Hitze: Herz und Gehirn schützen
Die aktuelle Sommerhitze macht vielen Menschen zu schaffen. Erhöhte Temperaturen sorgen nicht nur für Beschwerden wie Müdigkeit und Kopfschmerzen, sie belasten auch unser Herz-Kreislauf-System und erhöhen das Risiko für Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Fachleute erklären, wie Herz und Gehirn geschützt werden können.
Viele Menschen sind sich der gesundheitlichen Gefahren, die Hitze mit sich bringen kann, nicht bewusst. In einem aktuellen Beitrag auf dem Portal „heart.org“ der American Heart Association, erläutern Fachleute, warum gerade jetzt Vorsicht angebracht ist.
Stresstest für das Herz
Heißes Wetter ist wie ein Stresstest für Ihr Herz, erklärt Dr. Lance Becker, Vorsitzender der Notfallmedizin bei Northwell Health, einem Gesundheitsdienstleister in New York. Und manche Menschen reagieren sehr intensiv auf solchen Stress.
„Sie könnten einen Herzinfarkt erleiden. Ihre Symptome einer kongestiven Herzinsuffizienz könnten viel schlimmer werden. Oder sie könnten eine Arrhythmie haben“, der medizinische Fachausdruck für einen unregelmäßigen Herzschlag.
Die Risiken für Herz und Gehirn können in der Tat schwerwiegend sein: Ein Bericht der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) aus dem Jahr 2020 zitiert Forschungsergebnisse, die zeigten, dass Krankenhauseinweisungen wegen Herz-Kreislauf-Problemen in den Tagen nach hohen Temperaturen sprunghaft angestiegen sind.
Und eine Überprüfung der Forschung aus dem Jahr 2017 in der Zeitschrift „Stroke“ der American Heart Association kommt zu dem Schluss, dass heiße Temperaturen das unmittelbare Risiko eines durch Gerinnsel verursachten ischämischen Schlaganfalls, der häufigsten Art von Schlaganfall, zu erhöhen scheinen.
Personen mit höherem Risiko für hitzebedingte Probleme
Die Wärmeregulierung beim Menschen ist normalerweise ein „ziemlich guter Mechanismus“, so Becker. Aber übermäßige Hitze kann ihn überwältigen. Und dann könne es „sehr, sehr gefährlich“ werden.
Dr. Rachel M. Bond, Direktorin für Herzgesundheit bei Frauen bei Dignity Health in Arizona, sagt, dass alle Menschen mit einer Vorgeschichte von Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Schlaganfall oder Fettleibigkeit einem höheren Risiko für hitzebedingte Probleme ausgesetzt sind.
Und die CDC warnen, dass Menschen mit Diabetes Schäden an Blutgefäßen und Nerven haben können, die ihre Fähigkeit zur Abkühlung beeinträchtigen können.
In dem Beitrag werden einige Informationen aufgelistet, die helfen, bei Hitze möglichst sicher zu bleiben:
Symptome von Hitzeerschöpfung kennen: Anzeichen von Hitzeerschöpfung sind Kopfschmerzen, Schwindel, Schwäche, Übelkeit und kühle, feuchte Haut. Sie kann behandelt werden, indem Sie sich aus der Hitze entfernen oder ein feuchtes Tuch zum Abkühlen verwenden. Wenn sich die Symptome nicht innerhalb einer Stunde bessern, suchen Sie eine Ärztin oder einen Arzt auf.
Hitzschlag ist ernster: Zu den Symptomen eines Hitzschlags gehören ein schneller Puls, erhöhte Körpertemperatur bis über 40 Grad und rote, heiße, trockene Haut. Wie Bond erklärt, handelt es sich dabei um einen medizinischen Notfall, der es erfordert den Notruf zu wählen.
