Doping im Alltag nimmt zu: Immer mehr Menschen greifen zu Schlafmitteln oder Leistungssteigernden Medikamenten.
Immer mehr Menschen greifen zu Schlafmitteln, Viagra oder vermeintlich Leistungssteigernde Arzneien. Durch den stetig wachsenden Stress und Leistungsdruck in unserer Gesellschaft suchen viele Menschen ihr Heil in frei verkäuflichen Medikamenten. Doch die gesundheitlichen und psychischen Folgen können für die Konsumenten fatal sein.
Stress und Leistungsdruck im Alltag
Im Berufsleben, aber auch im Privatleben wird den meisten Menschen immer mehr Leistung abverlangt. Viele Menschen versuchen die steigenden Belastungen mit einer Medikamenteneinnahme auszugleichen. Eine solche Art des „Dopings“ ist in den USA längst zu einem Massenphänomen geworden und nimmt auch in Deutschland immer mehr Überhand. Arzneien wie Schlaf- und Beruhigungsmittel, Ritalin oder Viagra nehmen immer mehr Menschen in in Deutschland ein, wie die Landesärztekammer Baden-Württemberg mitteilte. Bis auf Ritalin sind solche Mittel in Apotheken frei verkäuflich. Die Konsumenten wollen damit ihre Konzentration, ihr Gedächtnis oder ihre körperliche und sexuelle Leistungsfähigkeit steigern. Bei einem Symposium in Stuttgart warnte Christoph von Ascheraden vom Kammerausschuss für Suchtmedizin davor, dass die Menschen dabei ihre „Identität aufs Spiel setzen“, wenn sie alle Probleme des Alltags mit Hilfe von Arzneimitteln bewältigen wollen. Auch wenn die Mittel frei verkäuflich sind, verfügen sie dennoch über zahlreiche Nebenwirkungen. Auch bestehe vor allem bei Schlafmitteln ein erhebliches Potential für eine Abhängigkeit.
Medikamente im Internet
Im Internet werde zudem der Zugang zu sogenannten „Soft-Drogen“ erheblich vereinfacht. In dubiosen Online-Apotheken können hoch wirksame Arzneimittel wie Valium oder Ritalin erworben werden. Aber auch Ärzte raten Patienten immer wieder leichtfertig zur Einnahme von Medikamenten. Ein Problem, dass der Experte deshalb auch in der Ärzteschaft sieht. Beispielsweise sind "ausufernde Diagnosen" bei leichten depressiven Stimmungen/Episoden. Vielfach werde dann Psychopharmaka verschrieben, obwohl bereits sanfte natürliche Mittel oder Entspannungsübungen helfen könnten.
Ritalin wird zur Leistungssteigerung verwandt
Ein sehr ernsthaftes Problem ist die leichtfertige Einnahme von Ritalin (Wirkstoff Methylphenidat). An sich wird der Wirkstoff beim Aufmerksamkeitsdefizit- Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) verschrieben. Doch immer mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsene nehmen die Medikamente leichtfertig selbst ein, ohne das diese ärztlich verordnet wurden. Viele versprechen sich durch die Selbstmedikation eine Steigerung ihrer Konzentration- und Leistungsfähigkeit. Doch die gesundheitlichen Folgen können fatal sein: Betroffene können eine Persönlichkeitsveränderung, Antriebslosigkeit, Depressionen oder Abhängigkeit erleiden. Auch körperliche Beschwerden sind nicht ausgeschlossen. (sb, 18.11.2010)
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Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.