Welche Folgen hat Stress für Körper und Geist?
Stress hat weitreichende Auswirkungen auf Körper und Geist. Dr. Susan Albers und Dr. Richard Lang von der Cleveland Clinic (USA) erläutern, welche gesundheitlichen Gefahren und Erkrankungen Stress auslösen kann.
„Stress ist nicht unbedingt die Ursache für bestimmte Krankheiten, aber er kann die Symptome dieser Krankheiten verschlimmern“, berichtet Dr. Lang in einer Pressemitteilung. Wenn dann die körperlichen Symptome zunehmen, kann dies dazu führen, dass auch der Stresspegel weiter ansteigt.
Kurzfristige Auswirkungen von Stress
Man muss laut Dr. Albers zunächst zwischen kurzfristigen und langfristigen Auswirkungen von Stress unterscheiden. Zu einem gibt es tägliche Stressoren, wie beispielsweise das Verpassen des Busses zur Arbeit. Diese Situationen lösen kurzfristig Stress aus.
In solchen Stresssituationen spannen sich die Muskeln an, das Herz schlägt schneller und es gelangt mehr Sauerstoff in die Lunge, um sich auf den Stressor vorzubereiten. Wenn der Stress dann beendet ist, kehrt der Körper in den Normalzustand zurück.
Langfristige Auswirkungen von Stress
Zudem gibt es chronischen Stress. Dieser kann durch tägliche Stressoren verursacht werden, welche andauernd auftreten und sich mit der Zeit überlagern. „Chronische Stressoren sind Dinge wie finanzielle Probleme und Konflikte mit Familienmitgliedern. Diese ständigen Probleme können dauerhafte und tiefgreifende Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit haben“, erläutert Dr. Albers.
Krank durch zu viel Cortisol
Chronischer Stress kann eine Vielzahl von Problemen auslösen wie beispielsweise die Zunahme von Gewicht, schlechten Schlaf und Darmprobleme. Dies ist darauf zurückzuführen, dass durch den anhaltenden Stress der Körper ständig mit Cortisol überflutet wird.
Die Dauerbelastung durch das Stresshormon Cortisol löst Entzündungen aus, welche wiederum das Risiko für chronische Erkrankungen erhöhen. Generell führt Stress zu einer Vielzahl von Auswirkungen, die verschiedene Stellen des Körpers beeinträchtigen können.
Zu dem Thema Stress gibt es bereits eine Vielzahl von Untersuchungen. Die Aussagen der Fachleute der Cleveland Clinic über die negativen Auswirkungen von Stress werden beispielsweise durch die Ergebnisse einer Studie bekräftigt, welche in dem englischsprachigen Fachblatt „EXCLI Journal“ veröffentlicht wurden.
In dieser berichten die Forschenden darüber, dass Stress unterschiedliche Krankheiten und pathologische Zustände auslösen oder verschlimmern kann, und beschreiben die wichtigsten Auswirkungen von Stress auf die primären physiologischen Systeme des Menschen sind.
Auswirkungen von Stress auf Muskeln und Gelenke
Stress erhöht die Anspannung der Muskeln, lässt der Stress nach, entspannen sich die Muskeln wieder. So kann anhaltender Stress zu Schmerzen, Verspannungen, Muskelkater und Schmerzkrämpfen führen.
„Stress kann auch Spannungskopfschmerzen, Verspannungen in Nacken und Kiefer sowie Knoten und Krämpfe in Nacken und Schultern auslösen“, erläutert Dr. Lang. Zudem werden Kiefergelenksprobleme begünstigt.
Der Stress könne auch eine Senkung der Schmerzgrenze bewirken, so dass Betroffene schmerzempfindlicher werden und bei Erkrankungen wie beispielsweise Arthritis und Fibromyalgie oftmals verstärkte Beschwerden die Folge sind.
Stress beeinflusst die Herzgesundheit
Nicht zuletzt kann Stress einen Anstieg der Herzfrequenz auslösen und Herz- und Lungenerkrankungen verstärken, wie beispielsweise Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck oder Asthma.
