Stress am Arbeitsplatz beeinträchtigt nicht nur das Wohlbefinden, sondern erhöht auch das Risiko, an Vorhofflimmern zu erkranken. Diese weit verbreitete Form der Herzrhythmusstörung kann zu lebensbedrohlichen Schlaganfällen, Herzversagen und anderen kardiovaskulären Komplikationen führen.
Eine neue Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Universität Laval in Quebec untersuchte die einzelnen und kombinierten Auswirkungen psychosozialer Stressoren am Arbeitsplatz auf das Auftreten von Vorhofflimmern. Die Ergebnisse sind in dem „Journal of the American Heart Association“ (JAHA) veröffentlicht.
Krank durch Stress am Arbeitsplatz?
In der Vergangenheit hatte sich bereits gezeigt, dass eine hohe Arbeitsbelastung und auch ein Ungleichgewicht zwischen Aufwand und Ertrag am Arbeitsplatz mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung koronarer Herzkrankheiten verbunden sind.
Die aktuelle Studie hat nun erstmals untersucht, wie sich eine hohe Arbeitsbelastung und/oder ein Ungleichgewicht zwischen Aufwand und Ertrag bei der Arbeit auf das Risiko für Vorhofflimmern auswirken, berichtet Studienautor Dr. Xavier Trudel.
Was wurde untersucht?
Die Forschenden analysierten die Auswirkungen eines hohen Drucks am Arbeitsplatz, wie er zum Beispiel durch knappe Fristen für die Erledigung bestimmter Aufgaben entsteht. Ein weiterer wichtiger Faktor, der untersucht wurde, war ein Ungleichgewicht zwischen Aufwand und Ertrag bei der Arbeit, zum Beispiel bei hohem Aufwand, aber unangemessenem Lohn.
Insgesamt wurden die medizinischen Datenbankeinträge von 5.926 Teilnehmenden analysiert, die in Kanada angestellt waren und deren Durchschnittsalter zu Beginn der Studie 45 Jahre betrug. Die Belastung der Teilnehmenden durch ihre Arbeit wurde von Fachleuten anhand von Selbstauskunftsfragebögen eingeschätzt.
Signifikant erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern
Es zeigte sich, dass Teilnehmende, die eine hohe Arbeitsbelastung empfanden, ein um 83 Prozent erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern hatten, verglichen mit Teilnehmenden, die keine hohe Arbeitsbelastung empfanden, berichtet das Team.
Wenn die Teilnehmenden ein wahrgenommenes Ungleichgewicht zwischen Leistung und Belohnung hatten, sei das Risiko für Vorhofflimmern um 44 Prozent höher ausgefallen als bei Personen, die kein solches Ungleichgewicht angaben.
Bis zu 97 Prozent höheres Risiko
Litten die Teilnehmenden unter einer Kombination aus hoher Arbeitsbelastung und einem Ungleichgewicht zwischen Anstrengung und Belohnung bei der Arbeit, erhöhte dies das Risiko für die Entwicklung von Vorhofflimmern sogar um 97 Prozent, verglichen mit Teilnehmenden, die diesen Faktoren nicht ausgesetzt waren, ergänzen die Forschenden.
Die Ergebnisse legen nahe, dass arbeitsbedingte Stressfaktoren in Präventionsstrategien für Vorhofflimmern einbezogen werden sollten. Für ein gesundes Arbeitsumfeld ist es wichtig, psychosoziale Stressfaktoren am Arbeitsplatz zu identifizieren und zu bekämpfen, resümiert Dr. Trudel.
„Die Wirksamkeit von Maßnahmen am Arbeitsplatz zur Verringerung psychosozialer Stressfaktoren, die auch das Vorhofflimmern-Risiko verringern können, sollte in künftigen Forschungsarbeiten untersucht werden“, betont der Experte in einer Pressemitteilung.
Wie kann Stress am Arbeitsplatz reduziert werden?
Die selbe Forschungsgruppe hat bereits eine wirksame organisatorische Intervention zur Reduzierung psychosozialer Stressfaktoren am Arbeitsplatz erprobt und nachgewiesen, dass diese zu einer Senkung der Blutdruckwerte führte.
So konnte beispielsweise durch die langsamere Umsetzung eines Großprojektes eine erhöhte Arbeitsbelastung vermieden werden, berichten die Forschenden. Dies habe auch für die Einführung flexiblerer Arbeitszeiten gegolten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es zum Schutz vor Vorhofflimmern sehr wichtig ist, zu hohe Arbeitsbelastungen zu vermeiden und Unternehmen sollten darauf achten, ein Ungleichgewicht zwischen Anstrengung und Belohnung bei ihren Mitarbeitenden zu vermeiden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Edwige Tiwa Diffo, Mathilde Lavigne‐Robichaud, Alain Milot, Chantal Brisson, Mahée Gilbert‐Ouimet, et al.: Psychosocial Stressors at Work and Atrial Fibrillation Incidence: An 18‐Year Prospective Study; in: Journal of the American Heart Association (veröffentlicht 14.08.2024), Journal of the American Heart Association
- American Heart Association: Work-related stress may increase the risk of an irregular heart rhythm (veröffentlicht 14.08.2024), AHA
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.