Beim Sport steigt die Herzfrequenz in Abhängigkeit von der Belastung. Eine erhöhte Herzfrequenz kann allerdings dazu führen, dass Plaques in verengte Halsschlagadern wandern, der Blutfluss zum Gehirn unterbrochen und ein Schlaganfall ausgelöst wird.
Zwar bietet Sport grundsätzliche viele Vorteile für die Gesundheit, bei Personen mit stark verengter Halsschlagader kann die erhöhte Herzfrequenz allerdings das Risiko für einen Schlaganfall signifikant erhöhen, berichtet ein Forschungsteam des Indian Institute of Technology Kharagpur in dem Fachmagazin „Physics of Fluids“.
Halsschlagadern zur Blutversorgung des Gehirns
Die Halsschlagadern (auch Karotisarterien oder Arteria carotis) versorgen das Gesichtsgewebe und das Gehirn mit Blut und befinden sich auf beiden Seiten des Halses. Wenn sich Fett, Cholesterin und andere Partikel an den Innenwänden der Halsschlagader ablagern, bilden sie Plaques, die die Arterie verengen, erläutern die Forschenden.
Diese Verengung wird als Stenose bezeichnet und kann durchaus gefährlich werden, weil sie den Blutfluss zum Gehirn einschränkt. Bei mangelnder Durchblutung wird das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und es droht ein Schlaganfall.
Sport senkt Stenose-Risiko
Grundsätzlich kann Sport beziehungsweise eine erhöhte Herzfrequenz das Risiko einer Stenose bei gesunden Menschen reduzieren, doch welche Auswirkungen bei einer bereits verengten Halsschlagader zu erwarten sind, blieb bislang unklar.
Anhand eines spezielles Computermodells, das den Blutfluss in den Karotisarterien in drei Stadien der Stenose simuliert (ohne Verengung, mit leichter Verengung von 30 Prozent, mit mittlerer Verengung von 50 Prozent), hat das Forschungsteam daher untersucht, welche Effekte bei unterschiedlichen Herzfrequenzen auftreten.
So wurden die Auswirkungen einer trainingsinduzierten Herzfrequenz von 140 Schlägen pro Minute und einer Ruheherzfrequenz von 67 und 100 Schlägen pro Minute analysiert.
Nachteilige Wirkung bei mittelschweren Stenosen
Bei gesunden Karotisarterien und bei leicht verengten Karotisarterien zeigte sich wie erwartet eine verbesserte Gefäßgesundheit durch erhöhte Herzfrequenz bei sportlicher Betätigung, berichten de Forschenden. Allerdings seien die Ergebnisse bei mittelschwerer Blockade der Halsschlagader besorgniserregend gewesen.
So habe intensive körperliche Betätigung negative Auswirkungen bei Personen mit mittelschwerer oder noch stärkerer Verengung der Halsschlagader, berichtet Studienautor Somnath Roy.
Risiko für einen Schlaganfall steigt
„Sie erhöht die Schubspannung in der Stenosezone erheblich, was zu einer Ruptur der Stenose führen kann. Diese gerissene Plaque kann dann in das Gehirn und seine Blutversorgung fließen und einen ischämischen Schlaganfall verursachen“, so Roy weiter. Außerdem könne eine erhöhte Herzfrequenz das Risiko weiterer Stenosen erhöhen.
Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass Bewegung zwar bei gesunden Personen und bei Personen mit nur leicht verstopften Arterien für die Aufrechterhaltung eines gesunden Blutflusses von Vorteil ist, jedoch bei Personen mit stark verstopften Halsschlagadern einen Schlaganfall auslösen kann.
Ärztliche Überprüfung vor dem Sport
Oft werden die Warnungen, vor Trainingskursen eine Ärztin beziehungsweise einen Arzt zu konsultieren, leichtfertig ignoriert. Die Fachleute empfehlen jedoch dringend, die Gesundheit der Arterien bei Menschen, die intensiv trainieren, regelmäßig zu überprüfen. Für Menschen mit mittelschwerer bis schwerer Stenose oder mit Schlaganfällen in der Vorgeschichte seien außerdem sorgfältig zusammengestellte Trainingsprogramme angeraten. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- American Institute of Physics: Exercise may induce strokes for people with blocked arteries (20.06.2023), eurekalert.org
- Piru Mohan Khan, Siddharth D. Sharma, Suman Chakraborty, Somnath Roy: Effect of heart rate on the hemodynamics in healthy and stenosed carotid arteries featured; in: Physics of Fluids (veröffentlicht 20.06.2023), pubs.aip.org
Wichtiger Hinweis:
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