Lärm ist mehr als nur ein Ärgernis
Umgebungslärm zählt zu den am stärksten empfundenen Umweltbeeinträchtigungen in Deutschland. 76 Prozent der deutschen Bevölkerung fühlen sich durch Lärm dauerhaft belästigt. Zu den Hauptquellen zählen Verkehrslärm durch Autos, Flugzeuge und Züge, aber auch Lärm aus der Nachbarschaft wird von von vielen Menschen als störend empfunden. Eine ständige Lärmbelastung ist viel mehr als nur ein bloßes Ärgernis. Das Robert Koch-Institut (RKI) warnt: Wer regelmäßig zu hohen Schallpegeln ausgesetzt ist, riskiert langwierige oder dauerhafte Schädigungen der geistigen und körperlichen Gesundheit.
Die Deutsche Gesellschaft für Akustik, der Arbeitsring Lärm der DEGA (ALD) sowie das RKI klärten am 24. April 2019 zum 22. Mal mit der Aktion „Tag gegen Lärm“ über die vielen negativen Auswirkungen der allgemeinen Lärmbelastung auf. Die Expertinnen und Experten warnen unter anderem vor dauerhaften Ohrgeräuschen (Tinnitus), Hörverlust, erhöhtem Stress, Schlafstörungen, Leistungsbeeinträchtigungen, vermehrten Angststörungen und einer verminderten Lebensqualität durch Umgebungslärm.
Drei von vier Personen sind von Lärmbelastung betroffen
Egal ob wiederkehrende kurzzeitige Schallspitzen oder ein andauernd hoher Schallpegel – Lärm aus der Umgebung kann zu einer ernsthaften Gesundheitsbelastung werden. „Nach neuester Statistik des Umweltbundesamtes fühlen sich 76 Prozent der deutschen Bevölkerung vom Straßenverkehrslärm gestört oder belästigt, 44 Prozent vom Flugverkehrslärm, 38 Prozent vom Schienenverkehrslärm“, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Akustik in einer aktuellen Pressemitteilung. Laut RKI fühlt sich jede vierte Person darüber hinaus durch Lärm aus der Nachbarschaft belästigt.
Gesundheitsgefahr Lärm
Lärm wird oftmals als Störung oder Ärgernis hingenommen. Viele Menschen wissen nicht, dass mit einer ständigen Lärmbelastung zahlreiche Gesundheitsrisiken einhergehen. Eine andauernde Lärmbelastung kann zu „Beeinträchtigungen des Hörsystems, zeitlich begrenzten oder dauerhaften Ohrgeräuschen (Tinnitus) bis hin zum Hörverlust führen“, betonen RKI-Fachleute. Darüber hinaus sei Lärm auch ein psychosozialer Stressfaktor, der das subjektive Wohlempfinden und die empfundene Lebensqualität stark einschränken kann.
Schwere Krankheitsgefahren durch chronische Lärmbelastung
Wer langanhaltender oder sogar chronischer Lärmbelastung ausgesetzt ist, hat laut RKI ein höheres Risiko, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arterienverkalkung, Bluthochdruck, einen Schlaganfall und Herzinfarkt zu entwickeln. Auch die Blutfette, Blutzuckerwerte und die Gerinnungsfaktoren im Blut werden durch Lärmbelastung negativ beeinflusst.
Aurale und extraaurale Wirkung von Lärm
Zu unterscheiden ist dabei zum einen die sogenannte aurale Wirkung der Lärmbelastung. Diese betrifft direkt das Gehörorgan und ist abhängig von der Stärke, Dauer und Intensität des Schallpegels. Zum anderen gibt es die sogenannte extraaurale Wirkung von Lärm, bei der der Lärm zwar nicht zwingend schädlich fürs Gehör ist, aber als psychischer Stressfaktor die Gesundheit beeinflusst. Nach Angaben des RKI wirkt dieser Stressauslöser ähnlich stark wie andere Stressoren wie beispielsweise chronische Überforderung, Unterforderung oder Leistungsdruck.
Taglärm und Nachtlärm wirken unterschiedlich
Lärmstress kann tägsüber oder nachts zu unterschiedlichen Beeinträchtigungen führen. Lärm am Tag ist laut RKI tendenziell vermehrt mit emotionalem Stress, Gefühlen der Belästigung und Gestörtheit sowie mit erhöhter Angst verbunden. Tritt die Lärmbelastung verstärkt nachts auf, kann sich dies durch Schlafstörungen und verminderter Leistungsfähigkeit äußern.
Wann werden Geräusche zum Lärm?
Die aktuelle Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO für die durchschnittliche durch Straßenverkehr bedingte Lärmbelastung sollte tagsüber nicht mehr als 53 Dezibel betragen. Für die nächtliche Lärmbelastung empfiehlt die WHO, den Lärmpegel unter 45 Dezibel zu halten. Nächtlicher Straßenverkehrslärm oberhalb dieses Wertes sei mit Beeinträchtigungen des Schlafes assoziiert. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.