Sportmythen unter der Lupe: Ein Experte erklärt, warum Sport auch ungesund sein kann
29.02.2012
Sportexperte Professor Ingo Froböse vom Zentrum für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln klärt die bekanntesten Sportmythen auf und erläutert warum zu viel Sport auch nicht gesund ist.
Golf, nicht nur ein Sport für Reiche
Die aus Schottland stammende Ballsportart, bei der es darum gut, den Ball mit möglichst wenigen Schlägen ins Loch zu spielen, wurde in Deutschland lange Zeit hauptsächlich als elitärer Zeitvertreib für Reiche angesehen. Inzwischen ist auf Golfplätzen ein bunt gemischtes Publikum anzutreffen. Ein verbreiteter Irrglaube ist, dass man sich beim Golf nicht verletzten kann. Froböse klärt auf: „Gut die Hälfte aller Amateurgolfer leidet unter Schmerzen im Rücken, Knie, Hüfte und Ellenbogen.“ Dies sei auf falsche Schlagtechniken zurückzuführen.
Schwimmen ist nur bedingt gesund
Ein weiterer Sportmythos: Schwimmen sei die gesündeste Sportart. „Durch die fehlende Schwerkraft fallen die Reize auf Knochen weg. Der Wasserdruck drückt auf die Gefäße, die wiederum auf das Herz“ berichtet Froböse. Unter Experten gilt Schwimmen demnach nur bedingt als gesunder Sport.
Tennis fördert die Rückenmuskulatur
Tennis steht für viele unter dem Verdacht, den Bandscheiben massiv zu schaden und damit Rückenschmerzen zu fördern. Der Sportmediziner erläutert, dass die ruckartigen Bewegungen beim Tennis als Risiko angesehen werden. Eine gut trainierte Rückenmuskulatur federe dies aber ab und sorge gleichzeitig für Stabilität.
Auch im Alter fit bleiben
Ein gängiges Vorurteil besagt, dass sich ältere Menschen schonen und allzu sportliche Belastungen meiden sollten. Froböse erklärt, dass eine Leistungssteigerung um 100 Prozent auch bei Älteren innerhalb von zwölf Monaten möglich sei. „Selbst bei Rentnern ist die älteste Muskelzelle nur 15 Jahre alt. Wir besitzen also junge Strukturen, die belastet werden können“, ergänzt der Wissenschaftler
Wer Sport treibt, bleibt länger gesund
Dass Sportler seltener krank werden, bestätigt Froböse nur zum Teil: „Klar leben Sportler gesünder.“ Jedoch solle man es mit dem Sport nicht übertreiben, denn dann riskiere man eine Überforderung seines Immunsystems und das Cortisol-Schutzschild gehe verloren. Wer seinen Körper über die Leistungsgrenze hinweg ständig strapaziere, sei auch anfälliger für Infekte. Das Phänomen sei bei Spitzensportlern anzutreffen.
Bei Erkältungen auf Sport verzichten
Froböse rät bei Erkältungen dringend von Sport ab, denn dabei werde das Herz enorm geschwächt: „Wer an einem grippalen Infekt leidet und trotzdem Sport treibt, belastet seinen Körper zusätzlich. Ärzte raten nach Fieber zu drei Tagen Pause.“ Ansonsten kann der Infekt auf das Herz übergreifen: Herzrasen, Thoraxschmerzen und Herzrhytmus-Störungen. Im schlimmsten Fall kann eine lebensbedrohliche Situation eintreten.
Ein Übertriebenes Sportprogramm schadet dem Körper
Dass viel Sport besonders gut ist, kann der Sportwissenschaftler nicht bestätigen: „Der Körper kann sich nur bei systematischem und regelmäßigem Training optimal entwickeln.“ Zu viel Sport sei ungesund für das Immunsystem.
Bei Muskelkater leichtes Training
Wer unter Muskelkater leidet, braucht Ruhe, lautet ein Sportmythos. „Leichte, moderate Belastung ist das Optimum“, sagt Froböse. Bei zu viel Ruhe würden die Mikroeinrisse im Muskel nicht ausreichende Durchblutung werden. Wissenschaftler der Universität Michigan fanden Mitte letzten Jahres heraus, dass Kirschsaft vor übermäßigem Muskelkater nach einem intensiven Sportprogramm schützt.
Treppensteigen ist gesund
Zu den gängigen Vorurteilen gehört auch, dass Treppensteige nichts bringe. Froböse ist anderer Meinung: „Wer bereits 100 Stufen zügig aufwärtsgeht, trainiert den Kreislauf so gut wie fünf Minuten Ausdauersport.“ Aus diesem Grund sollt statt der Rolltreppe oder Fahrstuhl immer die Treppe zum Aufstieg bevorzugt werden. Wie sagt eine alte Weisheit: "Jeder Gang macht schlank und hält fit". (ag)
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