Zu viel Zeit drinnen: Wenig Sonnenlicht macht krank
18.02.2013
Wer sich die Entwicklungsgeschichte der Menschen in einem zeitgeschichtlichen Fenster betrachtet, wird feststellen, dass es als relativ neues Phänomen gilt, dass Menschen Kleidung tragen und sich in der Hauptsache in Häusern aufhalten. Auf einer internationalen Tagung von Wissenschaftlern und Medizinern in Boston wurden mehrere Studien zu diesem Thema veröffentlicht. Das einhellige Resultat der Forscher: „Wer zu wenig Sonne abbekommt und sich vornehmlich in Gebäuden aufhält, kann schwer krank werden.“
Durch Stadtleben zu wenig Vitamin-D
Aus der Sicht der Evolutionsforschung verbringen wir unsere Zeit erst seit kurzem in Sonnengeschützten Räumen. Noch vor einigen Jahrhunderten verbrachten die Menschen ihr hauptsächliche Zeit an der frischen Luft unter freien Himmel. Auf der Jahrestagung des US-amerikanischen Wissenschaftsverbands AAAS berichteten Forscher von erstaunlichen Ergebnissen eigener Studien. Demnach erhöht sich das Erkrankungsrisiko stark, wenn Menschen viel Zeit in geschlossenen Räumen verbringen. Das Problem: „Durch das wenige Aufhalten in der Natur bekommen viele Menschen viel zu wenig Sonnenlicht ab und leiden in Folge an Vitamin-D-Mangel“, berichtet Forscherin Nina Jablonski am Samstag in Boston.
Geschwächtes Immunsystem und mehr Infektionen
Ein Mangel an Vitamin D verursacht ein geschwächtes Immunsystem. Damit einhergehend erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, einen grippalen Infekt, eine Influenza oder eine andere Erkrankung zu erleiden. Ebenfalls erhöht ist das Risiko für chronische Depressionen oder Jahreszeit-bedingte Winterdepressionen. „Uns wird immer gesagt, dass UV-Licht schädlich ist, und deswegen versuchen wir, uns mit allen möglichen Mitteln davor zu schützen. Das ist auch gut, es hilft, die Haut zu konservieren. Aber zu wenig UV-Licht kann eben auch zu Problemen führen", mahnt Jablonski. Einziger Ausweg sei, Vitamin-D auch über die Nahrung aufzunehmen. Beispielsweise besitzen ölige Fischer wie Sardinen ebenfalls Vitamin-D. Hilfreich seien laut der Medizinerin auch sogenannte Nahrungsergänzungsmittel. Davor sollte „jedoch mit dem Hausarzt gesprochen werden“.
Die Gesundheit ist bedroht
Während der Untersuchung verglich das Forscherteam um Studienautorin Jablonski die gesundheitliche Situation und die Lebensbedingungen von Menschen mit ihrem Vitamin-D-Level. Dabei wurden die Daten von Probanden aus Studien entnommen, die weltweit durchgeführt wurden. „Unsere Gesundheit wird durch das Stadtleben bedroht“, sagte die Anthropologin von der Pennsylvania State University. Es sei in der Menschheitsentwicklung relativ neu, dass sich Menschen viel in licht-geschützten Gebäuden aufhalten und übermäßig viel Kleidung am Körper tragen. Zu anderen Zeiten „haben die Menschen nicht an Vitamin-D-Mangel gelitten. (sb)
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