Beschäftigungen und Aktivitäten beeinträchtigt.
Schmerzen können tägliches Leben einschränken
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Menschen aufgrund chronischer Schmerzen oft nicht in der Lage sind, an bestimmten Aktivitäten teilzunehmen, welche sie als wichtig für ihr Leben empfinden, berichtet Studienautorin Professorin Joanne Dickson.
Solche erlebten Einschränkungen des täglichen Lebens können dann erhebliche Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden der betroffenen Personen haben, fügt die Medizinerin hinzu.
Flexibel auf Probleme reagieren
„Die gute Nachricht ist, dass diese Forschung gezeigt hat, dass persönliche Zielflexibilität (d. h. die Fähigkeit, sich an die Schwierigkeiten und Hindernisse des Lebens anzupassen) bei der Art und Weise, wie wir uns bemühen, die Dinge, die uns wichtig sind, zu erhalten oder zu erreichen, einen schützenden Puffer für das psychische Wohlbefindens darstellen kann“, erläutert Dickson in einer Pressemitteilung.
Zudem habe die Schmerzintensität das Wohlbefinden von Betroffenen weniger beeinträchtigt, als die Einschränkungen im täglichen Leben durch den Schmerz.
Wohlbefinden trotz chronischer Schmerzen
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Menschen Wege finden können, ihr psychisches Wohlbefinden auch bei starken Schmerzen aufrechtzuerhalten, solange diese nicht wichtige Aspekte ihres täglichen Lebens beeinträchtigen“, fasst Professorin Dickson zusammmen.
Motivation zum Erreichen von Zielen schützt Wohlbefinden
Dies könnte erklären, warum einige Menschen es schaffen, ihr psychisches Wohlbefinden trotz chronischer Schmerzen aufrechtzuerhalten. Die Ergebnisse zeigen erstmals, wie die Motivation, bestimmte Ziele zu erreichen, eine schützende Wirkung auf die Psyche von Menschen mit chronischen Schmerzen entfalten kann.
Insbesondere die Flexibilität und die Hartnäckigkeit beim Erreichen von Zielen scheint zu helfen, die negativen emotionalen Auswirkungen von Schmerzen auf das psychische Wohlbefinden zu reduzieren, wobei die Flexibilität laut den Forschenden eine stärkere Rolle spielt, als die Hartnäckigkeit.
Mit anderen Worten ausgedrückt, wenn Menschen es schaffen, sich an Gegebenheiten anzupassen und Möglichkeiten zu finden, Hindernisse zu überwinden, um für sie wichtige Ziele im Leben zu erreichen, hat dies eine schützende Wirkung auf ihr Wohlbefinden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Tara Swindells, Joanne Iddon, Joanne M. Dickson: The Role of Adaptive Goal Processes in Mental Wellbeing in Chronic Pain; in: International Journal of Environmental Research and Public Health (veröffentlicht 10.01.2023), International Journal of Environmental Research and Public Health
- Edith Cowan University: Being flexible is key to protecting mental wellbeing in people with chronic pain (veröffentlicht 27.02.2023), Edith Cowan University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.