Wie wirkt sich Stress bei der Arbeit auf Männer aus?
Eine aktuelle große Studie über die Auswirkungen der Arbeitsbelastung auf die Gesundheit hat dramatische Auswirkungen auf die Raten des vorzeitigen Todes bei Männern festgestellt, wenn diese anspruchsvolle Jobs mit einer geringen Kontrolle ihrer Arbeitsbelastung haben.
Die Wissenschaftler der University of Helsinki und des University College London stellten bei ihrer aktuellen Untersuchung fest, dass es massive negative Auswirkungen auf die Gesundheit und die Langlebigkeit von Männern haben kann, wenn diese einer anspruchsvollen Arbeit nachgehen und starker Arbeitsbelastung ausgesetzt sind. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Lancet Diabetes and Endocrinology“.
Männer mit Vorerkrankungen waren besonders gefährdet
Die Experten konnten bei ihrer Untersuchung herausfinden, dass Männer mit Diabetes, Herzkrankheiten oder einem Schlaganfall ein um 68 Prozent erhöhtes Risiko hatten, im Verlauf der Studie zu versterben, wenn sie anspruchsvolle Jobs mit geringer Kontrolle über ihre Arbeitsbelastung hatten.
Wie kann gegen Stress am Arbeitsplatz vorgegangen werden?
Die Ergebnisse der 14 Jahre langen Studie unterstreichen die hohe Belastung durch Stress am Arbeitsplatz und machen deutlich, dass Unternehmen den am stärksten gefährdeten Männern helfen müssen, indem sie ihre Arbeitsplätze umgestalten, ihre Arbeitsbelastung verringern oder sie sogar aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in Rente schicken, erläutern die Mediziner.
Unternehmen sollten kardiometabolische Erkrankungen berücksichtigen
Während viele frühere Studien lediglich untersucht haben, wie Stress das Risiko von physischen und psychischen Gesundheitsproblemen erhöhen kann, wurde jetzt erstmals analysiert, wie sich Stress am Arbeitsplatz auf Menschen mit einer kardiometabolischen Erkrankung auswirkt. Es gibt Menschen, die besonders gefährdet sind, sagt Studienautor Professor Andrew Steptoe vom University College London. Unternehmen sollten in Zukunft darüber nachdenken, wer aufgrund von bereits bestehenden Krankheiten besonders gefährdet ist und wie diesen Menschen geholfen werden kann, fügt der Experte hinzu.
Mehr als 100.000 Probanden nahmen an der Studie teil
Die Studie umfasste mehr als 100.000 Menschen aus Finnland, Frankreich, Schweden und Großbritannien. Diese Teilnehmer waren mit und ohne kardiometabolische Erkrankung. Zu Beginn der Studie beantwortete jede Person einen Fragebogen zum Lebensstil, der Arbeit und der Gesundheit. Am Ende der Studie waren insgesamt 3.841 Teilnehmer verstorben, sagen die Wissenschaftler.
Wie wurde die Arbeitsbelastung bewertet?
Die Forscher bewerteten die Arbeitsbelastung der Menschen auf zwei verschiedene Arten. Die sogenannte Job-Belastung wurde definiert als eine anspruchsvolle Aufgabe, bei der die Menschen allerdings nur wenig Kontrolle über deren Anforderungen haben. Die zweite Bewertung befasste sich mit dem Ungleichgewicht zwischen Anstrengung und Belohnung, beispielsweise wenn Menschen viel Mühe in ihre Arbeit investieren, dafür aber nicht ausreichend entlohnt werden.
Stress kann für einige Männer fast so schädlich wie Rauchen sein
Männern mit kardiometabolischen Krankheiten mit einem anspruchsvollen Arbeitsplatz hatten ein um 68 Prozent größeres Risiko für einen vorzeitigen Tod, verglichen mit Männern mit einem ruhigeren, nicht so stressigen Arbeitsplatz. Dieses Risiko blieb auch bestehen, wenn verschiedene Faktoren wie beispielsweise der Lebensstil oder die Gesundheit mit einbezogen wurden. Die Ergebnisse legen nahe, dass für Männer mit bereits bestehenden kardiometabolischen Erkrankungen der Stress bei der Arbeit fast so schädlich ist wie Rauchen und gefährlicher als Fettleibigkeit, ein hoher Cholesterinspiegel und Sesshaftigkeit.
Ergebnisse betrafen nur Männer
Das auffälligste Ergebnis der Studie ist der überproportionale Einfluss auf die Gesundheit von Männern. Die Ärzte fanden heraus, dass weder die Belastung durch die Arbeit noch das Ungleichgewicht zwischen Beruf und Belohnung sich auf die Sterblichkeitsrate von Frauen in der Studie auswirkte. Der Unterschied ist wahrscheinlich auf direkte biologische Stress-Effekte zurückzuführen, erklären die Experten. Beispielsweise unterscheidet sich die Menge der Produktion des Stresshormons Cortisol zwischen Männern und Frauen. Stress verstärkt außerdem auch den Blutdruck und erhöht möglicherweise das Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall bei Menschen, die bereits verhärteten Arterien (Arterienverkalkung oder auch als Arteriosklerose bezeichnet) haben, sagen die Forscher.
Männer leiden häufiger an Atherosklerose
Die Stress-Mortalitäts-Beziehung wurde bei Männern festgestellt, aber nicht bei Frauen. Dies steht im Einklang mit der Tatsache, dass Atherosklerose bei Männern im erwerbstätigen Alter häufiger vorkommt als bei Frauen, erklären die Wissenschaftler. Ein gesunder Lebensstil kann das Risiko eines vorzeitigen Todes reduzieren, aber auch andere Interventionen, wie Stressmanagementkurse, Neugestaltung von Arbeitsplätzen oder reduzierte Arbeitszeiten, können gefährdeten Menschen helfen, fügen die Mediziner hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.