Langlebigkeit ist offenbar nicht von den Genen abhängig
14.11.2014
Ewig zu leben gehört zu den großen Menschheitsträumen. Auch die Wissenschaft hat sich diesem Thema angenommen. Forscher der Stanford University im US-Staat Kalifornien haben versucht, Hinweise auf extreme Langlebigkeit im Erbgut der ältesten Menschen der Welt zu finden. Ihre Erkenntnis ist jedoch ernüchternd: weder Gene noch der Lebensstil scheinen einen maßgeblichen Einfluss zu haben. Ihre Ergebnisse stellen die Forscher im Fachmagazin „PLOS ONE“ vor.
Kein spezielles Gen für extreme Langlebigkeit
Warum leben einige Menschen deutlich länger als andere? Diese Frage versuchten Forscher um Hinco Gierman von der Stanford University bei der Untersuchung des Genoms von mehreren über 100-Jährigen zu beantworten. Derzeit leben 70 Menschen auf der Welt, die 110 Jahre oder älter sind. Viele von ihnen sind trotz ihres hohen Alters in einer guten gesundheitlichen Verfassung. Meist blieben ihnen die typischen altersbedingten Erkrankungen wie Herzkrankheiten, Schlaganfall oder Krebs erspart.
Aus Zwillingsstudien weiß man, dass die Lebensspanne in der Normalbevölkerung nur zu 20 bis 30 Prozent von den Genen abhängt. Die Untersuchungen von Gierman und seinen Kollegen belegen zudem, dass es auch für extreme Langlebigkeit kein spezielles Gen zu geben scheint. Sie untersuchten das Erbgut von 17 Menschen, die mindestens 110 Jahre alt waren. Die Versuchspersonen waren überdurchschnittlich fit für ihr Alter wie ein ehemaliger Kinderarzt, der noch bis zu seinem 103. Lebensjahr Patienten behandelt hat. Ein anderer Proband sei noch im Alter von 107 Jahren alleine Autogefahren, berichten die Forscher.
Lediglich ein auffälliges Gen bei über 110-Jährigen entdeckt
Im Rahmen ihrer Untersuchung analysierten die Wissenschaftler das gesamte Erbgut der Studienteilnehmer. Dabei suchten sie nach auffälligen Abweichungen, die eine Änderung der Proteine bewirken könnten. Proteine (Eiweiße) sind an der Steuerung aller wesentlichen Funktionen im Körper beteiligt. Um geschlechts- oder herkunftsbedingte Unterschiede ausschließen zu können, konzentrierten sich die Forscher auf 13 kaukasische Frauen. Dabei identifizierten sie lediglich ein auffälliges Gen, dessen Unterschiede zur Kontrollgruppe aber statistisch nicht relevant waren.
Die Forscher entdeckten aber bei einem Probanden ein Gen mit einer krankhaften Veränderung, welche das Risiko für den plötzlichen Herztod erhöht. Laut Empfehlungen des American College of Medical Genetics and Genomics sollten Ärzte die Betroffenen über das Risiko informieren, wenn die genetische Mutation festgestellt wird. Die Forscher weisen jedoch im Fachmagazin daraufhin, dass eine solche Empfehlung mit Vorsicht betrachtet werden müsse angesichts des hohen Alters, das der betroffene Probanden trotz des krankhaft veränderten Gens erreicht hat.
Lebensstil scheint extreme Langlebigkeit nicht maßgeblich zu beeinflussen
Wenn nicht die Gene extreme Langlebigkeit beeinflussen, könnte es möglicherweise der Lebensstil sein? Auch diese Frage konnten die Forscher nur mit „nein“ beantworten. Zumindest scheinen die Gewohnheiten keinen wesentlichen Einfluss zu haben. Denn: „Entscheidungen hinsichtlich des Lebensstils in Bezug auf Rauchen, Alkoholkonsum, Bewegung oder Ernährung scheinen sich nicht zwischen den über Hundertjährigen und den Kontrollpersonen zu unterscheiden", zitiert „Discovery News“ Gierman und seine Kollegen. (ag)
Bild: Gerhard Giebener / pixelio.de
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