Wenn man unter Schmerzen oder einem Gefühl der Enge in der Brust leidet oder Herzklopfen auftritt, sollte man sich möglichst schnell ärztlich untersuchen lassen, um auszuschließen, dass gefährliche Erkrankungen vorliegen, raten daher die Fachleute.
Haarausfall durch Stress
Hauterkrankungen wie beispielsweise Ekzeme, Rosacea und Schuppenflechte können durch Stress ebenfalls verstärkt werden und Stress gilt als potenzieller Auslöser von Nesselsucht, Juckreiz, übermäßigem Schwitzen und Haarausfall, berichten die Dr. Albers und Dr. Lang.
Stress beeinflusst das Verdauungssystem
Darüber hinaus werde das gesamte Verdauungssystem durch Stress beeinflusst und Symptome wie Schmerzen, Blähungen, Durchfall und Verstopfung, aber auch komplexeren Erkrankungen wie beispielsweise das Reizdarmsyndrom können die Folge sein.
Mitunter führe der Stress auch zu Übelkeit und Erbrechen und bei einigen Menschen habe er massive Auswirkungen auf das Ernährungsverhalten. Sie neigen bei Stress zu einer deutlich ungesünderen Ernährung.
Stress beeinflusst das Immunsystem
Stress schwächt den Fachleuten zufolge auch das Immunsystem, so dass wir zum Beispiel anfälliger für Erkältungen oder Grippe werden. Zudem kann der Stress Autoimmunkrankheiten (beispielsweise entzündliche Darmerkrankungen) fördern.
Hormonelles Ungleichgewicht durch Stress
Stress kann die Periode von Frauen beeinflussen, was wiederum Stress verstärkt, weil sich Betroffene Sorgen deswegen machen. Wenn die Periode aufgrund von Stress ständig ausbleibt, kann dies ein hormonelles Ungleichgewicht oder eine sekundäre Amenorrhoe auslösen, warnen Dr. Albers und Dr. Lang.
Stress kann den Schlaf verschlechtern
Stress führt zu einem Zustand der Anspannung, was den Schlaf negativ beeinflussen kann. Wenn man wachliegt und sich darüber aufregt, dass man nicht einschlafen kann, verstärkt dies den Stress noch weiter. Langfristig kann der schlechte Schlaf negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben und Schlafstörungen auslösen, erklären die Fachleute.
Das Stresshormon Cortisol beeinflusse außerdem den Stoffwechsel. Wird zu viel Cortisol ausgeschüttet, verlangsame sich der Stoffwechsel und bestimmte Körperfunktionen setzen aus.
Stress begünstigt psychische Probleme
Stress kann depressive Symptome auslösen und so die Motivation für Alltagsaktivitäten reduzieren. Wenn solche Probleme über längere Zeiträume bestehen, kann daraus sogar eine Angststörung werden.
Wenn man merkt, dass sich Stress negativ auf die eigene Psyche auswirkt, raten die Fachleute dazu, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Es sei normal, dass man ab und zu kurzfristig Stress im Alltag erfährt, wie beispielsweise einen besonders stressigen Arbeitstag. „Wenn Sie jedoch Schwierigkeiten haben, zur Arbeit zu kommen, oder wenn sich Ihr Schlafverhalten oder Ihr Appetit verändert, sind das Anzeichen dafür, dass Ihr Stresspegel außer Kontrolle geraten ist“, betont Dr. Albers.
Wie kann man sich vor Stress schützen?
Glücklicherweise gibt es einige Möglichkeiten, die Stress abbauen leicht machen. So kann man beispielsweise mehr Bewegung und Entspannungsübungen in den Alltag integrieren.
In einem separaten Artikel erläutert ein weiterer Fachmann der Cleveland Clinic, Dr. Adam Borland, zehn Möglichkeiten zur Entspannung und Stressreduzierung. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: 10 Strange Things Stress Can Do to Your Body (veröffentlicht 08.02.2023), Cleveland Clinic
- Habib Yaribeygi, Yunes Panahi, Hedayat Sahraei, Thomas P. Johnston, Amirhossein Sahebkar: The impact of stress on body function: A review; in: EXCLI Journal (veröffentlicht 21.07.2017), EXCLI Journal
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.