Sommergrippe: Was steckt dahinter und was hilft?
Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen – und das mitten im Sommer. Was steckt hinter der „Sommergrippe“, wie kann man sie vermeiden und was hilft, wenn es uns erwischt hat? Dieser Artikel gibt Aufschluss.
Hinter der oft so bezeichneten Sommergrippe verbirgt sich in den allermeisten Fällen keine richtige Grippe, sondern eine Erkältungskrankheit, die durch unterschiedliche Viren ausgelöst werden kann. Eine echte Grippe wird durch das Influenza-Virus hervorgerufen, das größtenteils in den Wintermonaten kursiert.
Auslöser für grippale Infekte im Sommer
Eine Sommergrippe wird hingegen überwiegend durch eher harmlose Entero-, Coxsackie- und Echoviren ausgelöst, da diese Erreger an warme Temperaturen angepasst sind. Derzeit sind die meisten Infektionen, die grippeähnliche Symptome hervorrufen, jedoch auf das Coronavirus SARS-CoV-2 in der Omikron-Variante BA.5 zurückzuführen.
Warum das Coronavirus diesen Sommer keine Ruhe gibt
Erst kürzlich konnte ein deutsches Forschungsteam nachweisen, dass eine Untervariante des Coronavirus SARS-CoV-2 mit der Bezeichnung BA.5 für die untypische Coronavirus-Sommerwelle verantwortlich ist. Diese Unterart der Omikron-Variante hat die noch im Frühjahr vorherrschenden Varianten verdrängt.
Das tückische an BA.5 ist, dass es sich dabei um eine Immunflucht-Variante handelt, bei der zuvor erworbene Antikörper durch eine überstandene Infektion oder durch eine Impfung weniger wirksam sind, weshalb sich diese Untervariante auch in den Sommermonaten besonders schnell ausbreiten kann. Die gute Nachricht ist jedoch, dass die Infektionen in den allermeisten Fällen mild verlaufen.
Sommergrippe-Symptome im Vergleich zur echten Grippe
Ein weiterer Unterschied zur echten Grippe ist, dass sich die Symptome bei einer Sommergrippe beziehungsweise bei einem grippalen Infekt eher langsam einschleichen. Die Erkältung kündigt sich bereits einen oder mehrere Tage durch ein Kratzen im Hals, Halsschmerzen oder Heiserkeit an und die Beschwerden nehmen langsam zu.
Bei einer echten Grippe, die durch Influenza-Viren ausgelöst wird, treten die Symptome hingegen schlagartig innerhalb weniger Stunden auf und sind gewöhnlich auch schlimmer als bei einem grippalen Infekt.
Typische Beschwerden bei einer Sommergrippe
Bei einer Sommergrippe sind in der Regel ähnliche Symptome festzustellen, wie bei einer Erkältung im Winter. Typische Beschwerden sind beispielsweise
- Husten,
- Schnupfen,
- Halsschmerzen,
- Ohrenschmerzen,
- Kopfschmerzen,
- Gliederschmerzen,
- erhöhte Temperatur oder leichtes Fieber,
- Schüttelfrost,
- Magen-Darmbeschwerden,
- Bindehautentzündung (oft bei Kindern).
Aphten durch Sommergrippe
In selteneren Fällen können sich schmerzhafte Aphten im Mund und Rachen bilden. Auch die sogenannte Hand-Fuß-Mund-Krankheit kann im Zuge einer Sommergrippe auftreten. Dabei entstehen zusätzliche Aphten an Händen und Füßen. Zudem kann es während einer Sommergrippe auch zu anderen Formen von Hautausschlag kommen.
Komplikationen bei einer Sommergrippe
In sehr selten Fällen können Komplikationen während einer Sommergrippe auftreten, wie beispielsweise Entzündungen des Herzens, der Hirnhaut oder des Gehirns.
Wird das Immunsystem durch den Infekt stark geschwächt, besteht ein erhöhtes Risiko für bakterielle Sekundärinfektionen, die dann Mittelohrentzündungen oder Lungenentzündungen hervorgerufen können. Besonders Neugeborene haben ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe einer Sommergrippe.
Wie verbreiten sich Sommergrippe-Erreger?
Alle typischen Erreger einer Sommergrippe übertragen sich entweder per Tröpfchen- oder Schmierinfektion. Bei Tröpfcheninfektionen werden kleinste Tröpfchen von infizierten Personen beim Sprechen, Atmen, Husten und Niesen in die Luft abgesetzt und können dann von anderen Personen eingeatmet werden.
