Herzinfarkte können auch unbemerkt bleiben
Ein Herzinfarkt wird gewöhnlich mit starken Schmerzen im Brustraum in Verbindung gebracht. Doch auch der sogenannte stille oder stumme Herzinfarkt, der weitgehend beschwerdefrei abläuft, tritt häufig auf. Es gibt dennoch Warnzeichen, die auf solche kardiovaskulären Ereignisse hinweisen. Ein Kardiologe klärt auf.
Dr. Curtis Rimmerman ist Kardiologe an der renommierten Cleveland Clinic in den USA. In einem aktuellen Beitrag der Institution klärt der Herzexperte über stille Herzinfarkte auf und erläutert, welche Warnsignale auf ein solches Ereignis hinweisen.
Was ist ein stiller Herzinfarkt?
Die Mehrheit der Menschen, die einen Herzinfarkt erleiden, verspüren klassische Symptome wie starkes Unbehagen, Schmerzen in der Brust, kalte Schweißausbrüche und ein extremes Schwächegefühl. Es gibt aber auch Infarkte, die nahezu symptomlos ablaufen.
Medizinerinnen und Mediziner sprechen von einem stummen Herzinfarkt, wenn bei einer Person keine oder nur leichte Symptome oder eine Reihe von Symptomen auftreten, die typischerweise nicht mit einem Herzinfarkt in Verbindung gebracht werden.
Auch ein stummer Herzinfarkt kann das Herz schädigen
Eine große Gefahr beim Auftreten eines stummen Herzinfarkt besteht darin, dass Betroffene nicht behandelt werden, da sie nicht wissen, dass sie einen Herzinfarkt haben oder hatten. Selbst wenn keine starken Schmerzen auftreten, kann ein solches Ereignis jedoch Schäden am Herzen verursachen und muss medizinisch abgeklärt werden.
Ein stiller Herzinfarkt wird oft erst Wochen später entdeckt
Kardiologe Rimmerman weiß aus seiner Erfahrung, dass manche Menschen erst Wochen oder Monate später erfahren, dass sie einen Herzinfarkt hatten. Oft wird dies im Rahmen einer Routineuntersuchung entdeckt. „Wir können das Ausmaß des Herzinfarkts daran erkennen, wie stark der Herzmuskel geschädigt ist, oft durch ein Elektrokardiogramm (EKG) oder noch genauer durch ein Herzultraschall- oder Echokardiogramm“, erklärt der Herzexperte.
Einige Menschen bemerken den stillen Herzinfarkt in Form von anhaltenden Symptomen wie Kurzatmigkeit oder Müdigkeit. Solche Beschwerden sind oft auf Schäden am Herzen zurückzuführen, die durch den Herzinfarkt verursacht wurden, wie zum Beispiel undichte Mitralklappen. Bleiben solche Schäden unbehandelt, kann dies zu Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen oder zu plötzlichen Ohnmachtsanfällen führen.
Diese Symptome nicht ignorieren
„Atypische Herzinfarktsymptome treten zwar am häufigsten bei Frauen und Diabetikern auf, können aber jeden treffen“, betont Dr. Rimmerman. Diese Beschwerden sollten nicht ignoriert werden. Neben der oben genannten Kurzatmigkeit und ständiger Müdigkeit kann dem Kardiologen zufolge auch ein Druckgefühl in der Brust, ein verspürtes Unbehagen im Brustkorb oder eine Engegefühl auf einen stillen Herzinfarkt hinweisen.
Sodbrennen kann, vor allem in Komplikation mit weiteren Symptomen, ebenfalls ein Anzeichen für einen Herzinfarkt sein. Dies liegt laut Rimmerman daran, dass infolge eines Herzinfarktes oft Verdauungsstörungen auftreten, die den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre begünstigen.
Gewissheit verschaffen
Wenn die oben beschriebenen oder ähnliche Symptome immer wieder auftreten, sollte eine Ärztin oder ein Arzt dazu befragt werden, rät der Kardiologe. „Wenn sich herausstellt, dass es sich um Sodbrennen handelt, haben Sie zumindest etwas Bedrohliches ausgeschlossen“, so Dr. Rimmerman.
Oft spüren Menschen, dass etwas nicht stimmt, wollen aber abwarten oder nicht glauben, dass es sich tatsächlich um einen Herzinfarkt handelt. „Wenn Sie eine deutliche Veränderung Ihres Befindens feststellen, ganz gleich wie subtil, sollten Sie einen Arzt aufsuchen“, empfiehlt der Kardiologe. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Can You Have a Heart Attack and Not Know It? (veröffentlicht: 16.12.2021), health.clevelandclinic.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.