Herzschützende Wirkung von Sperma-Substanz bestätigt
Österreichische Forscher haben herausgefunden, dass Spermidin das Herz schützt. Diese Substanz ist unter anderem im männlichen Samen enthalten, aber auch in Lebensmitteln wie Soja oder Getreidekeimen. Die Erkenntnisse machen Hoffnung auf eine mögliche Behandlung von diastolischer Herzmuskelschwäche.
Positive Auswirkungen von Sperma-Substanz
Erst kürzlich sorgten Nachrichten über eine Frau aus England für Schlagzeilen, die berichtete, dass sie täglich männliches Ejakulat zu sich nimmt, da dies unter anderem zur Prävention von Infekten dienen soll. Eine entsprechende Wirkung ist jedoch wissenschaftlich nicht bestätigt. Allerdings konnte in Studien sehr wohl nachgewiesen werden, dass Sperma, beziehungsweise Bestandteile davon, positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben können. So haben österreichische Forscher nun herausgefunden, dass Spermidin eine herzschützende Wirkung hat.
Spermidin gegen Gedächtnisprobleme
Schon vor Jahren berichteten Wissenschaftler aus Österreich über eine Untersuchung, derzufolge Spermidin gegen Gedächtnisprobleme wirkt. Diese Substanz, die in der Samenflüssigkeit, aber auch in verschiedenen Lebensmitteln – wie Weizenkeimen, Sojabohnen, Erbsen, manchen Käsesorten, Pilzen und Nüssen – enthalten ist, kann aber noch mehr: Spermidin schützt auch das Herz. Das berichten nun Forscher, die schon an der zuvor genannten Untersuchung beteiligt waren.
Die Wissenschaftler der Karl-Franzens-Universität Graz und der Medizinischen Universität Graz veröffentlichten ihrer Ergebnisse, die sie zusammen mit einem internationalen Team gewannen, nun im Fachjournal „Nature Medicine“.
Herzzellen gesund und leistungsfähig erhalten
Falsche Ernährung, Bewegungsmangel und Bluthochdruck tragen wesentlich dazu bei, dass Menschen im Alter zunehmend anfälliger für Erkrankungen der „Pumpe“ und der Blutgefäße werden. Derzeit ist laut Experten aber noch zu wenig über die grundlegenden Mechanismen der fortschreitenden Verschlechterung alternder Herzen bekannt.
Die Autophagie gilt als einer der wichtigsten Prozesse im menschlichen Körper, um Herzzellen gesund und leistungsfähig zu halten. Erst kürzlich erhielt der Japaner Yoshinori Ohsumi für die Entschlüsselung des Mechanismus der sogenannten Autophagie, „eines grundlegenden Prozesses zum Abbau und Recycling von Zellkomponenten“, den Nobelpreis der Medizin.
In diesem Prozess bauen Körperzellen eigene fehlerhafte Bestandteile ab und verwerten diese insbesondere in Hungerperioden, um neue Bausteine zu generieren und nutzen diese zugleich zur Energiegewinnung. Ohne Autophagie würde sich der zelluläre Müll ablagern und die weiter reibungslose Funktion der Zelle verhindern.
Forscher der Uni Graz hatten schon vor Jahren herausgefunden, dass körpereigenes Spermidin diesen zellulären Reinigungsprozess jenseits von Hungerperioden ankurbeln kann.
Positive Wirkung auf das Herz
Unter der Leitung von Tobias Eisenberg und Frank Madeo vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz sowie Simon Sedej und Mahmoud Abdellatif von der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Medizinischen Universität Graz „hat ein internationales Team aus 59 ForscherInnen von 36 Universitäten und Instituten aus acht Ländern eine positive Wirkung von Spermidin auf das Herz nachgewiesen“, heißt es in einer Mittteilung.
Sie stellten fest, dass sich die mittlere Lebensdauer von Mäusen durch im Trinkwasser verabreichtes Spermidin verlängert. „In Tiermodellen erhöhte Spermidin die Herzelastizität und diastolische Entspannung, während die Verdickung der Herzwände abnahm“, so die Wissenschaftler.
Die Substanz verbesserte die Herzfunktion bei älteren Mäusen und war auch bei Ratten, die aufgrund einer salzreichen Diät erhöhten Blutdruck aufwiesen, wirksam. Zusätzliches Spermidin führte demnach zur Senkung ihres Blutdrucks und zu einer Verbesserung ihrer Herzfunktion.
Bislang keine wirksame Behandlung
Vor allem ältere Menschen leiden oft an einem fortschreitenden Verlust der Herzelastizität, einhergehend mit einer Verdickung der Herzwände. „Diese sogenannte diastolische Herzmuskelschwäche mindert die Lebensqualität und führt zu Kurzatmigkeit und Leistungsabfall. In Kombination mit erhöhtem Blutdruck stellt diese Form der Herzinsuffizienz, für die es bislang keine wirksame Behandlung gibt, eine der häufigsten Todesursachen in der westlichen Welt dar“, heißt es in der Mitteilung.
Die neuen Forschungsergebnisse machen nun Hoffnung. Künftig sollen die schützenden Effekte auch in Studien am Menschen erhoben werden. (ad)
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