Sport als Jungbrunnen für das Gehirn
17.01.2015
Die positive Wirkung des Sports auf die körperliche Gesundheit ist vielfach wissenschaftlich belegt. Nun konnte eine aktuelle Studie von Forscherinnen der Universität Göttingen nachweisen, dass offenbar auch das Gehirn durch die körperliche Betätigung fitter wird. Bei Mäusen zeigten sich die neuronalen Verbindungen in der Sehrinde unter vermehrter körperlicher Bewegung länger anpassungsfähig, was dafür spricht, dass Sport den „Zeitraum jugendlicher Anpassungsfähigkeit im Gehirn bis ins Erwachsenenalter verlängern kann“, so die Mitteilung der Georg-August-Universität Göttingen. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftlerinnen um Studienleiterin Prof. Dr. Siegrid Löwel in dem Fachmagazin „The Journal of Neuroscience“ veröffentlicht.
Sport hat laut Angaben der Universität Göttingen „enorme Vorteile für die psychische Gesundheit: Er hebt die Stimmung, erhöht die Stressresistenz, verbessert das Gedächtnis und verlangsamt den Rückgang von kognitiven Fähigkeiten mit dem Alter.“ Auch für die neuronalen Verbindungen im Gehirn ist Sport den aktuellen Studienergebnissen zufolge offenbar eine Art Jungbrunnen – zumindest bei Mäusen. Die Anpassungsfähigkeit ihres Gehirn blieb den Angaben der Göttinger Forscherinnen zufolge bei freiwilliger Bewegung deutlich länger erhalten und es ließ sich sogar eine Wiederherstellung bereits verlorener Anpassungsfähigkeit erreichen.
Gehirn bei Bewegung länger anpassungsfähig
Bei der Aufzucht von Mäusen in sogenannten Standardkäfigen ist die tägliche Bewegung der Nager äußerst eingeschränkt, was mit dem Alter zur verstärkten Abnahme einer bestimmten Form der Anpassungsfähigkeit neuronaler Schaltkreise in der Sehrinde (Plastizität) führt, berichtet die Universität Göttingen. So sei diese Anpassungsfähigkeit bei den Mäusen ab einem Alter über 110 Tagen nicht mehr nachweisbar. „Hatten die Mäuse jedoch ein Laufrad im Käfig, zeigten sie diese Art von Plastizität sogar bis zu einem Alter von mindestens 242 Tagen“, erläutert Prof. Dr. Siegrid Löwel die Studienergebnisse. „Interessanterweise zeigte die Sehrindenplastizität bei den erwachsenen Laufrad-Mäusen die gleichen Charakteristika wie bei jungen Mäusen“, so Löwel weiter.
Wiederherstellung der neuronalen Anpassungsfähigkeit
Die körperliche Bewegung hatte laut Aussage der Forscherinnen überraschenderweise auch eine Wiederherstellung der jugendlichen Anpassungsfähigkeit des Gehirns bei erwachsenen Mäusen zur Folge. Und dies „in einem Alter, in dem die Sehrindenplastizität üblicherweise nicht mehr vorhanden ist“, so die Mitteilung der Universität Göttingen. Die Co-Autorin der Studie, Dr. Franziska Greifzu, betonte, dass bereits wenige Tage freiwilliges Training im Laufrad genug waren, um die plastischen Veränderungen im Gehirn wieder zu ermöglichen.“ Dies zeige, „dass es niemals zu spät ist, um von sportlicher Betätigung zu profitieren“, so die Göttinger Forscherin weiter.
Körperliche Bewegung insgesamt gut für die Gesundheit
Wie wichtig körperliche Bewegung für die Gesundheit ist, geht auch aus einer aktuellen Studie der Universität Cambridge hervor, derzufolge Bewegungsmangel tödlicher als Übergewicht ist. Andere Untersuchungen, die sich zum Beispiel den Auswirkungen des Sports auf das Herz-Kreislauf-System oder auf die kognitive Leistungsfähigkeit widmen, zeigen, dass die körperliche Bewegung vielfach positive Effekte auf die Gesundheit entfaltet. Doch bleiben hier viele Aspekte weiterhin unklar. Auch bei der aktuellen Studie der Göttinger Forscherinnen stellt sich die Frage, ob bei Menschen die gleichen Veränderungen festzustellen wären, wie bei den Nagern. Hier bedarf es weiterer Untersuchungen, in denen die Entwicklung der Anpassungsfähigkeit menschlicher Gehirne bei sportlicher Betätigung überprüft wird. (fp)
Bildnachweis: Dieter Schütz / pixelio.de
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