Mückenatlas erfasst Verbreitung von Stechmücken in Deutschland
24.07.2012
Besonders in lauen Sommernächten werden Stechmücken schnell zur Plage. Um sich besser vor den lästigen Insekten schützen zu können, planen Potsdamer Forscher die Erstellung eines bundesweiten Mückenatlases, denn längst finden wir in unseren Breiten auch Mücken, die beispielsweise im Mittelmeerraum heimisch sind. Schuld ist der Klimawandel.
Bürger sollen Stechmücken sammeln
Um möglichst viele Mückenarten für den deutschen Mückenatlas zu sammeln, rufen die Wissenschaftler um Ina Pokorny vom Naturkundemuseum Potsdam die Bevölkerung zur Mithilfe auf. Fundorte und Arten sollen auch online in einer Karte verzeichnet werden. Besonders interessant ist diese Aufgabe, da längst nicht mehr ausschließlich heimische Mücken in unseren Gefilden vorkommen. Durch den Klimawandel überleben auch exotischere Arten. Der Mückenatlas soll Aufschluss über die unterschiedlichen Arten und ihre Verbreitung geben.
Die Wissenschaftler hoffen auf Unterstützung aus der Bevölkerung. Bei der „Mücken-Jagd“ sollten jedoch einige Regeln beachtet werden. „Wir benötigen ausschließlich Stechmücken. Sie sollten nicht zerquetscht, sondern möglichst unversehrt gefangen werden“, erklärt Ina Pokorny. Anhand der Schuppen und Borsten könnten die Forscher auf die Mückenart schließen.
Wenn die Insekten zunächst in einem großen Einmachglas gefangen werden, bleiben sie meist unversehrt. „Wenn man das Glas dann eine Weile in den Kühlschrank stellt, kann man die Mücken hinterher leicht in ein kleineres Gefäß befördern“, berichtet Pokorny. Um die Tiere zu töten, sei eine Nacht im Gefrierfach ausreichend. Anschließend können sich die Mückenfänger ein entsprechendes Formular im Internet ausdrucken, ausfüllen und zusammen mit dem Fund an das Brandenburger Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung schicken. Portokosten müssen selbst getragen werden. Wer wissen möchte, um welche Mückenart es sich bei seinen Fund handelt, gibt einfach eine Emailadresse im Formular an.
Mückenfänger aus Potsdam und Umgebung können die Tiere auch lebend bei den Wissenschaftlern im Naturkundemuseum abgeben. Dort werden lebendige Mücken dann bei minus 80 Grad tiefgefroren, so dass die Insekten am Robert Koch-Institut auch auf Viren und Würmer untersucht werden können.
Forscher hoffen auf bisher unentdeckte Mückenarten
„Wir brauchen außerdem möglichst detaillierte Informationen zur Fundstelle“, erklärt Pokorny. „Am besten sollte man den Stadtteil und den genauen Ort angeben – Keller oder Garten beispielsweise.“ Die Wissenschaftler vermuten, dass dabei auch bislang unbekannte Mückenarten entdeckt werden könnten. Rund 3.500 Arten sind derzeit weltweit bekannt. 49 Arten sind davon in Deutschland heimisch. Julian Heiermann vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) erläutert, wie auch exotischere Arten bis nach Deutschland gelangen: „Insbesondere beim Transport von Waren werden manchmal versehentlich Mücken oder deren Larven importiert.“ Auch in Passagierflugzeugen können Insekten als „blinde Passagiere“ mitreisen.
Es besteht jedoch kein Grund zur Sorge, da in der Bundesrepublik kein Fall registriert wurde, in dem ein Mensch durch eine Stechmücke mit einer Krankheit angesteckt wurde. Die einzige unangenehme Begleiterscheinung der Insekten sind juckende Mückenstiche in unseren Breiten.
Hausmittel und Naturheilkunde bei Mückenstichen
Um Infektionen durch Krankheitskeime in der offenen Hautstelle zu verhindern, sollten frische Mückenstiche am besten sofort desinfiziert werden. Besonders bei feuchter Witterung können unangenehme und sogar gefährlichen Hautreaktionen, die durch Bakterien verursacht werden, auftreten, wie die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) in Berlin berichtete. Mückenstiche sollten deshalb niemals aufgekratzt werden.
Linderung kann ein kaltes Tuch bei juckenden Mückenstichen verschaffen, mit dem die Einstichstelle gekühlt wird. Am besten eignet sich ein Tuch, dass wiederholt in kaltes Wasser getränkt wird, bis der Juckreiz nachlässt. Auf Eiswürfel sollte jedoch bei der Kühlung verzichtet werden, da diese Erfrierungen der Haut bewirken können.
In der Naturheilkunde werden zur Linderung der Beschwerden unterschiedliche homöopathische Mittel verwendet, zu denen unter anderem „Staphisagria C 200" oder auch „Staphisagria D 3 Dil" zählen. (ag)
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Autoren- und Quelleninformationen
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