Viel Wasser trinken: Flüssigkeitszufuhr hilft dem Herzen, leichter zu pumpen, und hilft den Muskeln, effizienter zu arbeiten, erläutert Bond. Die genaue Flüssigkeitsmenge, die Sie benötigen, kann variieren. Bond ermutigt ihre Patientinnen und Patienten normalerweise, mindestens zwei Liter pro Tag zu trinken.
Keinen Alkohol konsumieren: Vermeiden Sie Alkohol, empfiehlt Bond. Er kann Sie austrocknen.
Cool bleiben: Denen, die keine Klimaanlage haben, empfiehlt Becker, sich einen Ventilator und eine Sprühflasche oder ein feuchtes Tuch zu besorgen.
„Die Kombination, direkt vor einem Ventilator zu sitzen und dann entweder ein wenig Wasser auf den Körper zu sprühen oder einen kalten Waschlappen zu nehmen und Wasser auf Ihren Körper zu geben, wird Ihnen helfen, sich abzukühlen“, so der Experte. „Das ist tatsächlich eines der Dinge, die wir mit den Menschen in der Notaufnahme machen.“
Medikamenteneinnahme: Aufgrund der zusätzlichen Belastung ihres Systems müssen Herzpatientinnen und -patienten gewissenhaft mit der Einhaltung der Verordnungen ihrer Medikamente umgehen.
Einige Situationen erfordern möglicherweise die Hilfe einer Ärztin oder eines Arztes. Menschen mit Bluthochdruck oder Herzschwäche können Diuretika verwenden, um den Körper von überschüssiger Flüssigkeit zu befreien. Aber sie müssen möglicherweise auch ihre Flüssigkeitsaufnahme erhöhen, um mit der Hitze fertig zu werden.
Es sei eine verwirrende Situation, sagt Becker. „Aus diesem Grund empfehlen wir diesen Menschen generell, Hitzestress einfach zu vermeiden, weil es sehr schwierig ist, damit richtig umzugehen.“
Auf die Ernährung achten: Wassermelonen oder Gurken sind ideal, weil sie voller Wasser sind. Schwere Mahlzeiten sollten vermieden werden, um den Körper nicht zu sehr anzustrengen.
Achten Sie auf die Uhr – und auf Ihre Kleidung: Bond und andere Medizinerinnen und Mediziner erinnern die Menschen routinemäßig daran, am frühen Nachmittag nicht ins Freie zu gehen, und ermutigen sie, lockere, leichte und helle Kleidung zu tragen.
Treiben Sie Sport, aber übertreiben Sie es nicht: Auch in der Hitze ist Bewegung wichtig für die langfristige Gesundheit. Aber wenn Sie die Möglichkeit haben, verlegen Sie Ihr Training nach drinnen – oder beginnen Sie mit dem Schwimmen. Und übertreiben Sie es nicht mit dem Sport.
Aufeinander aufpassen: „Das ist wirklich die Zeit für Gemeinschaftsgeist“, sagt Becker. Soziale Isolation ist eine Hauptursache für viele der Hitzetoten, die er sieht.
Er rät, gefährdete Nachbarinnen und Nachbarn, Freundinnen und Freunde und Verwandte zu kontaktieren. Sagen Sie: „Es wird sehr heiß. Kann ich Ihnen helfen?“ Laden Sie sie ein, Zeit in einem klimatisierten Raum zu verbringen. Dieses Verhalten kann dazu beitragen, Menschenleben zu retten. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- American Heart Association: 9 ways to protect your heart and brain from the summer heat, (Abruf: 03.07.2022), heart.org
- Centers for Disease Control and Prevention: Heat Exposure and Cardiovascular Health: A Summary for Health Departments; (PDF), (veröffentlicht: Juli 2020)
- Pablo M. Lavados, Verónica V. Olavarría & Lorena Hoffmeister: Ambient Temperature and Stroke Risk: Evidence Supporting a Short-Term Effect at a Population Level From Acute Environmental Exposures; in: Stroke, (veröffentlicht: 11.12.2017), Stroke
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.