US-Experten warnen vor den Auswirkungen der Stigmatisierung adipöser Kinder
„Die Stigmatisierung von Menschen mit Adipositas ist weit verbreitet und verursacht weitreichende Schäden“, so die Warnung der American Academy of Pediatrics (AAP) und der amerikanischen . Obesity Society. Zudem werden „Verhaltensweisen wie Essattacken, soziale Isolation, Vermeidung von Gesundheitsleistungen, verminderte körperliche Aktivität und Gewichtszunahme“ durch die Stigmatisierung verstärkt, mahnen die Experten.
Der Stigmatisierung der übergewichtigen und adipösen Kinder und Jugendlichen hat laut Aussage der Experten fatale soziale und emotionale Auswirkungen auf die Betroffenen, was zusätzliche Hindernisse für gesunde Verhaltensänderungen darstelle. In der Folge nehmen Betroffene oftmals weiter zu. Um die Stigmatisierung der übergewichtigen Heranwachsenden zu vermeiden, sind neben Verbesserung der klinischen Situation auch ein unvoreingenommenes Verhalten, sprachliche Anpassungen sowie empathische und ermächtigende Beratungstechniken gefragt, so die Mitteilung der AAP.
Stigmatisierung wirkt kontraproduktiv
Das Gewichtsstigma wird von der Gesellschaft oft propagiert und geduldet, auch in der Annahme, dass die Stigmatisierung und Scham die Menschen motivieren, Gewicht zu verlieren. Doch anstatt positive Veränderungen zu motivieren, trägt dieses Stigma zu kontraproduktiven Verhaltensweisen wie Essattacken oder verminderter körperlicher Aktivität bei, erläutern die Experten. Zudem werde durch die Erfahrungen mit der Stigmatisierung auch die Lebensqualität beeinträchtigt, insbesondere bei Jugendlichen.
Ein Drittel der Kinder übergewichtig oder fettleibig
In den Vereinigten Staaten leiden laut Angaben der AAP mehr Menschen an Fettleibigkeit als an jeder anderen chronischen Erkrankung, wobei ein Drittel der Kinder und Jugendlichen Übergewicht oder Fettleibigkeit aufweise. Ganze 17 Prozent der Kinder im Alter von zwei bis 19 Jahren hat Adipositas. „Obwohl einige vielversprechende Anzeichen darauf hindeuten, dass sich die Prävalenz von Adipositas stabilisiert, bleiben die Raten inakzeptabel hoch, und Studien legen nahe, dass die Rate der Kinder mit schwerer Fettleibigkeit weiter steigen wird“, so die Mitteilung der AAP.
Denken in Stereotypen führt zu Diskriminierung
Zwar wurden zahlreiche Bemühungen unternommen, um Kindern und Erwachsenen dabei zu helfen, ein gesundes Gewicht zu erreichen und beizubehalten. Doch gehen viele dieser Bemühungen nicht auf die sozialen Folgen der Fettleibigkeit wie insbesondere die Stigmatisierung und Diskriminierung ein, erläutern die Experten. Die Stigmatisierung erfolge dabei in Form einer gesellschaftlichen Abwertung der Person, weil sie übergewichtig oder fettleibig ist. Es werde oft in Stereotypen gedacht, wie beispielsweise, dass Personen mit Fettleibigkeit faul und unmotiviert sind oder einen Mangel an Willenskraft und Disziplin aufweisen. „Diese Stereotypen manifestieren sich auf unterschiedliche Art und Weise, was zu Vorurteilen, sozialer Ablehnung und offenkundiger unfairer Behandlung und Diskriminierung führt“, berichtet die AAP weiter.
Bereits Dreijährige mit Übergewicht werden stigmatisiert
Kinder und Jugendliche mit Übergewicht oder Adipositas werden laut Aussage der Experten bereits im frühen Alter Opfer von Mobbing und Diskriminierung. Eine Studie mit Jugendlichen, die eine Behandlung zur Gewichtsabnahme anstrebten, habe ergeben, „dass 71 Prozent im vergangenen Jahr wegen ihres Gewichts gemobbt wurden, und mehr als ein Drittel gab an, dass das Mobbing seit mehr als 5 Jahren andauert“, so die Mitteilung der AAP. Bereits dreijährige Kindern seien dem Denken in Stereotypen ausgesetzt. Dabei erfolge die Stigmatisierung nicht nur durch Altersgenossen sondern auch durch Eltern, andere Familienmitglieder, Lehrer, medizinisches Fachpersonal und die Gesellschaft insgesamt, einschließlich der populären Medien.
Empfehlungen zur Vermeidung von Stigmatisierung
Die beiden US-Fachgesellschaften geben in ihrer aktuellen Mitteilung auch Empfehlungen für die Vermeidung der Stigmatisierung übergewichtiger und adipöser Heranwachsender. Denn die Stigmatisierung stelle nachweislich ein Hindernis für Prävention, Intervention und Behandlung dar. Zunächst muss daher das Bewusstsein für die Prävalenz und die negativen Auswirkungen der Stigmatisierung erhöht werden. Die klinische Situation könne durch Modellierung bewährter Verfahren für unvoreingenommenes Verhalten und Sprache sowie empathische und ermächtigende Beratungstechniken verbessert werden, erläutern die Experten. Motivationsinterviews, das Eingehen auf Stigmatisierung und Mobbing sowie Weiterbildungsprogramme für Eltern und Familien, um gegen die Stigmatisierung im häuslichen Umfeld und in der Schule anzugehen, sind hier einige vielversprechende Ansätze. (fp)
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