Polyamine bremsen Erinnerungsverlust: Lernen von der Fruchtfliege
02.09.2013
Bei vielen Menschen lässt im Alter das Erinnerungsvermögen nach. Dies kann in Zusammenhang mit einer sich anbahnenden Demenzerkrankung stehen. Forschern aus Berlin und Graz gelang es jetzt in einer Reihe von Experimenten, diesen Erinnerungsverlust zumindest bei Fruchtfliegen zu stoppen. Der Schlüssel liegt anscheinend in einer polyaminreichen Nahrung. Diese kann demnach bei Fruchtfliegen helfen, den altersbedingten Erinnerungsverlust zu stoppen.
Polyamine sind für das Gewebewachstum wichtige Produkte des Zellstoffwechsels. Ob diese Ergebnisse sich auch auf den Menschen übertragen lasse, ist noch fraglich und muss in weiteren Experimenten untersucht werden. „Die Konzentration des körpereigenen Polyamins Spermidin nimmt mit dem Alter sowohl bei Fliegen als auch beim Menschen ab“, erläuterte Stephan Sigrist von der Freien Universität Berlin.
In der jüngsten Ausgabe des Fachjournals „Nature Neuroscience“, schreiben Sigrist und sein Kollege Frank Madeo (Universität Graz), dass in Experimenten bei alternden Fruchtfliegen, die mit Spermidin gefüttert wurden, der Verlust des Erinnerungsvermögen gebremst werden konnte.
Hauptverdächtige sind verklumpte Proteine
In der Studie mussten sich die Fliegen zwischen zwei verschiedenen Gerüchen entscheiden und daran erinnern, dass einer der Gerüche mit einer negativen Folge – einem leichten Elektroschock – verbunden war. „Einer der Hauptverdächtigen für die altersabhängige Demenz sind verklumpte Proteine, die sich in alten Gehirnen von Fliegen, Mäusen und Menschen vermehrt anreichern“, sagt Sigrist.
Das körpereigene Molekül Spermidin löse jedoch den zellulären Reinigungsprozess der Autophagie aus. Autophagie räumt generell den zellulären Abfall, unter anderen auch Proteinaggregate, auf und führt sie dem zellulären Magen (Lysosomen) zu. „Das ist ein Effekt, der interessanterweise auch vom Fasten bekannt ist“, sagt Sigrist.
Einsetzen von Demenz lässt sich hinauszögern
Spermidin wird sowohl von den Körperzellen produziert als auch über die Nahrung aufgenommen und kommt in der Darmflora vor. Hohe Konzentrationen haben etwa Weizenkeimlinge oder auch bestimmte Produkte aus fermentierten Sojabohnen.
Die Forscher hoffen nun darauf, mit Spermidin als Nahrungsergänzung das Einsetzen einer Demenz auch beim Menschen hinauszögern zu können. „Schon eine geringfügige Verschiebung könnte für den einzelnen Patienten als auch für die Gesellschaft ein großer Schritt sein“, sagt Sigrist. „Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.“ Studien mit Menschen sollen nun Folgen. Die Forscher hoffen nun, dass sich der positiven Effekt eines Tages auch beim Mensch bestätigen lässt. (fr)
Bild: Sigrid Rossmann / pixelio.de
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