Neue Impfempfehlungen der STIKO – Pneumokokken-Schutz im Vordergrund
Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre aktuellen Impfempfehlungen veröffentlicht. Im Vordergrund stehen Präzisisierungen beim Schutz vor Pneumokokken. Diese Bakterien können unter anderem schwere Lungenentzündungen verursachen.
Neue Impfempfehlungen veröffentlicht
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) hat ihre neuen Empfehlungen im „Epidemiologischen Bulletin“ (34/2016) veröffentlicht. Laut einer Mitteilung des RKI steht die Überarbeitung der Empfehlungen zur Pneumokokken-Schutzimpfung für Senioren und andere gefährdete Risikogruppen im Mittelpunkt. Den Angaben zufolge gibt die STIKO zudem erstmals Hinweise zur Verringerung von Schmerz- und Stressreaktionen beim Impfen.
Hauptursache von bakteriellen Lungenentzündungen
Bei Pneumokokken handelt es sich um Krankheitserreger, die in vielen Fällen Infektionen wie eine Nasennebenhöhlenentzündung oder Mittelohrentzündung auslösen. Allerdings können auch potentiell lebensbedrohliche Erkrankungen wie Hirnhaut- und Lungenentzündungen sowie Blutvergiftungen auf diese Bakterien zurückgehen.
„Pneumokokken stellen in Europa die Hauptursache von bakteriellen Lungenentzündungen dar. Die STIKO schätzt, dass jedes Jahr mehr als 5.000 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Pneumokokken-Erkrankung sterben“, schreiben die Experten. Besonders gefährdet sind demnach Kinder unter zwei Jahren, Menschen ab 60 Jahren sowie Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit bestimmten Grundkrankheiten, beispielsweise Personen mit einer Immunschwäche oder mit chronischen Krankheiten des Herzens oder der Lunge.
Zweiter Impfstoff zur Verfügung
Wie es in der Mitteilung heißt, steht neben dem bereits seit 1983 zugelassenen 23-valenten Pneumokokken-Polysaccharidimpfstoff (PPSV23) seit einigen Jahren mit dem 13-valenten Pneumokokken-Konjugatimpfstoff (PCV13) ein zweiter Impfstoff für die Impfung von Erwachsenen zur Verfügung. Das hat die STIKO dazu veranlasst, ihre Empfehlungen zur Pneumokokken-Impfung für Erwachsene zu überarbeiten.
Für Kinder unter zwei Jahren ändert sich nichts
Die STIKO empfiehlt demnach nach gründlicher Analyse aller verfügbaren Studien auch weiterhin für alle Personen ab 60 Jahren eine alleinige Impfung mit PPSV23. PPSV23 hat gegenüber PCV13 den Vorteil, gegen ein deutlich breiteres Spektrum der insgesamt über 90 Pneumokokken-Serotypen zu schützen. Lediglich für Personen mit einer Immunschwäche und einige wenige weitere Risikogruppen ist eine zusätzliche Impfung mit PCV13 sinnvoll.
Für Kinder unter zwei Jahren gilt weiterhin die Empfehlung der routinemäßigen Impfung mit Konjugatimpfstoff, weil sie nach Impfung mit PPSV23 keine ausreichende Immunantwort entwickeln.
Bessere Umsetzung der Empfehlungen wünschenswert
„Nach dem Infektionsschutzgesetz sind die Empfehlungen der STIKO nach wie vor die Grundlage für die öffentlichen Empfehlungen der Bundesländer. Schon daraus wird deutlich, dass bei den Entscheidungen der STIKO das öffentliche Interesse an einer Schutzimpfung einen erheblichen Stellenwert hat“, schreibt der STIKO-Vorsitzende Dr. Jan Leidel in einer Mitteilung.
Laut den Experten ist jedoch eine bessere Umsetzung der Impfempfehlungen dringend wünschenswert. Wie es heißt, sind bislang nur 31 Prozent der Senioren (im Alter von 65 bis 79 Jahren) gegen Pneumokokken geimpft. Dies zeigen Daten der Deutschen Erwachsenengesundheitsstudie DEGS des RKI. Die Pneumokokken-Impfung kann beim gleichen Impftermin durchgeführt werden wie die Grippeschutzimpfung, die ebenfalls für Ältere und für chronisch Kranke aller Altersstufen empfohlen wird.
Schmerz- und stressreduziertes Impfen
Die STIKO gibt erstmals Hinweise zur Verringerung von Schmerz- und Stressreaktionen beim Impfen. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass bei der Injektion von Impfstoffen Schmerzen und Stressreaktionen auftreten. Die Angst oder Sorge vor möglichen Schmerzen kann die Einstellung gegenüber dem Arztbesuch, dem Impfen und die Akzeptanz von Impfungen ein Leben lang negativ beeinträchtigen sowohl bei Kindern, als auch ihren Eltern“, heißt es in dem aktuellen Bulletin.
Mittlerweile gibt es mehrere evidenzbasierte Empfehlungen für schmerz- und stressreduziertes Impfen. Dort sind bestimmte Injektionstechniken, schmerzstillende Medikamente und altersabhängige Ablenkungsmethoden aufgeführt. „Wir möchten die Ärzteschaft ermuntern, diese Hinweise zum schmerzreduzierten Impfen im Praxisalltag zu berücksichtigen und so die Impfakzeptanz in der Bevölkerung zu fördern“, so die Experten. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.