Sofortiger Rauchstopp Symptom für Lungenkrebs?
01.03.2011
Wissenschaftler haben festgestellt, dass zwischen einem sofortigen Rauchstopp und dem späteren Ausbruch von Lungenkrebs ein möglicher Zusammenhang besteht. Bevor die Krebserkrankung erkannt wird, hört eine Mehrheit von Patienten spontan mit dem Rauchen auf, obwohl sie keine Lungenkrebs-Symptome verspürten und noch nichts von ihrer schwerwiegenden Erkrankung wussten. Forscher der Thomas Jefferson Universität in Philadelphia vermuten, dass der Tumor einen Botenstoff produziere, der den Rauchstopp erheblich erleichtere und provoziere. Eine Mehrheit der Patienten gab bei einer Studie an, dass es ihnen wesentlich leichter fiel, mit dem Rauchen aufzuhören.
Studie mit 115 Lungenkrebspatienten
Seit längerer Zeit beobachten Mediziner und Wissenschaftler einen ungewöhnlichen Zusammenhang. Viele Lungenkrebspatienten hatten kurz vor der Diagnose der Erkrankung mit dem Rauchen spontan aufgehört. Lungenkrebs wird aber aufgrund fehlender Anfangsbeschwerden oftmals erst im Spätstadium erkannt. Der plötzliche Rauchstopp ohne Suchtkomplikationen könnte nach Meinung der Forscher daher ein erstes Symptom von Lungenkrebs sein. Um die Vermutung zu bestätigen, unternahmen Onkologen der Thomas Jefferson Universität eine Patientenstudie. In der Studie wurden insgesamt 115 Patienten befragt, die vor dem Ausbruch der Lungenkrebserkrankung über einen längeren Zeitraum geraucht hatten. Etwa die Hälfte aller Befragten hatten vor der schwerwiegenden Diagnose das Rauchen bereits aufgeben. Nur rund 11 Prozent der Probanden gab an, den Rauchstopp aufgrund verspürter Lungensymptome eingeleitet zu haben. Obwohl alle Patienten den ungefähr gleichen Nikotinabusus aufwiesen, gab ein Drittel der Teilnehmer an, ohne Schwierigkeiten das Rauchen beendet zu haben. Alle vorigen Versuche seien immer wieder gescheitert, wie zahlreiche Teilnehmer betonten.
2,7 Jahre bis zum Ausbruch von Lungenkrebs
Um das Ergebnis der Studie zu konkretisieren, haben die Wissenschaftler in einem zweiten Durchgang andere Patienten zu ihrem früheren Rauchkonsum befragt. Auch hier hatten die befragten Patientengruppen das Rauchen bereits im Vorfeld aufgegeben. Wurde bei Lungenkrebspatienten die Erkrankung im Schnitt 2,7 Jahre nach dem Rauchstopp diagnostiziert, so dauerte es bei Prostatakrebs rund 24 Jahre. Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten, brachen den Konsum im Schnitt etwa 10 Jahre zuvor ab.
"Es ist bekannt, dass viele Lungenkrebspatienten vor ihrer Diagnose mit dem Rauchen aufgehört haben", sagt die Wissenschaftlerin und Onkologin Barbara Campling. Viele Mediziner nehmen diese Beobachtung nicht ernst, sie meinen die Patienten hätten das Rauchen aufgrund verspürter Symptome aufgegeben. Doch bei einer Mehrheit war das im Rahmen der Befragung nicht der Fall, so die Expertin resümierend. Mehr noch, entgegen früheren Entzügen hätte es eine Mehrheit wesentlich leichter empfunden, das Rauchen zu beenden. Für die Forscher um Campling stellt sich nun die Frage, ob der spontan eingetretene Rauchstopp selbst ein frühes Symptom für Lungenkrebs ist. Das Ergebnis der Studie sollte allerdings nicht falsch verstanden werden, ein Weiterrauchen führt nicht dazu, dass die Krankheit nicht ausbricht. In jedem Fall ist die sofortige Beendigung des Konsums zu empfehlen. Ein wissenschaftlicher Bericht zur Studie ist in dem Fachmagazin "Journal of Thoracic Oncology" erschienen.
46.000 neue Lungenkrebs-Diagnosen
Jedes Jahr erkranken rund 46.000 Menschen in Deutschland neu an Lungenkrebs. In rund 90 Prozent der Fällen haben die Betroffenen zuvor geraucht. Das inhalative Tabakrauchen ist damit unwidersprochen neben weiteren genetischen Faktoren ein Hauptauslöser für Bronchialkarzinome. (sb)
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