Viele Menschen, die das Rauchen aufgeben möchten, erhoffen sich durch die so genannten „E-Zigaretten“ eine wirksame Unterstützung. Doch Experten betonen schon länger, dass der elektronische Glimmstengel keine gesunde Alternative zum Rauchen darstellt. Nun berichten amerikanische Wissenschaftler im Fachmagazin „Environmental Health Perspectives“, dass elektrische Zigaretten offenbar sogar noch gefährlicher sind als bislang angenommen. Denn sie enthalten eine bestimmte Chemikalie, durch die es zu einer so genannten „Popcorn-Lunge“ kommen kann.
Vermeintlich sinnvolle Hilfe bei der Rauchentwöhnung
Seit einigen Jahren erfährt die elektrische Zigarette (E-Zigarette) eine zunehmende Aufmerksamkeit und wird von vielen aufhörwilligen Rauchern als Hilfsmittel bei der Rauchentwöhnung genutzt. Denn die E-Zigarette enthält zwar Nikotin, aber keine Teer- und Tabakbestandteile und gilt daher als weniger gesundheitsschädlich als die herkömmliche „Kippe“. Das sehen viele Gesundheitsexperten jedoch anders und warnen stattdessen vor den gesundheitlichen Risiken.
Zwar seien laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen noch unbekannt, kurzfristige schädliche Effekte auf die Atmungsorgane würden jedoch bereits nach wenigen Zügen an der E-Zigarette erkennbar werden. Hierzu zählen demnach unter anderem trockener Husten, ausgeprägte Atemwegseinengungen und Reizungen in Rachen und Mundraum. Zudem mache das in den meisten Liquids enthaltene Nikotin schnell abhängig und erhöhe bei langfristigem Gebrauch das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung.
7.000 verschiedene E-Zigaretten und Liquids auf dem Markt
Doch das ist offenbar nicht alles. Denn laut einer Studie der amerikanischen Harvard T.H. Chan School of Public Health kann das Rauchen von E-Zigaretten offenbar noch viel gefährlicher sein als bisher vermutet. Wie die School of Public Health berichtet, hatte das Team um Joseph Allen für ihr Projekt 51 verschiedene E-Zigaretten und nachfüllbare Flüssigkeiten („Liquids“) in verschiedenen Geschmacksrichtungen untersucht – ausgewählt aus über 7.000 Produkten, die den Angaben zufolge derzeit auf dem Markt sind. Dabei kamen sie zu einem erschreckenden Ergebnis, denn mehr als 75 Prozent der Liqiud-Proben enthielten die Chemikalie Diacetyl.
Charakteristisch für Diacetyl ist ein ausgeprägter Geschmack und Geruch nach Butter, daher ist es auch Bestandteil des natürlichen Butteraromas und wird zudem bei der Herstellung von Mikrowellen-Popcorn eingesetzt. Wird die Chemikalie eingeatmet, kann sie jedoch zu schwerwiegenden chronischen Lungenerkrankung Bronchiolitis obliterans führen, so die Mitteilung. Vor allem Arbeiter in Popcorn-Fabriken seien von der Problematik betroffen, weshalb das Krankheitsbild auch als „Popcorn-Lunge“ bezeichnet werde.
Weitere gefährliche Stoffe entdeckt
Neben dem entdeckten die Wissenschaftler noch zwei weitere gefährliche Stoffe in den Liquids der E-Zigaretten. Demnach enthielten von den getesteten 51 Flüssigkeiten 46 Proben Aceton, welches z.B. reizend auf die Atemwege wirkt. In 23 Liquids konnte Acetylpropionyl (Pentandion) nachgewiesen werden, ein Stoff, der unter anderem das Gewebe schädigen kann.
„Bislang wurde sich bei den gesundheitlichen Bedenken im Zusammenhang mit e-Zigaretten meist auf das Nikotin konzentriert, doch da ist noch sehr viel mehr, was wir nicht über die Zigaretten wissen. Zusätzlich zu den unterschiedlichen Mengen des Suchtmittels Nikotin enthalten sie auch andere krebserregende Chemikalien wie Formaldehyd. Und wie unsere Studie zeigt, Aromachemikalien, die Lungenschäden verursachen können “, sagte Studie Co-Autor David Christiani. (nr)
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