Bei Schmierinfektionen werden die Erreger in der Regel von den Hände einer infizierten Person indirekt über Gegenstände wie Türklinken, Geländer, Telefone und Tablets oder direkt durch das Händeschütteln auf andere Personen übertragen.
An Orten, wo sich viele verschiedene Menschen aufhalten, ist die Ansteckungsgefahr daher erhöht, dazu zählen beispielsweise öffentliche Verkehrsmittel, Büroräume, öffentliche Veranstaltungen, Konzerte, Discotheken, Schwimmbäder, Spielplätze, Schulen und Kindergärten.
Sommergrippe vorbeugen
Regelmäßig gründliches Händewaschen ist eine bewährte Methode, um sich von Erregern auf den Händen zu befreien. Auch sollte das ständige Berühren des Gesichts mit ungewaschenen Fingern vermieden werden.
Viel Trinken schützt die Schleimhäute in Nase und Mund vor dem Austrocknen. In feuchten Schleimhäuten können sich Viren schlechter festsetzen. Besonders wichtig ist dies für Personen, die sich häufig in klimatisierten Räumen aufhalten, da dort die Luft besonders trocken ist.
Eine Luftfeuchtigkeit von rund 40 Prozent in Räumen schützt die Schleimhäute ebenfalls vor dem Austrocknen.
Bei den ersten Anzeichen einer Sommergrippe kann eine Nasendusche in manchen Fällen eine Erkrankung abwenden oder abmildern, da die Erreger, die sich in den Schleimhäuten festgesetzt haben, herausgespült werden.
Auskühlungen und Überhitzung vermeiden
Starke Temperaturschwankungen können für den Körper eine große Belastung darstellen. Wer beispielsweise mit nassen Badesachen oder verschwitzten Klamotten herumläuft, an langen Abenden nicht auf fallende Temperaturen reagiert, sich in Zugluft aufhält oder sich ausgiebigen Sonnenbädern aussetzt, kann mitunter damit das Immunsystem schwächen und das Risiko einer Infektion erhöhen.
Besten Schutz bietet das eigene Immunsystem
Die beste Waffe zur Abwehr von Krankheitserregern ist im Sommer wie im Winter das eigene Immunsystem. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse und ausreichend Bewegung sind die effektivsten Methoden, um die Immunabwehr zu stärken oder stark zu halten.
Was hilft bei Sommergrippe?
Wenn die Sommergrippe trotzdem zuschlägt, ist dies in den meisten Fällen kein Grund zur Panik. Der Körper kuriert eine Infektion mit Sommergrippe-Erregern in der Regel innerhalb von drei Tagen selbst aus. Ruhe ist in dieser Zeit die beste Medizin.
Medikamente sind gewöhnlich nicht erforderlich, diese helfen ohnehin nur gegen die Symptome und können den Verlauf nicht verkürzen. Bei Erkältung gibt es zahlreiche bewährte Hausmittel, die die Beschwerden lindern können. Diese finden Sie in dem Artikel: „Hausmittel bei Erkältung – das kann wirken“.
Wann ärztliche Hilfe bei Sommergrippe suchen?
Tritt nach drei Tagen keine Besserung ein, steigt das Fieber über 39 Grad Celsius oder kommt es zur Bildung von auffälligen gelblichen oder grünlichen Sekreten in Nase oder Mund, sollte ärztliche Hilfe aufgesucht werden. Es könnte sich um eine bakterielle Zweitinfektion handeln. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Landratsamt Berchtesgardener Land: Merkblatt "Sommergrippe" (PDF, Stand 2014), lra-bgl.de
- Barmer: Gesund durch die heißen Tage: So hat die Sommergrippe keine Chance (Stand: 14.06.2019), barmer.de
- H.-M. Jäck, G. M. N. Behrens, S. Pöhlmann, M. Hoffmann, et al.: Augmented neutralisation resistance of emerging omicron subvariants BA.2.12.1, BA.4, and BA.5; in: The Lancet Infectious Diseases (2022) DOI: https://doi.org/10.1016/S1473-3099(22)00422-4, thelancet.com
- Deutsches Primatenzentrum - Leibniz-Institut für Primatenforschung: Neue Omikron-Untervarianten BA.2.12.1, BA.4 und BA.5 werden schlechter durch Antikörper gehemmt (veröffentlicht: 30.06.2022), dpz.eu
- HKK: Mythos Sommergrippe? (Abruf: 06.07.2022), hkk.de
- Ärztliches Journal: „Sommergrippe“ – kühl betrachtet (Stand Juni 2020), aerztliches-journal.de
- AOK: Erkältung im Sommer: Wo lauern die Gefahren? (Stand: 15.09.2021), aok.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.