Großstudie zur Prostatakrebs-Therapie in Deutschland gestartet
22.01.2013
Die Behandlung von Prostatakrebs soll in einer klinischen Großstudie untersucht und bewertet werden. In einer bislang einmaligen Kooperation wollen die Deutschen Krebshilfe, die gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen, die Deutsche Gesellschaft für Urologie, die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie, der Berufsverband Deutscher Urologen, die Deutsche Krebsgesellschaft und der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe die vier gängigen Therapieformen gegen Prostatakrebs evaluieren.
Am Dienstag fiel in Berlin der Startschuss zu einer der bisher „größten klinischen Studien auf dem Gebiet der Onkologie“, so die Mitteilung der Deutschen Krebshilfe. Im Rahme der PREFERE-Studie werden laut Aussage der Initiatoren „erstmals die gängigen Behandlungsoptionen bei Frühformen von Prostatakrebs an rund 7.600 Patienten vergleichend untersucht.“ Insgesamt sollen sich circa 1.000 niedergelassene Urologen und Strahlentherapeuten sowie mindestens 90 Prüfzentren bundesweit an der Studie beteiligen. „Die PREFERE-Studie ist das größte deutsche urologische Forschungsprojekt der letzten 50 Jahre“, betonte der Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Universitätsklinikums des Saarlandes, Professor Dr. Michael Stöckle. Durch das Großprojekt wollen die Experten „Sicherheit für den Patienten und das Ärzteteam schaffen“ und Antworten auf die Frage nach der individuell besten Therapie liefern, ergänzte Dr. Fritz Pleitgen, Schirmherr der Studie und Präsident der Deutschen Krebshilfe.
Vier gängige Formen der Prostatakrebs-Therapie werden überprüft
Prostatakrebs ist laut Mitteilung der Deutschen Krebshilfe „die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland.“ Das Robert Koch-Institut schätzt die Zahl der Neuerkrankungen auf circa 67.600 pro Jahr. In der Regel stehen laut Aussage der Experten vier mögliche Behandlungswege zur Auswahl: Eine operative Entfernung des Tumors, die Bestrahlung von außen, die sogenannte Brachytherapie (Behandlung mittels dauerhaft in der Prostata platzierter Strahlenquellen) oder „die aktive Überwachung mit regelmäßigen Kontrollen und der Einleitung weiterer Therapieschritte bei Fortschreiten der Krankheit.“ Um eine objektive Bewertung der unterschiedlichen Behandlungsoptionen zu ermöglichen, werden von der Deutschen Krebshilfe sowie den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen bis zum Jahr 2030 rund 25 Millionen Euro für die Großstudie zur Prostatakrebs-Therapie bereitgestellt. Die Leitung der Studie übernehmen Professor Dr. Michael Stöckle und Professor Dr. Thomas Wiegel, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikums Ulm.
Großstudie mit direkten Vorteilen für die Patienten
Ausgangspunkt der Großstudie zur Prostatakrebs-Therapie war ein Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), der „die Aufnahme der sogenannten Brachytherapie in den ambulanten Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen zunächst ausgesetzt“ hat, da keine ausreichenden Daten vorlägen, um diese Therapieform zu bewerten. Durch das langfristig ausgelegte Großprojekt soll dieser Missstand nun behoben werden. Doch mit dem Startschuss zur Studie ergeben sich laut Uwe Deh, Geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbands, auch schon jetzt positive Effekte auf die Versorgung der Patienten. „Alle betroffenen Männer profitieren ab sofort von der umfassenden und wissenschaftlich fundierten Aufklärung über die Vor- und Nachteile aller vier Behandlungsoptionen“, betonte Deh im Namen der gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen. Die beteiligten Patienten würden von erfahrenen Spezialisten in ausgewiesenen Studienzentren betreut, wobei eine Therapie „nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und auf höchstem medizinischen Niveau“ erfolgt, so die Mitteilung der Deutschen Krebshilfe. (fp)
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Bild: Klaus Rupp / pixelio.de
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