Starke Rückenschmerzen bei Frauen mit erhöhtem Sterberisiko verbunden
Rückenschmerzen sind ein extrem weit verbreitetes Beschwerdebild, das unterschiedliche Ursachen haben kann und Betroffene im Alltag oft stark beeinträchtigt. In einer aktuellen Studie wurde nun deutlich, dass starke Rückenschmerzen auch mit einem deutlich erhöhten frühzeitigen Sterberisiko in Zusammenhang stehen – zumindest bei Frauen.
Das Forschungsteam um Dr. Michael P. LaValley vom Boston Medical Center kommt in seinen Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass Frauen mit Rückenschmerzen ein erhöhtes frühzeitiges Sterberisiko aufweisen. Bei Männern seien die Rückenschmerzen jedoch nicht mit der Sterblichkeit assoziiert, was darauf hindeute, dass sich die langfristigen Folgen von Rückenschmerzen je nach Geschlecht unterscheiden können, berichten die Forschenden. Veröffentlicht wurde ihre Studie in dem Fachmagazin „Journal of General Internal Medicine“.
Systematische Auswertung bestehender Studien
Anhand einer systematischen Auswertung verfügbarer Kohortenstudien, die die Assoziation von Rückenschmerzen mit der Gesamtmortalität über einen Nachbeobachtungszeitraum von mehr als fünf Jahren evaluierten haben, überprüften die Forschenden mögliche Zusammenhänge zwischen Rückenschmerzen und dem Sterberisiko. Darauf aufbauend folgte eine Meta-Analyse von elf Studien mit 81.337 erwachsenen Teilnehmenden, um die Veränderungen des Sterberisikos zu bewerten.
Erhöhte Sterblichkeit bei starken Rückenschmerzen
„Die Gesamtergebnisse deuten darauf hin, dass leichte Rückenschmerzen (Schmerzen, die eine Person nicht daran hindern, Sport zu treiben oder täglichen Aktivitäten nachzugehen) wahrscheinlich keinen Einfluss auf die Lebenserwartung haben, aber das Sterberisiko war bei Erwachsenen mit stärkeren Rückenschmerzen erhöht“, berichten die Forschenden. Bei genauerem Hinsehen betraf dies allerdings vor allem die Frauen, während Männer nicht betroffen scheinen.
Auch das Alter schien in dieser Übersichtsarbeit keinen Einfluss auf den Zusammenhang zwischen Rückenschmerzen und der Sterblichkeit zu haben, berichtet das Forschungsteam weiter. Dies sei ein unerwartetes Ergebnis, „wenn man bedenkt, dass frühere Untersuchungen gezeigt haben, dass die Auswirkungen von Rückenschmerzen auf die Behinderung mit dem Alter zunehmen.“
Ursachen des Zusammenhangs
Zu den möglichen Ursachen für den festgestellten Zusammenhang erläutern die Forschenden, dass Rückenschmerzen zum Beispiel zu Einschränkungen bei den Aktivitäten des täglichen Lebens und verminderter körperlicher Aktivität sowie daraus resultierender Gewichtszunahme und Entwicklung oder Verschlimmerung chronischer Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen können.
Auch steige das Sterberisiko zum Beispiel durch Frakturen aufgrund von Stürzen, die ihrerseits mit schlechtem Gleichgewicht und Rückenschmerzen in Verbindung gebracht werden. Und nicht zuletzt seien manche medikamentösen Behandlungsmethoden bei Rückenschmerzen potenziell mit schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden, wie zum Beispiel Opioide, die ihrerseits das Sterberisiko erhöhen können, so das Forschungsteam.
„Unzählige Amerikaner sind an den Folgen der Opioid-Epidemie gestorben, und Kreuzschmerzen gehören zu den häufigsten Gründen, warum Opioide verschrieben werden“, betonen die Forschenden. „Ich hoffe, dass diese Studie zu einem besseren Verständnis der langfristigen Auswirkungen von aktivitätseinschränkenden Rückenschmerzen auf die Gesamtgesundheit (..) und Verbesserungen führen wird”, ergänzt Eric Roseen von der Boston University School of Medicine.
Besser Behandlung für längere Lebenserwartung?
Insgesamt werfe die neue Studie die Frage auf, ob eine bessere Behandlung von Rückenschmerzen und den entsprechenden Behinderungen im Laufe der Zeit das Leben verlängern kann. Als nicht-pharmakologische Behandlungsmethoden gegen Rückenschmerzen werden zum Beispiel Akupunktur, Chiropraktik, Massage und Physiotherapie empfohlen, wobei es zahlreiche Hinweise darauf gebe, dass diese Behandlungsmethoden bei Rückenschmerzen wirksam sind, und sie gelten als sicher, so das Forschungsteam. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Eric J. Roseen, Iniya Rajendran, Peter Stein, Lisa Fredman, Howard A. Fink, Michael P. LaValley, Robert B. Saper: Association of Back Pain with Mortality: a Systematic Review and Meta-analysis of Cohort Studies; in: Journal of General Internal Medicine (veröffentlicht 19.04.2021), springer.com
- Boston Medical Center: Back pain shows association with increased mortality risk in women (veröffentlicht 20.04.2021), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
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