Spinalkanalstenose: Welche OP ist die richtige? Operationen immer gut abwägen
30.09.2014
Gerade beim Krankheitsbild Spinalkanalstenose gilt es eine Operation immer genau abzuwägen. Denn vielen Patienten die unter Taubheitsgefühlen, Schmerzen in Beinen und Lendenwirbelbereich oder im Gesäß leiden, helfen konservative Maßnahmen gut. Erst wenn diese keine Wirkung mehr zeigen, kann über eine Operation nachgedacht werden. Die gängigsten Versorgungsoptionen nach der Entlastungsoperation sind Wirbelspreizer, flexible Wirbelsäulenstabilisierung und Versteifung. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für alle drei operativen Verfahren.
Übeltäter der Krankheit ist eine Verengung im Wirbelkanal. Verursacht wird diese oft durch allgemeine Abnutzungserscheinungen wie Arthrose. Verdickungen der Gelenke in Form von Knochenwucherungen ragen dann in das umgebende Gewebe hinein und drücken auf Nerven. Manchmal wird die Erkrankung auch durch sogenannte Gleitwirbel verursacht. Das Verschieben zwei übereinander liegender Wirbel verursacht eine Instabilität der Wirbelsäule, die wiederum zur Einengung von Nerven führt. Egal welche Ursache der Krankheit zugrunde liegt, Arzt und Patient müssen immer gemeinsam entscheiden, welches Therapieverfahren sich am besten eignet. „Ziele einer Operation sollten Schmerzlinderung und Verbesserung der Lebensqualität sein“, verdeutlicht Dr. Mathias Pippan, Wirbelsäulenchirurg und Facharzt für Orthopädie aus dem Wirbelsäulen-Institut im Orthopädischen Zentrum Mainz (OZM). „Um diese Ziele zu erreichen, beraten sich Arzt und Patient und beziehen bei der Wahl des Operationsverfahrens individuelle medizinische Voraussetzungen aber auch die persönliche Lebenssituation wie Beruf und Freizeitgestaltung mit ein.“
Operative Druckentlastung befreit von Schmerzen
Um eine Entlastung des Spinalkanals zu erreichen, entfernen Chirurgen zuerst immer störende Gewebestrukturen, die zu einer Einengung führen. Mediziner sprechen hier von Dekompression. Sie schafft Platz für die eingeengten Nervenfasern und befreit dauerhaft von Symptomen wie Beinschmerzen. Je nach Umfang der operativen Druckentlastung kombinieren Operateure diese mit einer Stabilisierungsoperation.
Wirbelspreizer: wenig invasives Verfahren für leichte Fälle
Diese Versorgungsoption eignet sich eher für Patienten mit einer leichteren Form der Spinalkanalstenose, die nicht zusätzlich unter Wirbelgleiten leiden. „Da das Operationsverfahren weniger invasiv ist, ist es zudem für ältere Menschen oder Patienten, die neben der Wirbelkanalstenose auch an deren Krankheiten wie beispielswiese Herzschwäche leiden, eventuell besser geeignet“, erklärt Dr. Pippan. „Das Verfahren nimmt heute aber nur noch einen geringen Stellenwert ein.“
Versteifungsoperation: bei starkem Wirbelgleiten alternativlos
Immer dann, wenn der Patienten durch ein bewegungserhaltendes Implantat nicht mehr, oder nicht ausreichend stabilisiert werden können eignet sich die Versteifungsoperation. Auch bei starkem Wirbelgleiten sowie bei mittleren und schweren Form der Skoliose, bei der sich die natürliche Krümmung der Wirbelsäule verändert, ist es angezeigt. Bei der Versteifungsoperation, bei der mehrere Wirbel miteinander verbunden werden, leidet aber die Beweglichkeit der Wirbelsäule.
Flexible Wirbelsäulenstabilisierung: schont Nachbargelenke
Bei der Versteifung müssen anschließend die Nachbargelenke die Bewegung des versteiften Wirbelsäulenabschnitts mit übernehmen und diese Mehrbelastung verursacht zu einem späteren Zeitpunkt oft ebenfalls Beschwerden. Bei der flexiblen Wirbelsäulenstabilisierung als bewegungserhaltendes Operationsverfahren wird hingegen eine übermäßige Lastenübertragung auf andere Bereiche der Wirbelsäule verhindert. Je jünger Patienten sind, desto eher wird also zu letzterer Methode geraten. Zudem bleibt Patienten in einem späteren Schritt immer noch die versteifende Option offen, wogegen eine Versteifung nicht revidiert werden kann. Patienten können sich bei dieser Versorgungsoption weiterhin Beugen, Strecken, seitlich Neigen und Drehen. „Gerade für aktive und sportliche Patienten wird dieses Verfahren daher eher empfohlen“, schließt Dr. Pippan. (pm)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.